Das schöne an den Reisebänden "Gebrauchsanweisung für..." ist, dass sie weniger klassische Reiseführer als vielmehr persönliche Bekenntnisse, Erzählungen, Geschichten sind und ebensoviel über die Beziehung des Autors oder einer Autorin zu einer Stadt erzählen wie über die Sehenswürdigkeiten. Als Vorbereitung zu einem Besuch lassen sie sich lesen, viel mehr aber, um die Zeit zum nächsten Besuch in einer Stadt oder einem Land, das man selbst ins Herz geschlossen hat, zu überbrücken. "Gebrauchsanweisung für Lissabon" von Martin Zinggl bildet da keine Ausnahme.Zinggl schildert das, wofür Lissabon berühmt ist: Fado, Pasteis de nata, die hügeligen Altstadtviertel. Er verbindet das aber stets mit Episoden und Menschen, die dem Ganzen noch zusätzlich Leben einhauchen. Nach 19 Jahren von Besuchen in Lissabon beobachtet er auch die Veränderungen: erst der verfallene Charme, dann die zunehmende Entdeckung durch den Tourismus, Overtourism, Gentrifizierung, Hipstergizierung. Die Ein-Tages-Invasion von Kreuzfahrttouristen und die Verwandlung historischer Stadtviertel in Airbnb-Hochburgen, in denen sich die Einwohner nicht mehr die Miete leisten können.Auch da Umland von Lissabon findet einen Platz in diesem Buch, seien es die Wälder von Sintra oder die Strände rund um die portugiesische Hauptstadt mit ihren Buchten und Wellen, die so viele Surfer anziehen. Und zwischen aller Kommerzialisierung ist sie doch noch gelegentlich zu finden, die saudade, dieses melancholische Lebensgefühl der Stadt mit ihren steilen Kopfsteinstraßen, Treppen und miradouros, mit ihrem wunderbaren Licht und einem Charme, der -noch - an versteckten Orten der Vereinnahmung durch den Massentourismus trotzt.Für mich weckt dieses Buch jedenfalls Erinnerungen an die "Stadt des Lichts" und der blau-weißen Fliesen, die bis zum nächsten eigenen Besuch Lissabon-Feeling wecken.