"Allmächd!", schreibt ein in Rheinland-Pfalz geborener, jahrzehntelang in Berlin gelebt habender und jetzt in Nürnberg Lebender, "allmächd, wie schafft Martina Kempff es immer wieder so viel unbändiges Leben, so viel Spannung, so viel Dramatik, so viel Komik in einem so schönen, kleinen Dorf - mit herzhaft-liebenswerten Einwohnerinnen und Einwohnern - in gut 36 Stunden geschehen zu lassen?"
Ich muss gestehen, ich hab das Buch vorgestern um 22.00 Uhr in die Hand genommen und swusch - lesen Sie das Buch, dann wissen Sie was gemeint ist! - in einem Zug verschlungen. Morgens um 6.00 Uhr brauchte ich kein Dessert mehr, aber ich habe einen Espresso getrunken.
Ich kenne und liebe die Kehr, seit es Katja Klein dorthin verschlagen hat, und immer wieder staune ich, wie liebe- und humorvoll die Nicht-Eifelerin dem Volk aufs Maul schaut.
Zur Handlung schreibe ich nichts, das erledigt der Klappentext genügend.
Mich hat nicht zum ersten Mal begeistert, wie fantasievoll die Autorin mit sauber recherchierter Vergangenheit und ausgezeichnet erforschter Gegenwart einer winzigen Region umgeht, alles verwebt und ihren Lesenden einen Blick ins Unsichtbare, eben ins Vergangene, ermöglicht. So lernt mensch, Menschen zu verstehen.
Mich hat nicht zum ersten Mal gefreut, wie nah mir die handelnden Menschen gekommen sind in dieser Lesenacht. Ich habe mich mit ihnen erschrocken, gefürchtet, mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gelitten. Und ich habe mit ihnen gelacht, so herzhaft, dass - ich bin zur Zeit Krankenhauspatient - die Nachtschwester herbei eilte, um nachzuschauen, ob es mir wirklich gut ging.
Mich hat nicht zum ersten Mal berührt, wie Martina Kempffs warmherzig-humorvoll-selbstironische Hauptfigur Katja ganz aktuelle soziale Zustände aufgreift und Partei ergreift für die Unterlegenen, Ausgegrenzten, für Geflüchtete und Kinder. Wie sie deren seelische Widerstandsfähigkeit - neudeutsch heißts inzwischen "Resilienz" - erkennt und fördert.
Den Begriff "Spannung" habe ich hier noch nicht gebraucht. Wenn man nach durchlesener Nacht morgens um 6.00 Uhr Espresso trinkt, dann erübrigt das wohl. Swusch!