hat man normalerweise nur im sprichwörtlichen Sinne, aber Sommelier Benjamin Freling findet eine mumifizierte Leiche in einer Zwischenwand im Keller, die vor ca. 20 Jahren bei Umbauarbeiten des familiengeführten 5 Sterne Hotels eingezogen wurde. Zumauern, einfach wieder zumauern. (S. 28), Können wir nicht noch eine gute Woche die Füße stillhalten, bis der Michelin raus ist? (S. 28) und Wir haben schließlich noch ein paar Kredite zu tilgen. So etwas wie das hier können wir nicht brauchen. (S. 29) meinen seine Verwandten, als er ihnen das Corpus Delicti zeigt. Doch Benjamin befürchtet, dass er endlich sein Kindermädchen Zuzanna gefunden hat, welches damals plötzlich verschwunden war, und meldet den Fund der Polizei. Aber die Bilder der Mumie lassen ihn nicht los, verfolgen ihn in Tag- und Nachtträumen und so beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln.
Mörderische Auslese kommt daher wie ein Genuss-Krimi. Der Tatort Kaiserstuhl an der badischen Weinstraße sorgt für das passende Flair und natürlich kommen der Genuss durch die beschriebene Sterneküche und Weine nicht zu kurz. Und obwohl die Handlung relativ unblutig ist, schafft es Mattis Ferber, die Spannung konsequent zu halten und den Leser mit immer neuen Entwicklungen und Wendungen zu überraschen.
Das liegt vor allem an dem Familienkonstrukt, die das Haus führt. Sie sind schon die dritte Generation Hoteliers, alle im Hotel auf- und damit schon früh in das Gewerbe hineingewachsen. Man kennt sich von klein auf und ist voneinander abhängig, das Hotel funktioniert nicht ohne Restaurant und andersrum. Gerade fiebern alle dem zweiten Michelin Stern entgegen und die Nerven liegen blank.
Benjamin galt lange als schwarzes Schaf, stammt aus der zweiten Ehe seines Vaters und hat seine Eltern früh durch einen Unfall verloren. Er wurde dann abwechselnd von einem zum anderen Verwandten durchgereicht , hauptsächlich kümmerte sich aber ein neues Kindermädchen um ihn. manchmal hatte er das Gefühl, seine Vergangenheit bestand aus Geschichten und Anekdoten, aus schnipselhaften Informationen und lückenhaften Erinnerungen, die sein Hirn aus einem Drang nach Vervollständigung zusammengekleistert hatte. (S. 200)
In seiner Pubertät hat er rebelliert, fand während der Ausbildung allerdings seine Berufung zum Sommelier und damit zurück zur Familie. Er liebt die Ruhe seines Weinkellers und seine edlen Tropfen, verschenkt lieber mal etwas an echte Connaisseurs als an protzige Angeber. Weinliebhaber waren nicht selten Romantiker. Freaks. Besessene. Irrationale. Allesamt unzurechnungsfähig, denn wenn der Stoff einmal von ihnen Besitz ergriffen hatte, dann waren sie unweigerlich verloren. (S. 10)
Bei seinen Nachforschungen hat er schon bald das Gefühl, verfolgt zu werden. Der Weinkeller, bisher sein sicherer Hafen, erscheint ihm immer mehr als Falle. Wer hat was zu verbergen und will ihm darum ans Leder?
Man merkt dem Buch an, dass der Autor genau weiß, worüber er schreibt. Hinter dem Pseudonym Mattis Ferber steckt niemand anderes als der (Gastro-)Journalist Hannes Finkbeiner, der selber in der Küche aufgewachsen ist und auch Restaurantfachmann gelernt hat. (Dazu gibt es übrigens auch ein tolles Interview auf der Seite des Verlages.)