Durch Das Geheimnis von Dikholmen habe ich wieder eine neue Autorin für mich entdeckt, von der ich gerne noch mehr Bücher lesen möchte. Michaela Abreschs atmosphärischer, fesselnder und leicht zu lesender Schreibstil und die Familiengeheimnisse von drei so unterschiedlichen und facettenreich dargestellten Frauen, bei denen ich mich lange Zeit gefragt habe, wie sie zueinanderstehen und ob ihre schicksalhaften Wege miteinander verknüpft sind, haben mich voll in den Bann gezogen. Hinzu kommen die wunderschönen Beschreibungen der idyllischen Natur Schwedens, die Bilder vor meinen Augen erzeugt und Fernweh bei mir ausgelöst haben. Die Geschichte wird auf drei verschiedenen Zeitebenen in der Gegenwart und Vergangenheit erzählt und findet an Schauplätzen in Deutschland und den Stockholmer Schäreninseln statt, die sich immer wieder abwechseln.
Tragisch, emotionsvoll und berührend sind die schicksalhaften Lebenswege von Lillemor, Inga und Eira, die mich im Laufe der Geschehnisse ganz tief in ihre Seelen hineinblicken ließen und mir dabei ihre Verletzlichkeit, ihre Schuldgefühle, ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche offenbart haben und dadurch lebendig und authentisch rüberkamen. Die Neugierde darauf, was in ihrem Leben passiert ist, warum sie vor ihren Problemen fliehen und ob sie den für sie richtigen Weg finden, hat mich wie in einem Sog durch die Seiten fliegen lassen. Je mehr sie von sich preisgegeben haben, umso höher wurde mein Lesetempo. Schmerz, Verlust, sich öffnen, Mauern überwinden, sich selbst reflektieren und finden und neue Wege beschreiten, sind wichtige Themen, die in dieser Geschichte angesprochen werden. Der Erzählpart in der Gegenwart, bei der ich Lil auf ihrer mehrtätigen Wanderung mit ihrer Zufallsbekanntschaft Rieke begleiten durfte, hat mich ganz besonders eingefangen. Beide haben viel Zeit nachzudenken, sich selber besser kennenzulernen und sich Geheimnisse anzuvertrauen. Rieke zeigt Lil wortwörtlich auf, was sie für einen schweren Rucksack mit sich herumträgt, wie sie Ballast abwerfen kann und gibt ihr Anstöße neue Wege zu finden, wieder Pläne zu schmieden und sich die Leichtigkeit und Lebensfreude wiederzuholen. Inga und Eiras Erzählpart hat mir auch viele Rätsel aufgegeben und Fragen in meinem Kopf entstehen lassen. Beide hat es aus unterschiedlichen Gründen und zu verschiedenen Zeiten nach Dikholmen verschlagen, wo sie einem Menschen begegnet sind, der sie unterstützt und sich ihrer angenommen hat. Es war richtig spannend, wie die Autorin es durch Rückblicke in die Vergangenheit geschafft hat das Leben von Lil, Inga und Eira zu verweben und ihre Geheimnisse aufzuschlüsseln, die erst vollständig in der Schlussphase bei einer großen Aussprache auf den Tisch kamen und bei der für den Leser die letzten Puzzleteilchen zusammengesetzt wurden. Die Geschichte wunderbar abgerundet hat für mich noch der Brief von Lil an Rieke.
Mein Fazit:
Michaela Abresch hat mit Das Geheimnis von Dikholmen eine Familiengeschichte erschaffen, die die guten und traurigen Seiten des Lebens aufzeigt, mich zum Nachdenken gebracht und mir sehr unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat. Von mir erhält der emotionsvolle Roman 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung!