Besprechung vom 19.08.2021
Auf reanimierten Rädern durch Wien
Die Unterkunft ein früheres Seniorenheim und das Mobiliar vom Sperrmüll: Klingt nach einem wenig verlockenden Quartier für einen Wien-Trip. Doch wer "magdas Hotel" erlebt hat, wird oft gleich zum Stammgast. Das Haus, nicht weit vom Stephansdom entfernt gelegen, ist ein Social Business, in dem Profis Flüchtlinge ausbilden und ihnen so den Weg in die berufliche Eigenständigkeit ebnen. Hier isst man gut und schläft zwischen originellen, sorgfältig restaurierten alten Möbelstücken sehr angenehm und auch recht günstig. Die charmante Bleibe ist einer von neunzig Tipps, die Mira Nograsek in ihrem Band "Lieblingsplätze - Wien nachhaltig" auflistet. Mit dem Zug anzureisen ist längst eine Selbstverständlichkeit für alle, die ihren ökologischen Fußabdruck in der Welt möglichst klein halten wollen. Doch sich auch am Ort bewusst zu bewegen und die grünen Seiten der Stadt zu erkunden, im umfassenden Sinn, ist nicht ganz so einfach. Die Autorin nimmt uns ins Schlepptau und führt uns in Kaffeehäuser mit verlockenden Angeboten an veganen Mehlspeisen und Torten, auf Biomärkte, in Secondhandshops und Läden, die von engagierten Betrieben produzierte, umweltfreundlich verpackte Mitbringsel feilbieten. Etliche dieser Projekte, die sich in flotten Kurzessays vorstellen, wären auch für andere Städte nachahmenswert. So etwa "Reanimated Bikes", ein Unternehmen, bei dem man Fahrräder mieten oder auch kaufen kann, die von der Müllhalde gerettet und verkehrstauglich repariert wurden. Das ideale Gefährt also, um mit Mira Nograseks Buch im Gepäck durch die Stadt zu flitzen - ruhigen Gewissens. aber
"Lieblingsplätze - Wien nachhaltig" von Mira Nograsek. Gmeiner Verlag, Meßkirch, 2021. 192 Seiten, 90 farbige Abbildungen.
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