Nicci French enttäuschen nie.
Die Bücher von Nicci French haben mich bisher noch nie enttäuscht. Auch "Was sie nicht wusste" kommt in dem gewohnt angenehmen, unaufgeregten Schreibstil daher. Neve hat eine Affäre mit ihrem Chef - als sie sich eines Morgens mit ihm in seiner Wohnung treffen will, findet sie ihn dort niedergeschlagen auf. Damit die Affäre nicht herauskommt, putzt sie die Wohnung akribisch, um alle Spuren, dass sie je da war, zu entfernen. Wieder Zuhause fällt ihr ein, dass sie ihr Armband dort vergessen hat. Als sie es aus der Wohnung holen will, ist es weg - und auch die Tatwaffe ist verschwunden. Da sie niemandem erzählen kann, dass sie den Toten gefunden hat, beginnt sie selbst, Nachforschungen anzustellen und auf einmal wirkt jeder verdächtig, selbst ihre besten Freunde, die eigene Tochter, der Ehemann.Man hätte den Mittelteil des Buches sicher kürzer halten können, ich habe mich selbst beim Lesen regelrecht erschöpft gefühlt, weil Neve nicht mehr schläft und nur noch (hauptsächlich Nachts und/oder bei Regen) mit dem Rad unterwegs ist, um herauszufinden, wer ihren Chef auf dem gewissen hat. Und nebenbei muss sich auch noch die von allen geliebte und geschätzte Ehefrau, Freundin und vor allem Mutter spielen: Pausenbrote schmieren, kochen, das Meerschweinchen füttern, Gäste bewirten, die einfach nicht mehr gehen wollen. Manchmal wollte ich echt an ihrer Stelle schreien, dass alle endlich mal verschwinden und sie in Ruhe lassen sollen. Noch dazu schneit ständig ein Detective herein, der etwas zu ahnen scheint.Obwohl nicht so richtig viel passiert, passiert in Neve doch ganz schön viel, sodass die Bezeichnung "Psychothriller" sehr passend ist. Jede:r hat irgendwelche Geheimisse und Neve weiß nicht, wem sie noch trauen kann. Die Auflösung am Ende war auch stimmig.