Der Roman "Gott ist nicht schüchtern" von Olga Grjasnowa ist wahrlich keine leichte Kost.
Die Geschichte von Amal und Hammoudi führt in eine Welt, die wir uns kaum vorstellen können. Seine Heimat zu verlassen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft - das ist auch ein Kampf ums Überleben. Die Geschichte könnte statt in Syrien genausogut in anderen Kriegs- und Krisengeschichten spielen und ist damit meiner Meinung nach zeitlos aktuell.
Die Geschichte hat mich sehr bewegt und erschüttert. Ein Buch, das man nicht so schnell vergessen kann.
"Amal sagt kein Wort. Sie weiß, dass diese Geschichten sonst niemals erzählt werden würden, doch sie weiß auch, dass Leid nicht vergleichbar ist."
"Die Menschen haben Hunger, und Hunger ist die effektivste Wache, denn er entmenschlicht."
"Amal hast es, sich als Flüchtling durch die Stadt zu bewegen - zögerlich und eingeschüchtert. Sie hasst ihre ganze Existenz. Sie hasst es, sich nicht auf Deutsch verständlich machen zu können und das in den Behörden niemand außer den Security-Männern in der Lage ist, auch nur das primitivste Englisch zu sprechen. Sie hasst es, als Muslimin und Schmarotzerin angesehen zu werden und sie hasst sich selbst. Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist mit jedem Atemzug spürbar."
"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustand kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird. (Bertold Brecht; hier als Zitat auf Seite 277)