Klappentext:
An Indien scheiden sich die Geister. Obwohl oder gerade weil kaum jemand im Westen dieses widersprüchliche Land versteht. Zwischen Slums und Prunk, zwischen Yoga und Hightech, zwischen Bollywoodkultur und Kastenwesen ist uns das Land, dessen Bedeutung für die Weltgemeinschaft immer größer wird, ein Rätsel geblieben. Oliver Schulz liefert einen tiefen Einblick in die verschiedenen Facetten der indischen Gesellschaft und Kultur und gibt uns einen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsperspektiven der neuen Supermacht, die immer deutlicher ihre Ansprüche auf eine Führungsrolle in der Welt erhebt. Wie tickt dieses Land wirklich? Was hält es zusammen? Wie verlässlich ist es als Partner? Und wie bedrohlich könnte sein Aufstieg für die Weltgemeinschaft werden?
Dieses Sachbuch hat mir sehr gut gefallen, obwohl meines Erachtens der Autor seine eigenen Fragen nicht erschöpfend beantwortet hat. Es ist ihm aber hier wenig Vorwurf zu machen, denn niemand kann voraussehen, was die Politiker eines so komplexen Landes vorhaben.
Für mich sehr interessant war der geschichtliche Rückblick, der gut zwei Drittel der 224 Seiten in Anspruch genommen hat. Ich finde ja, man muss die Vergangenheit kennen, um in der Zukunft bestehen zu können. Die Schilderung der aktuellen Situation in Indien und ein möglicher Ausblick in die Zukunft hätten von mir aus gerne jeweils ein wenig länger ausfallen dürfen.
Der komplexe Staat Indien, der selbst jede Menge Zündstoff für Konflikte in seinen unterschiedlichen Ethnien, Religionen und dem zwar verbotenen, aber dennoch nach wie vor existierenden Kastenwesen, birgt, wird sich im Zweifelsfall immer auf seine eigene Seite schlagen und jene Allianzen schließen, die Indien im Augenblick am meisten nützlich erscheinen. Auch wenn das tags darauf schon wieder anders sein könnte. Das hat mit Unzuverlässlichkeit nicht viel zu tun, sondern mit dem ehernen Gesetz, das Hemd ist mir näher denn der Rock.
Fazit:
Ein interessanter Einblick in ein Staatengefüge, das für uns Mitteleuropäer doch ziemlich fremd erscheint. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.