Ist das ein Mensch? Der Bericht eines Überlebenden.Der AutorPrimo Levi, ein italienischer Staatsbürger jüdischer Rasse wurde mit 24 Jahren als fertig diplomierter Chemiker 1944 ins Konzentrationslager Monowitz (Auschwitz III) deportiert. Als einige der wenigen überlebte Levi den Holocaust und verfasste das Buch 'Ist das ein Mensch?' als autobiographischer Bericht. Was wir vor uns haben ist keine fiktive Geschichte, sondern die von Levi selbst durchlebte schreckliche Wahrheit. Das BuchSeine Schreibarbeiten zum Buch begannen bereits in der Zeit des Lagers selbst. Die Veröffentlichung erfolgte 1947, also unmittelbar nach dem Krieg. Dies ist als Ausnahme zu betrachten, denn unmittelbar nach dem Geschehen trat erstmal ein grosses Schweigen ein. Die Menschen wollten die Schrecken vergessen und nicht daran erinnert werden. Er aber wollte berichten: "Das Bedürfnis, den 'anderen' zu erzählen, die 'anderen' teilhaben zu lassen, hatte bei uns vor und nach der Befreiung den Charakter eines so unmittelbaren und heftigen Drangs angenommen, dass es mit den übrigen elementaren Bedürfnissen wetteiferte; das Buch wurde geschrieben, um diesem einen Bedürfnis Genüge zu tun, in erster Linie also zum Zweck der inneren Befreiung."Das Buch repräsentiert ein psychischer Versuch zu bewältigen, was Levi in Auschwitz erlebt hat.Perspektive & SpracheTrotz einer sehr analytischen Perspektive, ist der Bericht sehr persönlich geprägt. Da das Werk zum grössten Teil im Präsens geschreiben ist, gibt es die spezielle Wirkung des Textes: Eine Art von Unmittelbarkeit des Miterlebens. Der Leser ist mittendrin. Es gibt keine Schonung aufgrund einer historischen Erzählung. Trotzdem bleibt der Leser durch den analytischen Blick auf Distanz. Levi schildert das KZ, wie ein Experiment von Menschen unter Extrembedingungen. Oftmals sind Formulierungen wie 'man nehme' oder 'nun denke man sich' zu finden. Levi wird als Häftling in Auschwitz zum teilnehmenden Beobachter der Ermordung der europäischen Juden. Wir begleiten ihn als Leser durch diese Zeit persönlichen Leidens.Ist das ein Mensch?Zentral für den Bericht ist die Frage nach der Menschlichkeit. Kann der KZ-Häftling überhaupt noch als Mensch angesehen werden? ¿Nun denke man sich einen Menschen, dem man, zusammen mit seinen Lieben, auch sein Heim, seine Gewohnheiten, seine Kleidung und schliesslich alles, buchstäblich alles nimmt, was er besitzt: Er wird leer sein, beschränkt auf Leid und Not und verlustig seiner Würde und seines Urteilvermögens; denn wer alles verloren hat, verliert auch leicht sich selbst; so sehr, dass man leichthin und ohne jede Regung verbindenden Menschentums, bestenfalls aufgrund reiner Zweckmässigkeit, über sein Leben und seinen Tod entscheiden können. So wird man denn die zweifache Bedeutung des Wortes ¿Vernichtungslager¿ verstehen und ebenso, was ich mit der Definition ¿in der Tiefe liegen¿ zum Ausdruck bringen möchte.¿ "Die hier beschriebenen Personen sind keine Menschen. Ihr Menschtum ist verschüttet, oder sie selbst haben es unter der erlittenen oder den anderen zugefügten Unbill begraben. Die bösartigen, dummen SS-Leute, die Kapos, die Politischen, die Kriminellen, die grossen und kleinen Prominenten, bis hinunter zu den unterschiedslosen, versklavten Häftlingen, alle Abstufungen dieser ungesunden, von den Deutschen gewollten Hierarchie: sie sind durch ihre einheitliche innere Verödung auf paradoxe Art miteinander vereint. Lorenzo aber war ein Mensch. Seine Menschlichkeit war rein und makellos, er stand ausserhalb dieser Welt der Verneinung. Dank Lorenzo war es mir vergönnt, dass auch ich nicht vergass, selbst noch Mensch zu sein.¿ Meine Meinung:Bücher, wie 'Ist das ein Mensch?' sollten eigentlich Pflichtlektüre sein! Sie sind Zeugen einer Geschichte, die sich so nie mehr ereignen darf. Wir alle sind dafür verantwortlich! Obwohl der Bericht keineswegs einfach zu lesen ist, ist es wichtig, dass wir uns unserer Geschichte bewusst sind. Das ist kein fiktiver Roman. Nein, das war die Wahrheit! Mit diesem Hintergrundwissen geht man ganz anders an ein Buch heran. Was man liest ist einfach unvorstellbar schrecklich. Wir leben in einer heilen Welt, niemals können wir das Gelesene richtig nachvollziehen. Trotzdem ist es wichtig, dass wir die Augen nicht davor verschliessen. Die Überlebenden schrieben, um zu verarbeiten, aber auch um uns etwas mitzuteilen. Sie sollten gehört werden!