Wenn einen die Opfer nicht ernst nehmen, weil sie den Überfall für einen Aprilscherz halten, wenn das Paket nicht das enthält, was bestellt wurde, dann kann sich das nur Ralf Kramp ausgedacht haben.
Seine neuen bitterbösen Geschichten, wie der Untertitel sie nennt, sind gewohnt skurril, völlig absurd, urkomisch und zeigen dennoch authentisch wirkende Menschen in Situationen, in die wir alle nie geraten möchten.
Wenn auch das Sammelsurium an Geschichten in diesem Band ein wenig wirkt, als hätte der Autor den Bodensatz seiner Festplatte zusammengekehrt, um eine neue Anthologie zu füllen, so sind sie doch durchweg unterhaltsam. Zwar wird man des immer gleichen Humors, der sich stets ähnelnden Pointen, die man schließlich erahnen kann, nach einiger Zeit müde. Aber dafür sind es ja Kurzgeschichten, die man immer mal zwischendurch wieder hervorholt, wenn man etwas Aufmunterung braucht oder vielleicht gerne auch mal jemanden beseitigen möchte ?
Dabei sind die Täter selten erfolgreich, sondern werden vielmehr am Ende meist selbst zum Opfer. Egal ob Ehemann oder Ehefrau, die sich des leidigen Partners entledigen möchten, ob eifersüchtiger Bruder, der sich endlich den ewig gewinnenden Bruder vom Hals schaffen möchte, ob es die Anhalterin ist, die nicht dort ankommt, wo sie hin möchte alle Geschichten sind aus dem Leben gegriffen und trotzdem völlig fern von aller Realität. Und sogar in Gedichtform bringt Ralf Kramp noch seine Krimis, nicht weniger humorvoll als die prosaischen.
Ein Lesespaß, den man am besten in kleinen, bekömmlichen Dosen zu sich nimmt.
Ralf Kramp Tödlich währt am längsten
KBV, Oktober 2023
Taschenbuch, 251 Seiten, 14,00 €