Aktuell feiern wir 35 Jahre Mauerfall. Das ist ein idealer Zeitpunkt, um noch einmal zurückzublicken. Wie war das nach dem Zweiten Weltkrieg, als Deutschland in zwei Staaten geteilt wurde und Walter Ulbricht sagte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."Reichen wir die Frage an Ralf Langroth weiter, der sich im vierten Band seiner Nachkriegs-Thriller-Reihe mit dem Thema "Mauern und Lügen" intensiv auseinandersetzt. Gedanklich geht es ins Jahr 1961. Wie gewohnt schickt der Autor seinen BKA-Hauptkommissar Philipp Gerber ins Rennen, der auf dem Frankfurter Flughafen in letzter Sekunde ein Attentat auf seinen ehemaligen Chef beim US-Militärgeheimdienst - General Hiram Anderson - verhindert. Obwohl Anderson aus privaten Gründen nach Deutschland gereist ist, geht er nebenbei geheimen politischen Pläne nach und versucht Philipp vor einem Doppelagenten zu warnen. Gerber ermittelt fieberhaft, wer hinter dem Anschlag steckt, während seine Freundin Eva Herden für eine Recherche zwischen Ost- und Westberlin hin und her pendelt. Als erfährt sie, dass eine Mauer durch die Stadt errichtet werden soll, weiß sie zunächst nicht, fällt es ihr schwer, diese brisanten Informationen journalistisch zu verarbeiten. Was bedeutet das für die Menschen in Ost und West? Das Buchcover ist im Stil der vorangegangenen Bücher gestaltet. Ein Blickfang im Buchregal. Ralf Langroth zieht mich schnell in den Bann seiner geheimnisvollen Geschichte. Dabei lässt er hier und da auch eine Prise Humor mitschwingen. Die kurzen Kapitel sind angenehm zu lesen und bringen Tempo in die Story. Der Spannungsbogen ist durchweg hoch, sodass es schwer fällt, das Buch zwischendurch aus den Händen zu legen.Dem Buchautor gelingt es vortrefflich die damalige Zeit in imposanten Bildern einzufangen. Er gewährt Einblicke in das politische, kulturelle und wirtschaftliche Leben kurz vor der Teilung Deutschlands. Ich bin ein Fan dieser Thriller-Reihe, die neben einer geschickt ausgetüftelten Romanhandlung mit interessanten Hintergrundfakten zu historischen Ereignissen punktet. Obwohl der Thriller eine in sich abgeschlossene Story behandelt und somit losgelöst von den Vorgängerromanen gelesen werden kann, empfiehlt es sich mit Band 1 der Reihe zu beginnen, da hier die Hauptfiguren eingeführt werden. Philipp Gerber und Eva Herden sind beeindruckende und sympathische Charaktere, beide Profis auf ihrem Gebiet. Ich fiebere mit ihnen, wenn sie wieder einmal in eine brenzlige Situation geraten. Außerdem integriert der Autor auch tatsächliche historische Figuren in seine Geschichte und verleiht ihr damit ein hohes Maß an Authentizität. "Mauern und Lügen" ist ein spannend erzählter und lehrreicher politischer Thriller mit historischem Hintergrund. Lesen!!!