The instant #1 Sunday Times bestseller and Reese Witherspoon Book Club pick from author R. F. Kuang (colour may vary)
'Addictive' Grazia
'Hugely entertaining' Observer
'Provocative' Mail on Sunday
THIS IS ONE HELL OF A STORY.
IT'S JUST NOT HERS TO TELL.
When failed writer June Hayward witnesses her rival Athena Liu die in a freak accident, she sees her opportunity. . . and takes it.
So what if it means stealing Athena's final manuscript?
So what if it means 'borrowing' her identity?
And so what if the first lie is only the beginning. . .
Finally, June has the fame she always deserved. But someone is about to expose her. . .
What happens next is entirely everyone else's fault.
'The book that everyone is talking about' Glamour
'Ingenious, astute, hugely entertaining' David Nicholls
'Breathtakingly clever on jealousy, talent, success, and who gets to tell which story' Elizabeth Day
'Hard to put down. Harder to forget' Stephen King
R. F. Kuang's book Yellowface was a #1 Sunday Times bestseller w/c 04-06-23
R. F. Kuang's book Yellowface was a #5 New York Times bestseller w/c 04-06-23
'Propulsive' SUNDAY TIMES
'Razor-sharp' TIME
'Blistering' SCOTSMAN
'I guarantee it will stay with you' AFUA HIRSCH
'Strikingly topical' GUARDIAN
'Scathing, spiky, and full of laugh-out-loud moments' GLAMOUR
'A rollicking good read' WOMAN'S WEEKLY
'Sharp and funny' PRIMA
'Wickedly funny' EVENING STANDARD
'A firecracker of a book' i PAPER
'A riot' PANDORA SYKES
'Darkly hilarious' MARIE CLAIRE
'Uncomfortable and addictive. . . a must-read' INDEPENDENT
'Tackles cancel culture and cultural appropriation with razor-sharp wit' LOUISE O'NEILL
'A clever, pacy tale' SARA PASCOE
'Tense, modern. . . a brilliant exploration of the literary world' AISLING BEA
'Darkly comic' GQ
'A wild ride' STYLIST
'A wicked little satire of publishing, racial politics and icky internet culture' THE TIMES, Best Summer Reads
'Utterly diverting' FINANCIAL TIMES
'Unforgettable' WOMAN & HOME
'Bright and witty and sly. . . fabulous' RUSSELL T DAVIES
'A spiky, snarky, shady, smart, sinister take on white privilege' NIKKI MAY
'Incisive and compelling. . . sweeps the reader up on a thrilling ride, but leaves us thinking about the questions raised for days' JENNIFER SAINT
'This acute, fast-paced thriller will have literary insiders nodding in recognition and outsiders gasping in shock' THE BOOKSELLER
'Not since Martin Amis's The Information has the venality, self-regard and absurdity of the writing life been so gloriously skewered' THE CRITIC
'Once you start, you won't be able to put it down' HEAT
'Well-observed and alarmingly convincing' DAILY MAIL
'Remarkable and incendiary' WIZ WHARTON
'A dark, engrossing page-turner' GOOD HOUSEKEEPING
Besprechung vom 16.03.2024
Das ist keine Fantasy mehr
Rebecca F. Kuang ist ein literarischer Stern Amerikas: Ihr neuer Roman "Yellowface" zeigt, dass sie längst hochpolitisch ist.
Von Susanne Klingenstein
Das vorliegende Buch war kulturpolitisch der wichtigste amerikanische Roman des vergangenen Jahres. Rebecca F. Kuang schrieb ihn schon im Covid-Jahr 2020. Er wurde in der Enge der sozialen Isolation jener Zeit zum Aufschrei einer erfolgreichen chinesisch-amerikanischen Fantasy-Autorin gegen die Diktatur der antidemokratischen Rassenideologie (critical race theory) einer progressiven Elite und ihrer militanten Fußtruppen im Internet, die Autoren auf die Schmalspur ihrer Herkunft und Körperlichkeit zwingen wollen. Fiktionales Schreiben ist das Gegenteil: Es ist der Versuch, empathisch, imaginativ in andere soziale Nischen, Rollen, Klassen, Häute zu schlüpfen und anderes als das Eigene zu verstehen und zu schätzen. Das kann durchaus gelingen.
Aufschrei ist übrigens das falsche Wort für die eher leise Rebecca Kuang, die 1996 in Guangzhou zur Welt kam und in Texas aufwuchs. Ihr Modus ist die kühl organisierte, schneidende Analyse eines Problems, Scharfblick für Strukturen ihr Markenzeichen. In Episode 71 des Film-Podcasts "Cows in the Field" charakterisierte sie im September 2022 in zwei Minuten anhand des Gebrauchs von Zauberei in "Herr der Ringe" und "Harry Potter" den fundamentalen Unterschied beider Phantasiewelten und die Kindlichkeit der Potter-Welt. Dem englischen "Guardian" gestand sie ein Jahr später, sie habe Christopher Nolans Thriller "Tenet" beim vierten Mal mit Rechenpapier und Buntstiften in der Hand angesehen, um die Zeitebenen des Films zu kartographieren: "Ich muss leider bekennen, dass das enorm Spaß gemacht hat."
Nolans Film "Dunkirk" (2017) taucht in "Yellowface" zweimal als Modell für jenes polyperspektivisch historische Erzählen auf, das auch die fiktive Athena Liu in deren Roman über das Chinesische Arbeitskorps verwendet. Um diesen Roman und um die Frage, wer die Leistungen und Leiden der 140.000 Chinesen erzählen darf, die Großbritannien 1916 rekrutierte und an der Westfront einsetzte, geht es vordergründig in "Yellowface".
Athena Liu und June Hayward, junge Autorinnen in Washington, D.C., kennen sich aus ihrer Studienzeit in Yale. Während Athena (wie Kuang selbst) eine Reihe von Bestsellern gelungen sind, verendete Junes erster Roman im Sumpf der Gleichgültigkeit. Glühend beneidet sie Athena um ihren Erfolg. Als Athena auf groteske Weise an einem Pfannkuchen erstickt, stiehlt June den ersten Entwurf ihres neuen Romans über das Chinesische Arbeitskorps. In der Folge wird sie bis zum bitteren Ende zu Athena-Mozarts Salieri (Milos Formans "Amadeus" von 1984 ist Kuangs Lieblingsfilm).
Hingerissen von Athenas literarischem Talent, feilt June am Text und reicht ihn unter eigenem Namen ein. Es folgen acht Kapitel exquisiter Satire über Produktion, Vermarktung und Rezeption des Athena/June-Verschnitts, bevor Kuang in der zweiten Hälfte ihres Romans die fortschreitende "Umnachtung" von June-Salieri spannend und bewegend erzählt. Die politische Bedeutung und der Informationswert von "Yellowface" beruhen auf diesen acht kritischen (wohl auch autobiographisch inspirierten) Kapiteln. Für einen Roman behandeln sie schon fast zu systematisch die Stationen einer politisch korrekten Bestsellergenese: von der Entkernung kulturspezifischer Inhalte und intellektuellen Verflachung des Textes im Lektorat und der Ethnisierung der Autorin (Junes zweiter Vorname, Song, wird zu ihrem Nachnamen), um kulturelle Authentizität zu suggerieren, bis hin zum Twitter-Shitstorm, weil eine weiße Autorin aus der Darstellung des Leidens von "Farbigen" (people of color) materiellen Gewinn zieht. Kulturdiebstahl, Imperialismus, Ausbeutung, Rassismus werden June auf Twitter vorgeworfen: "Natürlich liebt Hayward das Narrativ der Weißen Retterin. Jede Wette, dass sie auch die IDF liebt." Schon 2020 war die israelische Armee fester Bestandteil des globalen Unterdrückernarrativs im postkolonialen Diskurs. Kuang zeigt, wie ähnlich der Prozess der Konstruktion des Narrativs über June dem der Konstruktion des Narrativs über (die) Juden ist. Auch Athena bekommt ihr Fett ab: Da sie einen weißen Freund hatte, wird sie mit "race traitor" (Rassenverräterin) tituliert.
Als der Verdacht, June habe Athena bestohlen, im Internet aufkommt, wird der Sturm zum Orkan. Doch Kuang nutzt Junes zwar opportunistisch motivierten, aber doch von der Begeisterung für Athenas Kunst getragenen Einsatz für den Text, um subtile Fragen zu stellen: Was bedeutet es, die Geschichte einer Kultur zu schreiben? Wer kann, soll, darf das? Welche Leistung muss dabei erbracht werden?
Subtilität der Argumentation kennzeichnet nicht nur den Text des Romans, sondern auch seine Gestaltung. Das hat man bei Eichborn leider nicht begriffen. Der amerikanische Buchumschlag ist gelb, aber mit einem gemeinen Stich ins Grüne, die darauf abgebildeten chinesischen Augen stehen im oberen Drittel, Mund- und Nasenfläche des Gesichts sind leer (Athena erstickt, und ihr Tod evoziert George Floyds letzten Satz vor seinem Tod im Mai 2020: "Ich kann nicht atmen"). Aber die Pappbuchdeckel des Originals, die den Text umklammern, sind weiß, der Vorsatz ist wieder hellgelb. Eichborns Broschur-Umschlag dagegen ist von süßlichem Gelb, die Augen sind nach unten versetzt und suggerieren in dieser Position naive Kindlichkeit. Die Innenseite des Umschlags ist schwarz.
Die hohe Qualität von Kuangs Satire besteht in der Genauigkeit, mit der sie den Jargon des Twittermobs und die Floskeln der Verlagsindustrie einsetzt und entlarvt. Das ist ein immenses Problem beim Übersetzen. Doch Jasmin Humburg scheitert nicht erst auf dieser höchsten Ebene sprachlicher Wendigkeit, sondern schon darunter: Fundamentale Kenntnisse der amerikanischen Kultur sind entweder nicht da (ein "bathroom" ist kein Badezimmer, sondern eine Toilette; NPR ist keine Zeitung, sondern National Public Radio; "[he] pushes paper", bedeutet nicht, dass einer sich "um Papiere kümmert", sondern dass er nichts von Bedeutung macht) oder werden nivelliert - aus dem Freiwilligenjahr "Teach for America" wird "Job als Aushilfslehrerin"; von Athenas "road to literary stardom she's been hurtling down since graduation" bleibt nur "ihre rasante Reise zu literarischem Ruhm." Das Resultat ist ein matter, oft mühsamer Text.
Das hat wahrscheinlich weniger mit Humburgs Befähigung zu tun als mit der Einstellung des Verlags, den Bestseller einer populären Fantasy-Autorin schnell heraushauen zu wollen. Doch Rebecca Kuang ist heute nicht mehr die naive Autorin der "Poppy War"-Trilogie ("Im Zeichen der Mohnblume", 2018-2020), sondern, wie schon ihr vierter Roman "Babel" (2022) über das Großbritannien der Dreißigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts zeigte, eine literarisch kundige und gewiefte Autorin. Sie wird zurzeit in Ostasienkunde an der Yale University promoviert und will 2025 die akademische Höllenfahrt "Katabasis" vorlegen. Man darf gespannt sein und wünscht sich die Anerkennung Kuangs in Form einer spritzigen und präzisen Übersetzung.
Rebecca F. Kuang: "Yellowface". Roman.
Aus dem Englischen von Jasmin Humburg. Eichborn Verlag, Köln 2024. 384 S., geb.
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