Die Handlung ist im Spätmittelalter angesiedelt und beginnt 1490. Das Buch ist in drei Haupterzählstränge aufgeteilt. Einmal geht es um Helena, Tochter des wohlhabenden Kaufmanns und Goldschmieds Brandauer und zum anderen um ihren Vetter, den Lehrling Niklas. Beide haben sich ineinander verliebt und Helena erwartet ein Kind von ihm. Brandauer billigt diese Verbindung jedoch nicht, setzt Niklas vor die Tür und schickt seine Tochter ins Kloster. Hier trennen sich für viele Jahre die Wege der beiden.
Niklas nutzt die Möglichkeit, mit einem Kaufmannszug nach Venedig zu reisen. Während der Reise lernt er den Maler Albrecht Dürer kennen und daraus entwickelt sich eine enge Freundschaft. In Venedig arbeitet er als Goldschmied und gerät in kriminelle Machenschaften. Helena bekommt in der Zwischenzeit ihr Kind, das ihr allerdings sofort weggenommen wird. Ihr Vater verheiratet sie mit dem Patrizier Konrad Heller. Die Ehe ist nicht glücklich, Heller schlägt seine Frau, ist trunksüchtig und verspielt sein Geld. Helena und Niklas bleiben trotz allem in Kontakt, ihre Briefe werden über Agnes Dürer entsprechend weitergeleitet. Der dritte Erzählstrang handelt von Anna, einem einfachen Mädchen, das nach Nürnberg flieht. Dort landet sie unfreiwillig als Hure im Frauenhaus. Immer wieder hat sie Kontakt zu den Hellers und außerdem entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen ihr und Helenas Bruder Philipp, der als Mönch im Kloster lebt.
Sabine Weigand hat die Zustände der damaligen Zeit mit all ihren Facetten ausführlich beschrieben. Die hygienischen Umstände waren zum Teil katastrophal und Krankheiten wie Pocken, Syphilis und Lepra weit verbreitet. Frauen hatten zu jener Zeit keinerlei Rechte. Nachdem Konrad Heller seine schwangere Frau beinahe umgebracht hat, wendet sich Helena an den Nürnberger Rat mit der Bitte um Scheidung. Daraufhin bekommt sie die Antwort, dass sie ihrem Mann gehorchen müsse und an ihrer misslichen Lage bestimmt selber schuld sei. Das Schicksal von Helena hat mich sehr berührt. Aber auch positive Themen, wie die Edelsteinbearbeitung und die Goldschmiedekunst werden im Buch behandelt.
Der Schreibstil ist flüssig, das Buch insgesamt gut zu lesen. Ich konnte mich problemlos in die Handlung hinein versetzen. Einige Passagen wie z. B. die Briefe von Helena und Niklas sind in alter Sprache verfasst. Das war etwas holprig zu lesen, hat das Buch aber auf jeden Fall authentischer gemacht. Im Nachwort schreibt Sabine Weigand, dass die Familie der Hallers tatsächlich existiert und sie deren Geschichte als Vorlage für ihren fiktiven Roman genommen hat.
Mich hat dieser Roman absolut begeistert und ich werde bestimmt weitere Bücher von Sabine Weigand lesen.