[B]Geleitwort der Jury[/B]Mit dem Wort »Schatz« verbindet jeder etwas anderes: Für den einen ist der oder die Geliebte der kostbarste Schatz auf Erden, für den anderen ist die Kollegin ein wahrer Schatz, da sie sämtliche Termine im Griff hat und auf alle Eventualitäten vorbereitet ist. Wieder andere assoziieren mit diesem Ausdruck mythenumrankte Truhen voller alter Goldmünzen, die in der Tiefe des Meeres darauf warten, von Schatzsuchern entdeckt und geborgen zu werden. Das unbändige Verlangen danach, einen Schatz zu finden und zu behalten, der Neid auf die Schätze anderer oder das Glück, einen verschollen geglaubten Schatz endlich wieder in den Händen zu halten, sind Themen, die in der Weltliteratur über die verschiedensten Epochen hinweg aufgegriffen und in all ihren Konsequenzen ausgelotet wurden. Man denke nur an den sagenumwobenen Hort der Nibelungen, der laut nordischer und germanischer Heldensagen den Untergang ganzer Völker und Herrschergeschlechter bedingte, oder an den immensen Schatz, der dem Grafen von Monte Christo in Alexandre Dumas' gleichnamigen Roman zu ungeheurem Reichtum und zur Verwirklichung seiner skrupellosen Rachepläne verhalf. Die eingesandten Kurzgeschichten zum Wettbewerbsthema »Schatz« knüpfen an dieses klassische Schatzmotiv an, entwickeln es dabei jedoch weiter und nähern sich dem Begriff von einem erfrischend modernen Standpunkt. Dabei geraten nicht zuletzt Fragen danach in den Blick, was wir in unserer heutigen Zeit als Schatz ansehen, worauf sich unsere Sehnsüchte, unsere unablässige Suche richten und was diese Schätze für uns so ungemein kostbar und begehrenswert macht. Und so war es auch für unser Team eine regelrechte Schatzsuche, unter den zahlreichen Einsendungen die fesselndsten, ergreifendsten, aber auch zartfühlendsten Geschichten auszuwählen und für Sie zusammenzustellen. Wir freuen uns, Ihnen in diesem Band eine Auswahl aus unserer Schatzkammer präsentieren zu dürfen, und wünschen Ihnen eine vergnügliche Lektüre.