"Mein Name ist Blue. (...) Blau wie der Winter, das Meer, der Regenbogen. Das Dunkelblau in den aufziehenden grauen Wolken vor einem Gewitter."Blue war einst ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Doch das war bevor ihr Vater bei einem Bankraub ums Leben kam und ihre Mutter in die Drogensucht abrutschte. Seither spricht sie nicht mehr und klammert sich verzweifelt an das letzte Geschenk ihres Vaters: Das Buch "Der Zauberer von Oz". Immer wieder liest sie es, verliert sich in der Geschichte, dem Traumland Oz. Sie ist wie Dorothy ohne das Lachen und sie wünscht sich zurück. Doch der Wirklichkeit kann sie nicht durch das Zusammenschlagen der Hacken entkommen und so dreht sich die Spirale immer weiter abwärts, sieht Blue nur noch einen Ausweg: Den Mann zu töten, der ihren Vater auf dem Gewissen hatte. Dieser Roman ist alles andere als eine seichte Story mit märchenhaften Akzenten. Bereits zu Beginn erfahren wir, dass Blue in einer Psychatrie ist und ihrem Arzt die Geschichte des Doppelmords, den sie begangen hat, erzählt. Da sie nicht spricht, schreibt sie sie auf. Ein Buch im Buch offenbart uns nun "Die Geschichte von Blue". Die erst 17-jährige Solomonica De Winter schreibt eindringlich, schlägt dabei einen unheilschwangeren Ton an und lässt den Leser zu keiner Zeit vom Haken. Man ist gefangen in Blues verzweifelter Welt, bangt und hofft mit ihr und wünscht sich einfach nur ein wohlwollendes Ende für dieses traumatisierte Mädchen, das so viel durchleben musste und nichts weiter als Seelenfrieden möchte ... und Rache. Kann man es ihr verdenken? Wohl kaum. Und so gerät man selbst in den reißenden Strudel dieser Geschichte, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Doch Vorsicht, am Ende hinterlässt ein Tornado auch immer Trümmer und dieses Buch ist genau das - ein gewaltiger Wirbelsturm gleich einem Faustschlag in die Magengrube. Lesenswert.