Als wir nicht aus dem Land durften, haben wir erst verstanden, wie kostbar das Reisen ist. Wie oft haben wir in Gedanken die Koffer gepackt und sind nach Süden aufgebrochen? Endlich wieder Reisen, Endlich wieder Italien. Endlich wieder wie beim ersten Mal
Endlich: Italien - so schön, so farbig wie beim ersten Mal
Als wir nicht aus dem Land durften, haben wir erst verstanden, wie kostbar das Reisen ist. Wie oft haben wir in Gedanken die Koffer gepackt und sind nach Süden aufgebrochen?
Stefan Ulrich hat sich vorgenommen, das Land, das er von Kindheit an kennt, in dem er gearbeitet hat, dem er seine großen Bucherfolge verdankt, völlig neu zu erleben, zu erschmecken, zu erfahren. Autobahnen sind tabu, Nebenstraßen Pflicht, Zeit spielt keine Rolle, Reisen im elementaren Sinne. Er lässt sich treiben von den Alpen bis zum Ätna, macht Station, wo er noch nie war, trifft Menschen, die ihm dieses uralte Faszinosum Italien noch näherbringen.
"Und wieder Azzurro" ist eine Liebeserklärung an das Sehnsuchtsland von Deutschen, Österreichern und Schweizern.
Besprechung vom 25.05.2023
Erzähle doch mal von der Sehnsucht
Nach der erschöpfenden Lektüre der dreihundertfünfzig Seiten dieses Buches möchte man vor allem ein Wort nie wieder lesen oder hören müssen: azzurro. Aber auch Sätze wie: "Alberto, der massige Wirt, hinter dessen Griesgrämigkeit sich ein feiner Humor verbirgt" machen den geneigtesten Leser irgendwann nervös. Gut gemeint ist bekanntlich schlecht gemacht, und das ist - wie im Fall dieser Liebeserklärung an Italien - manchmal bedauerlich. Denn die Absichten des Autors sind sympathisch. Da reist ein italophiler Familienvater - tief im Herzen von einem Ferienhaus in der toskanischen Maremma träumend - durch das Land seiner Sehnsucht, um dann ein Buch zu schreiben, das die skeptische, weil sehr viel weniger für den Bel Paese schwärmende Familie vielleicht doch noch überzeugen könnte. So lautet zumindest der vom Sohn vorgeschlagene "Deal". Die Voraussetzungen sind nicht schlecht, der Autor hat als Korrespondent einige Jahre in Italien gelebt. Vielleicht ist gerade deshalb die Lektüre so enttäuschend? Natürlich gibt es allerlei Wissenswertes, Interessantes, auch Begegnungen und Gespräche, von denen zu lesen zumindest nicht langweilt. Und manchmal, wenn der Autor etwa eine Tauchexkursion im süditalienischen Baia unternimmt, um mit einem Tauchlehrer den archäologischen Unterwasserpark zu erkunden, kommt man sogar ein bisschen ins Staunen. Aber dann geht es weiter nach Neapel und "eine fiebrige Erregung bringt die schwüle Luft ins Schwingen". Etwas wehmütig denkt man da an Klassiker der italienischen Reiseliteratur wie Joachim Fests "Im Gegenlicht" mit seiner klugen, so viel nüchterneren und damit auch sachlicheren Annäherung an Italien. Auch an Eckart Peterich mag man erinnern, dessen Italienführer auch noch nach Jahrzehnten nichts an Gültigkeit und literarischer Eleganz verloren haben. Davon ist dieses Buch weit entfernt. Allerdings sollte man Verliebten vieles verzeihen, und dass der Autor den Schönheiten Italiens so hemmungslos verfallen ist, macht dieses Buch dann auch wieder fast liebenswürdig. uete
"Und wieder Azzurro - Die geheimnisvolle Leichtigkeit Italiens" von Stefan Ulrich.
dtv Verlagsgesellschaft, München 2022.
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