Einsam und friedlich liegt die Wildbeobachtungskanzel inmitten des Naturparks Schönbuch. Warum hatte sich der Mann genau dieses Ziel für seine letzte Tour ausgesucht? Während für die örtliche Polizei klar ein Suizid vorliegt fallen Kommissar Brandner und seiner Kollegin etliche Ungereimtheiten am Tatort auf. Während ihrer Nachforschungen treffen die Ermittler auf eine Wand aus Schweigen bei den Dorfbewohnern. Nach und nach enthüllen sie neben Hass, Lügengeschichten und schockierenden Ereignissen verworrene Zusammenhänge. Während sie Hintergründe zur Tat aufdecken brodelt es unerkannt im Dorf.
Der Bezug zur Region Schwaben ist durch ausdrucksstarke Landschaftsbilder, einfließende Traditionen und Dialekt gefärbte Dialoge gut gelungen. Verschiedene Perspektiven und wechselnde Handlungsorte lassen mich tief in die Geschichte eintauchen. Themen wie Depressionen, Mobbing, sowie Gewalt und deren Folgen nehmen bedeutenden Raum in der Story ein. Triggerwarnung.
Gefesselt von den sich im Zuge der Ermittlungen überschlagenden Ereignissen fliege ich durch die Seiten. Ausdrucksstarke Charaktere, unvorhergesehene Wendungen und rätselhafte Andeutungen verleihen der Erzählung emotional aufwühlende Tiefe. Zwar stelle ich Vermutungen zum Tatgeschehen an, manche bestätigen sich, andere wiederum sind wie Blätter die der Wind aufwirbelt.
Obwohl sich die Dorfbewohner vehement jeglichen Ermittlungen verwehren dringen die Kommissare immer tiefer in den Sumpf aus Gleichgültigkeit und Ignoranz vor. Verzweiflung, Wut und Vorurteile bringen die Fahnder an ihre Grenzen. Wie gut das ihr privates Umfeld mit ganz anderen Problemen aufwartet. Die gelungene Mischung sorgt für spannend unterhaltsame Lesezeit.
Während Brandner mit einem Whiskey die schockierenden Bilder hinab spült, hallt die eingearbeitete Thematik in mir nach. Ein packendes Lese Schmankerl für Krimifans.