Greta Kaiser, 65, hat zu ihrem Leidwesen Zeit im Überfluss und ist sich sicher, sie muss aus Hamburg mal weg. Da sie mit ihrem Riecher für gute Aktiengeschäfte in der Vergangenheit gut Geld gemacht hat, leistet sie sich einen Urlaub auf Sylt um hier in Erinnerungen zu schwelgen und den ein oder anderen Krabbencocktail zu genießen, den sie so liebt. Aus den Sylter Nachrichten erfährt sie, dass vor 2 Wochen in der Sturmflutnacht eine männliche Leiche am Strand vom Roten Kliff angespült wurde. Das interessiert sie brennend. Bei einem Stück Kuchen im Hotel lernt sie Joost Thomsen, 70, kennen, den ehemaligen KHK aus Westerland. Als sie dann in der Tiefgarage einen Toten entdeckt, der sich als der Sohn des Sturmflutopfers herausstellt, ist ihr Spürsinn geweckt und zusammen machen die beiden Rentner sich auf die Suche nach dem Mörder. Denn Greta ist sich sicher: Da steckt mehr dahinter. Und sie wird recht behalten.
Mit Greta und Joost hat Sylvia Bergman ein sehr interessantes Ermittlerduo kreiert, die sich durch ihre Verschiedenartigkeiten sehr gut ergänzen. Greta, die in Hamburg gegen ihre Langeweile ankämpft, finde ich sofort sehr sympathisch. Ihre wahren Lebensumstände erfahre ich erst sehr spät in der Geschichte und konnte sie nun noch besser verstehen. Joost, der sein Hab und Gut verschenkt oder verkauft hat, reist seit dem Tod seiner Frau um die Welt und besucht nur ab und zu seinen Sohn mit Frau und seiner Enkelin auf Sylt. Da es aber immer wieder zu Reibereien kommt, ist er ins Hotel gezogen. Auch er hat sich meine Sympathien schnell gesichert. Beide zusammen finde ich ein unschlagbar gutes Team, die sich perfekt ergänzen. Wobei Joost Greta mit ihrem Eigensinn und ihrem Vorpreschen immer wieder mal bremsen muss. Mir gefallen die vielen persönlichen Gespräche der Beiden, wobei ich sie noch näher kennenlerne. Auch wenn dadurch die Mordfälle manchmal etwas in den Hintergrund rücken.
Auch die verschiedenen Eindrücke der Insel Sylt, die die Autorin hier sehr bildhaft schildert, haben mir sehr gut gefallen. Da muss ich auch mal wieder hin.
Die Geschichte um den ermordeten Maler Karol Nowak ist so spannend und wendungsreich aufgebaut, dass ich Mühe hatte, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Seiten fliegen nur so dahin und zum Schluss finden alle Fäden zu einem für mich befriedigenden Ende zusammen. Obwohl ich dem Täter hier und da begegne, hatte ich ihn als Mörder absolut nicht auf dem Schirm. Aber auch seine Beweggründe kann ich nachvollziehen. Gutheißen natürlich absolut nicht.
Ein Krimi, der mir gerade wegen der Neugier seiner beiden so untypischen Ermittler sehr gut gefallen hat. Der ohne viel Blutvergießen und brutale Szenen auskommt. Der spannend ist und der mich über die gesamte Lesezeit sehr gut unterhalten hat.