Unglaubliche Geschichte, heftig zu lesen.
1797 Südfrankreich: In einem kleinen Dorf wird von den Männern ein Wesen im Wald wahrgenommen, welches schwarz und zottelig sich auf allen Vieren fortbewegt. Nackt, verwahrlost, mit dunkler, schmutziger Haut ¿ Tier oder Mensch? Als es gelingt, das Geschöpf zu fangen und erkennen die Bewohner des Dorfes, dass es sich um ein Kind im Alter von ca. 8 Jahren handelt, ausgesetzt in der Natur, verstoßen aus der Ursprungsfamilie. Doch in den Zeiten des Aufbruchs nach der Revolution dürfen solche Extreme nicht geduldet werden ¿ das Kind wird gefangen und mehrere Persönlichkeiten wollen sich dessen Zivilisation annehmen. Einfach ist das alles nicht und die Motivation sinkt mangels Erfolgen relativ rasch. Das Kind wird nach Paris in eine Gehörloseneinrichtung gebracht, beinahe für schwachsinnig erklärt und letztendlich findet sich doch noch ein engagierter Arzt, der sich um den Jungen annimmt. Jean Itard gibt dem Kind den Namen Victor, versucht ihm beizubringen wie man isst und trinkt, was Gefühle bedeuten, welchen Zweck Kleidung hat und bemüht sich ihm Sprache zu lehren. Dafür entwickelt Itard ein Bestrafungs-Belohnungs-System, versucht Victor seine Autorität aufzuzwingen ¿ mit wechselnden Erfolgen. Itard versucht neue Wege zu bestreiten, probiert aus und hofft darauf, den Durchbruch zu erzielen um selbst in ein positives Licht gerückt zu werden. Als Itard endlich zu Ruhm und Ehre gelangt, verliert er sein Interesse an Victor ¿ doch dieser ist trotz seiner Entwicklung nach wie vor alleine nicht mehr lebensfähig ¿ Der Autor T.C. Boyle schreibt erschütternd, klar und pointiert, oftmals mit unmissverständlicher Offenheit. Teilweise ist man bestürzt, dann hofft man wieder darauf, dass es für Victor endlich ein annehmbares Leben gibt, obwohl man im Grunde weiß, dass genau dies nicht sein kann. Zu groß sind die Verletzungen von Körper und Seele. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde auch bereits verfilmt (Das Wolfskind).Ein unglaubliche Geschichte, heftig zu lesen und ¿ wer Boyle bereits kennt, weiß es ¿ nichts für sanfte Gemüter.