**** Worum geht es? ****
Die Geschichte beginnt kurz nach dem ersten Weltkrieg und endet im Jahr 1965. Ein halbes Jahrhundert verfolgt der Leser eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen Nel und Sula. Während Nel den traditionellen Weg der Heirat verfolgt, löst sich Sula von den Konventionen und verschwindet für 10 Jahre aus dem ärmlichen Bottom, das Zuhause der People of Color in Ohio. Als Sula zurückkehrt ist zwischen ihr und Nel nichts wie vorher. Wo fängt Verrat an und wo hört Verzweiflung auf?
**** Mein Eindruck ****
Die Freundschaft und ihre Abwege zwischen Sula und Nel sind der Kernpunkt dieser Geschichte und dennoch geht es vielmehr um all die Zwischentöne, die diese aufgrund der Gegebenheiten in der Welt beeinflusste. Auf den ersten 60 Seiten wird man mit einer kompromisslosen Welt vertraut gemacht. Alles erscheint zunächst diffus. Aufgrund des radikalen Schreibstils durchlief ich fassungslos mehrere Szenen, die sich im Fortlaufen der Geschichte miteinander verknüpften und die Protagonistin, die Welt die sie prägte und ihre Entwicklung bestimmte. Dennoch scheint Sula davon losgelöst zu existieren und einer Welt zu folgen die für den Leser nicht immer greifbar wird. Sula, eine äußerst schroffe und moralisch fragwürdig Person, weckt dennoch Sympathie in dem Leser. Ich habe Mitleid für sie empfunden. Eine Geschichte die mich als Leserin immer wieder wachrüttelte. Die einzelnen Szenen stellen die Ungerechtigkeit der Zeit offen und schonungslos da. Die menschliche Natur mit ihren Urbedürfnissen treibt die Handlung in eine für den Leser unbestimmte Richtung. Auf den nächsten Seiten schien wiederholt alles passieren zu können, der Handlung wurden keine Grenzen gesetzt. Eine erschütternde und gleichzeitig grandiose Botschaft die hier auf den knapp 200 Seiten transportiert wird.
**** Empfehlung? ****
Eine äußerst komplexe und vielschichtige Erzählung um eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Frauen.