Oscar, Autor eines Buches schreibt einen Instagrampost über die Schauspielerin Rebecca Latté:...heute zu einer Schlampe verkommen. Nicht nur alt. Sie ist auch auseinandergegangen, verlebt schlechte Haut, ein schmuddeliges, lautes Weibstück.Oscar unterstellt Rebecca, dass sie sich zur Ratgeberin junger Feministinnen aufgeschwungen hat und verrät damit, das ganze Ausmaß des Dilemmas, in dem er steckt. Seine ehemalige Pressereferentin Zoé Katana unterhält einen feministischen Instaaccount mit tausenden Followern. Die hat sie jetzt drüber informiert, wie hart Oscar ihr zugesetzt hat, als sie noch für ihn arbeitete. Er habe ihr nachgestellt, sie penetrant umworben und als I-Tüpfelchen damit gedroht, sich umzubringen. Mit diesen Behauptungen in der Öffentlichkeit, springt sie auf den Mee Too-Zug auf, macht sich zum Opfer und brettert durch die Gesellschaft. Sein Ruf ist jetzt dahin und er ist sich keiner Schuld bewusst.Rebecca antwortet ihm per Email, wünscht ihm die schlimmsten Dinge. Und dann, entschuldigt sich der aufdringliche Spinner und schmeichelt ihr ein wenig. Zwischen den beiden entspinnt ein reger Schreibkontakt, währenddem sie immer vertrauter miteinander werden. Seit Zoé gegen ihn wettert, haben ihm verschiedene Leute geraten, seinen Drogenkonsum zu überdenken. Problem ist, dass diese Mischung aus Koks und Alkohol, ihm die vielen kreativen Eingebungen schenkte, mit denen er sein Buch füllte. Auch Rebecca konsumiert Heroin, seit sie ganz jung ins Filmgeschäft kam. Sie hat das alles im Griff. Die Krücke hat ihr immer beim Abnehmen geholfen. Nur während des Sets lässt sie die Finger davon, da muss sie sich konzentrieren.Oscar hat sich einer Gruppe angeschlossen, ähnlich den anonymen Alkoholikern. Er will das jetzt wirklich mal eine zeitlang lassen und versucht Rebecca zu überreden, es im gleichzutun.Fazit: Eine überaus unterhaltsame Geschichte. Die beiden ProtagonisInnen Oscar und Rebecca kommen aus ganz einfachen Familienverhältnissen und haben sich mit viel Mühe einen Platz in der gehobenen Gesellschaft erkämpft. Für beide scheinen die Felle davonzuschwimmen. Für Oscar, weil eine Frau sein Verhalten öffentlich anprangert. Für Rebecca, weil sie älter wird und jetzt nach ihrer glamourösen Karriere, einzig noch Hausfrauenrollen bekommt. Da sie ein kostspielieges Hobby hat, kann sie nicht einfach aufhören. Beide lassen sich auf das Konzept cleansein ein und werden immer authentischer. Jeder macht seine eigenen Erfahrungen damit, die sie sich in ihrem Briefwechsel mitteilen. Virginie Despentes hat mich fasziniert. Ein fesselnder Gegenwartsroman.