Es ist ein Blick in ein anderes Leben. Ein sehr persönlicher Blick. Es ist die Zeit um 1866 bis 1945. Wir blicken tief ins Herz einer preußischen Familie der gehobenen Gesellschaft, die mitten im Leben steht und doch nichts davon begreift. Es ist die Zeit um die Jahrhundertwende, ausgehend vom Kaiserreich über den ersten Weltkrieg hin zur Weimarer Republik und dem Naziregime, welche nach dem Zweiten Weltkrieg endete und zu dem grauenvollsten gehört, was die Menschheit verbrochen hat. All dies bestimmt den Lauf der Welt und somit das Leben der Familie. Und doch gehen die wirklichen Probleme des einfachen Volkes an ihnen vorbei. Die Mächtigen leben in ihrer eigenen Welt, in einer Blase des Wohlstandes. Blind laufen sie ihrem eigenen Untergang entgegen.Dass die ungebildete Masse falschen Idealen folgend, ins eigene Verderben rennt, ist noch nachvollziehbar. Doch handelt es sich hierbei um die Elite, die es im Grunde besser wissen sollte. Bedauerlich, dass sich die Geschichte zu wiederholen scheint, wenn wir betrachten, welche Vertreter einer falschen Ideologie schon wieder in die höchsten Ämter gewählt werden. Wie erfolgreich der Rechtspopulismus in heutiger Zeit ist. Und erneut schauen diejenigen weg, die dagegen angehen sollten. Die, welche es eigentlich besser wissen müssten. Doch wie schon damals, sind die eigenen Belange wichtiger.Es ist die Geschichte der Familie Klamroth zusammengetragen und aufgezeichnet von Wibke Bruns, geborene Klamroth. Sie ist die jüngste Tochter von Hans Georg Klamroth, einem der Verschwörer des 20. Juli, die glaubten, noch das Ruder herumreißen zu können. Die Männer, die ein Attentat auf Hitler planten, welches misslang. Einige der wenigen, die dafür sorgten, dass wir das Vertrauen in die Menschheit nicht ganz verlieren. Nicht als Täter, jedoch als Mitwissender, wurde H.G. Klamroth am 26. August 1944 hingerichtet. Die Autorin war damals fünf Jahre alt.In dem Versuch, sich ihrem Vater anzunähern, stöbert die Autorin in alten Dokumenten und persönlichen Aufzeichnungen und zeichnet so ein Bild der damaligen Zeit und der Person ihres Vaters. Es umfasst fast ein ganzes Jahrhundert Familiengeschichte. Entstanden ist ein faszinierendes Dokument, eine Mischung aus Familienchronik und eines zeitgeschichtlichen Reports, im Umfeld einer persönlicher Identitätssuche, gespickt mit persönlichen Anmerkungen heutiger Sichtweise. Ein lesenswertes Zeitdokument.