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Eigentum

Roman

(203 Bewertungen)15
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"Alles hin." Die Mutter, das Geld, das Leben. - Der neue Roman von Wolf Haas"Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen." Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. "Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Endlich wieder ein neuer Roman von Wolf Haas. Ein großes, berührendes Vergnügen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
04. September 2023
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
156
Autor/Autorin
Wolf Haas
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
264 g
Größe (L/B/H)
204/125/20 mm
ISBN
9783446278332

Portrait

Wolf Haas

Wolf Haas wurde 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer geboren. Für sein Werk erhielt er u. a. den Bremer Literaturpreis, den Wilhelm-Raabe-Preis und den Jonathan-Swift-Preis. Er veröffentlichte die Romane Das Wetter vor 15 Jahren (2006), Verteidigung der Missionarsstellung (2012) und Junger Mann (2017) sowie neun Brenner-Krimis, zuletzt Müll (2022). Bei Hanser erschien zuletzt der Roman Eigentum (2023), der mit dem Erich Kästner Preis 2024 ausgezeichnet wurde. Wolf Haas lebt in Wien.

Pressestimmen

Ein ganz großes Memorial für ein nicht vergebens gelebtes Leben, aber auch eine große sprachartistische Leistung. Denis Scheck, Best of Druckfrisch, 21. 03. 24

Ein Sprachspiel und intellektueller Genuss eine zärtliche Liebeserklärung ein wunderbares Buch. Stefan Kuzmany, Der Spiegel, 02. 09. 2023

Wolf Haas kann es, vom Leben schreiben und vom Tod. Und dies so gelungen, wie derzeit selten zu lesen in der autofiktional engagierten Gegenwartsliteratur. Wolf Haas verlässt sich trittsicher auf sein erzählerisches Vermögen und schafft einen Sog, der immer wieder kurz stockt, wenn die Abwesenheit auftritt. Nicht zuletzt ist dieser Roman ein so noch nicht gelesenes Buch der Trauer. Aus der Jurybegründung zur Shortlist des Österreichischen Buchpreises 2023

Eine helle intellektuelle Freude Diese Übersetzung von der Immobilie in das wahre Eigentum von Wolf Haas, das ist schon sensationell gut gelöst. Denis Scheck, SWR lesenswert, 17. 12. 23

Wolf Haas ist ein Formkünstler sondergleichen Das ist alles von höchster Kunstfertigkeit getrieben und doch eine anrührende Mutter-Sohn Geschichte Die hochartistische Sprache von Wolf Haas verbindet sich so wunderbar mit der tatsächlich auch dialektal aufgeschriebenen Sprache der Mutter allein das ist schon ein Kunstwerk. Ijoma Mangold

Wolf Haas hat einen so humorvollen wie tiefsinnigen Roman geschrieben: Ein präzises Sprachkunstwerk humorvolle Mutterbeschimpfung und lakonische Lobpreisung in einem, von Trauer und Erleichterung gleichermaßen getragen und vor allem durch und durch ein echter Wolf Haas. Andrea Gerk, WDR3 Lesestoff, 30. 10. 23

Ja, Wolf Haas kann vom Leben schreiben und wie! Die Bücher leben von ihrem sprachlichen Witz, vom Schmäh, von der Lässigkeit, mit der Haas scheinbar wie nebenbei sozial relevante Themen in eine anarchische Textstruktur und in manchmal abstrus wirkende Plots verpackt. Christoph Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt, 05. 09. 23

Auf knapp 160 Seiten gelingt Wolf Haas das Wunder, den eigenen Sound zu bewahren und trotzdem zu trauern. Lachen und weinen gleichzeitig. Barbara Beer, Kurier, 03. 09. 23

Besprechung vom 10.09.2023

Ich denke, also wäre ich

Wolf Haas hat einen Roman über das Leben und den Tod seiner Mutter geschrieben - ein großartiges Lehrstück über Sprache, Gelehrtheit und den Alltag in einem Dorf in Österreich

Maria Alm ist ein Bilderbuchort in Österreich. Zwischen den Bergen des Pinzgaus gelegen, schmiegt er sich zwischen Wälder und Wiesen, und es gibt, wie sich das gehört, Hotels, Restaurants und Skilifte. Aber es gibt dort auch den alten Dorfkern, mit Wirtshaus, Raiffeisenbank, Friedhof und Kirche, deren Turm der "spitzigste in ganz Österreich" ist. Das ist so ziemlich das Erste, was Einheimische den Gästen erzählen, oft mit so einem angedeuteten Grinsen, denn sie sind sich des falschen Superlatives sehr wohl bewusst. Und da merkt man schon, dass die Pinzgauer ein besonderes Verhältnis zur deutschen Sprache haben, und es verwundert nicht unbedingt, dass der Schriftsteller, Wortkünstler und Brenner-Erfinder Wolf Haas aus Maria Alm stammt. In dessen neuem Buch geht es aber nicht um Simon Brenner und einen weiteren Kriminalfall, nein, es geht um Marianne Haas, Wolf Haas' Mutter, um ihren Tod und darum, was fast 95 Lebensjahre in Maria Alm aus ihr und ihrem Sohn gemacht haben.

Auf gerade mal 160 Seiten erzählt Wolf Haas in "Eigentum" also vom Leben seiner Mutter, einfühlsam und ehrlich, wütend und trauernd, charmant und humorvoll, was eine Leistung ist, wenn jemand nur noch ein paar Stunden zu leben hat. Und auch wenn das Buch ein "Roman" sein soll, ist die Erzählung vermutlich recht nahe an der Wirklichkeit. Wolf Haas ist auch im Buch Wolf Haas und wechselt zwischen zwei Perspektiven: der seiner Mutter und seiner eigenen. Marianne Haas spricht den Dialekt der Gegend, sie sagt "bissl" und "nit" und "weißt" und "dassd", und man erfährt, dass sie schon immer ein wenig schrullig war. Sie wiederholt in Thomas-Bernhard-Manier die Worte, wenn sie von ihrem Leben erzählt, "den ganzen Tag nur arbeiten arbeiten arbeiten", nur "gespart gespart gespart", "gerechnet gerechnet gerechnet". Man schließt diese Frau schnell ins Herz, mit ihrem repetitiven Singsang, ihrer bauernschlauen Art und dem resoluten Auftreten, vor dem auch der Sohn zusammenzuckt. So schonungslos und liebevoll hat zuletzt Christian Kracht seine Mutter in "Eurotrash" literarisch verewigt.

Die mütterliche Perspektive wechselt sich ab mit Wolf Haas' Einordnungen und Erinnerungen, die ihm während der letzten drei Tage ihres Lebens und der Zeit bis zur Beerdigung in den Sinn kommen. Man merkt sofort, dass nicht mehr Marianne spricht. Denn sie erzählte, erinnert sich der Sohn, die Geschichten immer in denselben Worten. "In einem sich aufschaukelnden Rhythmus, in einem sich langsam steigernden Tempo, in einer hochkochenden Intonation, in sich um den Hals schlingenden Wiederholungen. So lernte ich schon als kleiner Dreck, dass die Sprache eigentlich Musik ist. Johann Georg Hamann, Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe, die ganzen Hanseln konnten mir nichts erzählen. Nicht einmal Nietzsche konnte mir was aufs Aug drücken. Ich wusste es spätestens als Fünfjähriger (. . .). Ein Gesang ist die Sprache, die ewige Wiederholung ein Remedium, um in unzähligen Waschgängen den schmerzhaften Sinn hinauszuwaschen aus dem Gesang."

Das Spannungsverhältnis zwischen den beiden Perspektiven macht "Eigentum" zu einem großartigen Lehrstück. Denn während man zunächst befürchtet, Wolf Haas' gelehrte, präzise, sprachwissenschaftlich fundierte Beobachtungen und dieser Bruch zwischen Alltags- und Hochkultur könnten seine Mutter als schlichte Bergbäuerin bloßstellen, wird man bald eines Besseren belehrt. Der sterbebegleitende Sohn referiert Wittgenstein, einmal sitzt er am Bett der dämmernden Mutter und philosophiert über den österreichischen Hang zum Konjunktiv: "Wäre Descartes aus meiner Gegend gekommen, hätten wir heute weltweit: ,Ich denke, also wäre ich.'" Aber interessant, würde nun der Erzähler aus den Brenner-Romanen sagen: Der Sohn fasst diesen Gedanken, weil seine Mutter und alle anderen in Maria Alm zeitlebens sagten: "Das wären wir also" und "Das hätten wir also".

Und was wäre, fragt man sich dann im Konjunktiv, wenn es genau andersrum ist? Wenn nicht die akademischen Einordnungen der sogenannten Hochkultur und deren von Stilmitteln durchsetzte Sprache hier auf das alltägliche Leben strahlen? Wenn es also das alltägliche Leben selbst ist, schrullige Menschen wie Marianne Haas, die genau so sind, wie sie sind, so sprechen, wie sie sprechen, sich wiederholen, "sich die Welt irgendwie zusammenerzählen", wie es in "Eigentum" heißt, und damit die Bücher von Wolf Haas erst ausmachen? Es wäre, nein: Es ist die schönste und schlauste Würdigung, die man sich vorstellen kann.

ANDREAS LESTI

Wolf Haas: "Eigentum", Hanser Verlag, 160 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon QuestionMark am 01.02.2025
Reflexionen über das Leben einer - und mit einer - nicht ganz einfachen Mutter. Sprachlich hervorragend. Kurz aber nicht kurzweilig.
LovelyBooks-BewertungVon Petris am 25.12.2024
Sehr persönlich, originell erzählt die Geschichte der Mutter des Autors. Hat mir gefallen.