Eigentlich hat Wu Zetian es geschafft: Sie hat die Männer, die sie benutzen wollten, nicht nur besiegt, sie ist auch gleich Kaiserin ihres krisengeschüttelten Reiches geworden. Doch der wahre Kampf beginnt gerade erst: Sie muss sich nicht nur gegen einen mörderischen Kaiser wehren, Krieg führen und eine Revolution der Frauen anführen, sie muss sogar gegen etwas kämpfen, das noch nie jemand gesehen hat: Die Götter am Nachthimmel, wer auch immer sie sein mögen... Legt euch nicht mit Wu Zetian an, das überlebt ihr nicht, das war schon im ersten Teil ihrer Geschichte klar. Doch in diesem Buch legt die Autorin noch mal eine Schippe drauf. Moralisch fragwürdig und auch blutig war Zetians Reise der Rache und Revolution schon immer, als Kaiserin nimmt sie diese Aufgabe aber noch mal ernster. Dieser Band ist länger, politischer und deutlich komplexer. Zwischendurch muss eine kommunistische Revolution angeführt werden, dann ist da noch der Krieg gegen die mysteriösen Hunduns, der an Pacific Rim erinnernde Sci-Fi-Anteil der Geschichte. Mit anderen Worten: Es wird wild. Nicht immer an allen Stellen so fesselnd wie Teil eins, es wird weniger gekämpft und Zetian sind weniger Triumphmomente vergönnt. Ständig wird sie benutzt oder herabgewürdigt, muss um jeden Erfolg kämpfen und steht jeden Tag zwischen der Frage nach Moral oder Pflicht. Politisch, feministisch und voller Intrigen ist diese Geschichte, sie stellt die Menschen in ihren schlechtesten Arten dar, aber auch in ihren überraschenden guten. Vor allem aber ist sie eine vernichtende Anklage gegen jedes Patriarchat und voll von kaum verdeckter Gesellschaftskritik. Wäre Marx Feminist gewesen, dann hätte ihm dieses Buch vielleicht gefallen. Wer Lust auf komplexe Fantasy, viele Fragen, ein bisschen Blut und derben Humor und eine extreme Protagonistin hat, der wird sich in Huaxia wohl fühlen, auch wenn an mancher Stelle etwas Geduld gefordert ist - und eine gewisse Frustrationstoleranz, wenn es um Ungerechtigkeit und Sexismus geht. Dennoch bleibt Zetians Geschichte eine vielseitige, unvorhersehbare Reise, auf der nichts unmöglich scheint, denn die Hoffnung für eine bessere Zukunft stirbt erst zuletzt.