Der kleine Prinz

Früher Grundschullektüre, heute schönes Buch zum Nachdenken.

"Der Kleine Prinz" von Antoine de Saint-ExupéryErscheinungsdatum: 6. April 1943Verlag: Reynal & Hitchcock (New York)Trotz seines Rufes als unvergängliches Meisterwerk der Weltliteratur hat mich "Der Kleine Prinz" enttäuscht. Die Begeisterung, die das Buch weltweit erfährt,  konnte ich beim Lesen nicht nachvollziehen, da es für mich an vielen Stellen hinter den Erwartungen zurückblieb.Zunächst empfand ich die Handlung als zu episodisch und strukturlos. Der kleine Prinz wandert von Planet zu Planet und trifft dabei auf eine Reihe von Charakteren, die jeweils eine moralische oder philosophische Lektion vermitteln sollen. Diese episodische Erzählweise wirkte auf mich eher wie eine Abfolge von losen Anekdoten als wie eine zusammenhängende Geschichte. Die fehlende narrative Tiefe führte dazu, dass ich keine wirkliche Verbindung zur Handlung oder den Figuren aufbauen konnte.Auch die Figuren selbst blieben für mich enttäuschend eindimensional. Jede Figur, der der kleine Prinz begegnet, ist eine Verkörperung einer bestimmten menschlichen Eigenschaft, sei es Eitelkeit, Trunkenheit oder Machtgier. Diese starke Typisierung ließ die Charaktere für mich jedoch eher wie platte Stereotypen wirken,  die wenig Raum für individuelle Entwicklung oder tiefere Reflexion bieten. Es fehlte mir an Komplexität und menschlicher Vielschichtigkeit, die das Buch interessanter und relevanter gemacht hätten.Der philosophische Anspruch des Buches, der oft gelobt wird, hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Die vermeintlich tiefgründigen Lebensweisheiten erschienen mir häufig zu banal und vereinfacht. Anstatt mich zum Nachdenken anzuregen, wirkten die Botschaften auf mich oft klischeehaft und oberflächlich. Ich hatte den Eindruck,  dass die philosophischen Themen wie Freundschaft, Liebe und Verlust zwar angesprochen werden, jedoch nicht die Tiefe erreichen, die ich von einem Werk mit diesem Ruf erwartet habe. Auch der Stil des Buches trug zu meiner Enttäuschung bei. Saint-Exupérys poetische Sprache mag für viele den Zauber des Werkes ausmachen, doch für mich geriet sie oft ins Sentimentale. Die wiederholte Verwendung von Metaphern und die kindliche Erzählweise empfand ich als ermüdend und wenig anspruchsvoll. Schließlich verdient auch die übermäßige Idealisation des kleinen Prinzen selbst kritische Aufmerksamkeit. Er wird oft als Symbol für Reinheit und Weisheit dargestellt, doch diese Idealisierung lässt wenig Raum für eine differenzierte Betrachtung seiner Figur. Der kleine Prinz bleibt letztendlich eine nahezu fehlerlose Gestalt, die zwar als Vorbild dient, aber dadurch auch unrealistisch und fast unnahbar wirkt. Insgesamt hat mich "Der Kleine Prinz " nicht überzeugt. Obwohl es seine Stärken hat und viele Leser berührt, konnte ich den weitverbreiteten Enthusiasmus für dieses Werk nicht teilen.