Obwohl ich weder mit dem Protagonisten warm werden noch mit den für Landratten doch sehr langatmigen Beschreibungen von Segeltechnik, Navigation und maritimen Geräten viel anfangen konnte, gebe ich dem Buch vier Sterne, weil es für das richtige Zielpublikum bestimmt eine schöne Lektüre ist.Mein größter Kritikpunkt an dem Buch ist, dass der Hauptdarsteller für meinen Geschmack zu perfekt und grundsätzlich der Klassenprimus ist, egal ob in der Klosterschule oder auf dem Schiff. Im Gegensatz dazu ist die Crew ein herrlich bunt zusammengewürfelter Haufen chaotischer Charaktere, die durch ihre gekonnt skizzierten Hauptmerkmale zwar fast stereotyp sind, aber mit ihren Ecken und Kanten und ihrer Menschlichkeit doch greifbarer und plausibler sind als der Protagonist Nicolas. Auch der Anfang der Piratenkarriere geht voll in die Hose, und es ist sehr schön mitanzusehen, wie die Möchtegern-Störtebekers bei ihren stümperhaften Enterversuchen auf die Nase fliegen.Leider ebbt die Freude über Crew und Fehlschläge schnell ab. Die Reise durch die deutschen Meere erscheint mir etwas willkürlich und birgt meines Erachtens nicht wirklich eine Spannungssteigerung im Verlauf der Geschichte. Schön sind dabei allerdings die fremdsprachlichen Einlagen in den verschiedenen Ländern. Das gefällt sicher nicht jedem, aber der Linguistin schmeckt's!Wer die Seefahrt liebt und nach einem Buch mit viel mittelalterlichem und maritimem Flair sucht, ist mit dem Buch sicher gut beraten und erfährt viel über die Geschichte der Seefahrt und das Piratenleben.