Wichtiger denn je erscheint Albert Camus heute in seiner Position als unabhängiger Denker, der keine dogmatische Richtung jemals für eine annehmbare Lösung hielt. Vierzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung spricht auch aus Horst Wernickes Essay unverminderte gesellschaftliche Dringlichkeit. Wie Camus selbst ist Wernicke getragen vom Geist des "mittelmeerischen Denkens" und weckt Hoffnung auf Menschlichkeit in bewegten Zeiten. Camus wird porträtiert als Aufklärer europäischen Ursprungs, der Tradition des skeptischen Denkens verhaftet und der Ethik des Maßes verpflichtet - sowie geprägt von den schriftstellerischen Freundschaften mit Jean Grenier und René Char. Wernickes kundige, empathische Auseinandersetzung mit Camus gibt zahllose Anstöße, dessen Werk und sein intellektuelles wie künstlerisches Umfeld (neu) zu entdecken.