Nach der Trennung von ihrem Partner muss Constanze eine neue Bleibe finden und landet in einer Wohngemeinschaft mit Jörg, Anke und Murat. Nur vorrübergehend, wie sie sich und allen anderen in ihrem Umfeld versichert. Doch was als Provisorium angedacht war, entpuppt sich schnell als neues Zuhause: Die vier kochen zusammen, feiern Partys und stehen auch in schweren Zeiten zueinander. Warum ausziehen und etwas Neues suchen, wenn man in der WG eine Art zweite Familie gefunden hat? Doch als Jörgs Gesundheitszustand sich ändert, stellt sich die Frage, ob sie alle noch zusammen bleiben wollen - und überhaupt können.Der Grundgedanke von Isabel Bogdans drittem RomanWohnverwandtschaftenhat mich sehr angesprochen:Zuhause ist, wo Familie ist und Familie kann alles sein.Ich habe mitguter Unterhaltung ohne Banalitätengerechnet und dies auf knapp 270 Seiten auch bekommen. Bogdan schreibt angenehm und leicht (aber nicht seicht!) undwechselt zwischen den Perspektivenihrer vier WG-Bewohner munter hin und her, während sie in der Zeit stetig voranschreitet. Besonders gelungen sind meiner Meinung nach, die als Szenen geschriebenen Kapitel, in denen die Interaktion der Mitbewohner, das Sich-zueinander-Positionieren im Vordergrund steht.Wohnverwandtschaften ist einunaufgeregter Roman, was per se nicht negativ ist. Wo Bogdan, von der ich bereitsDer PfauundLaufengelesen habe und die ich als Übersetzerin von Jane Gardam sehr schätze, hätte ich jedoch mehr erwartet.Dem Roman fehlt es an Höhepunkten, bisweilen sogar an Schärfe.Aus dem Aufeinandertreffen vier ganz unterschiedlicher Charaktere hätte man einen deutlich dynamischeren Roman schreiben können. Stattdessen erstickt die Autorin mögliche Konflikte im Keim und beendet ihre Erzählung nicht mit einer ordentlichen Portion Rührung, sondern sogarRührseligkeit.Wohnverwandtschaftenschafft es daher nicht über das Label "netter Wohlfühlroman" heraus und fällt damit ganz klar in die Kategorie:Kann man lesen, muss man aber nicht.3,5 Sterne.