Die 10-jährige Ich-Erzählerin Darling lebt mit ihren Freundinnen und Freunden Bastard, Godknows, Chipo, Stina und Sbho in einer Blechhüttensiedlung irgendwo in Afrika. Ihre ehemaligen Häuser wurden in einer Nacht- und Nebelaktion zerstört. Die Familien mussten fliehen und haben notdürftig neue Hütten errichtet. Ihr Viertel der Blechhütten heißt "Paradise". Die Schule wurde geschlossen, Hunger ist allgegenwärtig, viele Väter sind zum Arbeiten in benachbarte Staaten gegangen. Die Kinder sind auf sich alleine gestellt, verbringen ihre Tage gemeinsam, machen Ausflüge in die Viertel der Reichen, um dort die reifen, saftigen Guaven von den Bäumen zu klauen; sie wollen ihren Hunger stillen. Darling und ihre Freund*innen posieren für Fotos, wenn Entwicklungshelfer mal wieder Spielzeug und Nahrungsmittel vorbeibringen und denken sich den ganzen Tag Spiele aus. Aus kindlicher Perspektive erzählt, erhalten viele Szenen eine Leichtigkeit, die sie eigentlich nicht haben. Viele unterschiedliche Themen finden Eingang in den Roman: Wahlbetrug, Gewalt an der Zivilbevölkerung, sogenannte "Säuberungsaktionen", Exorzismus, Aids, Vergewaltigung und Schwangerschaften von gerade mal geschlechtsreifen Mädchen.Während der erste Teil in Afrika spielt (NoViolet Bulawayo nennt das Land bewusst nicht, da der Roman an vielen Orten in Afrika spielen könnte), verlässt Darling im zweiten Teil ihre Heimat, um bei ihrer Tante in den USA zu leben. Die Kontraste zu ihrem bisherigen Leben könnten nicht größer sein. Auch dort gibt es Mangel - allerdings drückt dieser sich anders aus. In diesem Abschnitt geht es um Identität und Probleme, die Migration mit sich bringt. Der westlichen Welt wird dabei ein Spiegel vorgehalten.Immer mal wieder verwendet NoViolet Bulawayo Wörter und Sätze aus der Zulu-Sprache. Hier hätte ich mir eine Übersetzung am Ende des Romans sehr gewünscht. Auch wenn die Autorin bewusst offen lässt, wo genau in Afrika ihr Roman spielt, hat mich das irgendwie gewurmt und ich habe mich auf Spurensuche begeben. Wenn Speisen genannt wurden, habe ich nachgesehen, wo diese Gerichte gegessen und auch so bezeichnet werden. Alles spricht für Simbabwe, das Heimatland der Autorin, in der auch die Bantusprache Zulu gesprochen wird.Die kindliche Sprache, in der der Roman verfasst wurde, ist passend - stellenweise empfand ich sie aber als anstrengend. Insgesamt nehme ich viele starke Bilder aus der Lektüre mit, die keineswegs alle erdrückend sind. Gerade die Zeit, die die Kinder aus Paradise gemeinsam im Spiel verbringen und ihr Umherstreunen hinterlässt bei mir ein Gefühl von Freiheit und Kreativität, die es in einer wohl behüteten, strukturierten Kindheit so nicht mehr gibt. "Wir brauchen neue Namen" liefert zahlreiche Denkanstöße, gibt Einblicke in das Leben in einem afrikanischen Slum sowie das Leben im us-amerikanischen Exil. Die Protagonist*innen sind glaubwürdig, das Buch vielschichtig; die Erzählung aus kindlicher Sicht macht den Roman trotz aller Probleme leicht lesbar.