Atmosphärisch, spannend und berührend ¿ ein Thriller, der lange nachhallt.
Totenlied hat mich sofort in seinen Bann gezogen - viel stärker, als ich es erwartet hätte. Tess Gerritsen verbindet hier nicht nur Spannung, sondern auch Tiefe, Emotion und eine ungewöhnliche Atmosphäre, die man so in Thrillern selten findet. Gleich zu Beginn spürt man dieses feine Unbehagen zwischen den Zeilen, den leisen Druck, dass etwas nicht stimmt - und genau das hält einen bis zum Schluss im Griff.Die Geschichte um die geheimnisvolle Melodie fand ich unglaublich faszinierend. Musik als Bedrohung, als Auslöser, als Schlüssel - das war mal etwas ganz anderes und sehr intensiv beschrieben. Man merkt, wie sorgfältig Gerritsen recherchiert hat und wie sehr sie mit der Thematik verbunden ist. Jede Szene mit der Geige war so eindrücklich, dass ich fast das Gefühl hatte, die Musik selbst zu hören.Auch die beiden Zeitebenen haben mich überzeugt. Beide Stränge sind spannend, emotional und voller Rätsel. Während man die Gegenwart verfolgt, spürt man gleichzeitig die Schwere und Dramatik der Vergangenheit - und am Ende fügen sich beide Teile perfekt zusammen. Keine Längen, keine Verwirrung, sondern ein klug aufgebautes Puzzle, das immer stärker anzieht.Die Hauptfigur ist sympathisch, verletzlich und gleichzeitig stark. Man leidet und fiebert mit ihr mit, vor allem dann, wenn die Grenze zwischen Realität und Angst verschwimmt. Das Ende hat mich richtig berührt - es ist nicht nur überraschend, sondern auch menschlich und stimmig.