Zusammenfassung:Der gutmütige, Bärengrosse Frank besitzt Ende Achtzigerjahre einen Plattenladen in einer heruntergekommenen Strasse. Ein kurzes Gespräch reicht ihm, um genau zu wissen, welches Lied seine Kundschaft gerade hören muss, um sich besser zu fühlen. Die Nachbarschaft setzt sich aus Exzentrikern zusammen, die sich gegenseitig helfen und sich tapfer gegen den Niedergang wehren.Frank ist Dauer-Single. Ein Umstand, der sich mit dem Auftauchen der mysteriösen Deutschen Ilse zu ändern droht, auch wenn sich beide wegen vergangener Erlebnisse dagegen sträuben. Nebenbei kämpft Frank zunehmend einsam gegen die Übermacht der CD.Meinung:Weil ich nicht in der Stimmung war für etwas so Melancholisches wieDas Geheimnis der Queenie Hennessy oderDas Jahr, das zwei Sekunden brauchte, habe ich lange mit weiteren Werken von Joyce gezögert. Mister Frank war aber wieder etwas näher an der unwahrscheinlichen Pilgerreise, in dem Sinn, dassneben der ruhigen Melancholie auch wieder mehr situativer Humor dabei war, mehr Hoffnung auf gute Zeiten, mehr Leichtherzigkeit.Wobei es schon einige Jahre her ist, dass ich Joyces ältere Bände gelesen habe, es kann also auch sein, dass mich die Erinnerung trügt.Der Schauplatz ist trostlos und alle Figuren haben (wie im echten Leben) einen grösseren oder kleineren Knacks, auf Englisch "Baggage". Und trotzdem sind alle im Kern so gut, trotzdem gibt es so viel Schönes in dieser Geschichte. Da ist z.B. Maud, die streitbare Punklady mit gepflegtem Innengarten; Ex-Priester Anthony, der durchgebrannte Pärchen segnet und vergilbte Jesusfiguren verkauft. Oder die kulinarisch untalentierte Wirtin, die sich ungefragt zur Liebesbotschafterin mausert.Auf jeden Fall war Mister Frank während der längsten Lesedauer eine Wohlfühllektüre - bis es dann kurz vor Ende, wie man es von Joyce kennt, doch noch so richtig traurig wird. In diesem Fall geht es jedoch auch wieder bergauf undman wird nicht niedergeschlagen zurückgelassen, im Gegenteil.Neben schräg-sympathischen Figuren und dem langsamen Aufdecken und Aufarbeiten einer Tragödie, wie gewohnt von Joyce, spielt hier auch die Musik eine wichtige Rolle.Wenn im Text ein Song erwähnt wurde, habe ich ihn zum Lesen gehört. Das hat natürlich geholfen, noch mehr Leben in die Geschichte zu bekommen.Etwas musikalische Allgemeinbildung und Inspiration, aus meinen gewohnten Genres auszubrechen, habe ich so nebenbei auch gesammelt.