Psychologisch fein gesponnen, beklemmend real und voller Zwischentöne. Ein Buch, das mehr fragt, als es beantwortet ¿ und genau dadurch blei
Manchmal ist das Gefährlichste nicht das Böse selbst, sondern die Abgründe, die wir in anderen übersehen.<br data-start="712" data-end="715">Dieses Buch hat mich vor allem nachdenklich gemacht - nicht wegen seiner Brutalität, sondern wegen der stillen Momente dazwischen. Die Autorin zeichnet ein eindringliches Psychogramm über Verletzlichkeit, Verantwortung und die Grenzen des Verstandes.Merle und Jette sind starke, facettenreiche Frauen - jede auf ihre Weise. Merle kämpft, Jette denkt. Und irgendwo dazwischen lauert die Erkenntnis, dass auch Mut Angst braucht, um überhaupt existieren zu können.<br data-start="1180" data-end="1183">Ben hingegen ist das Paradebeispiel für Ambivalenz: keine gespaltene Persönlichkeit im klinischen Sinne, sondern ein Mensch, der in sich selbst zerrissen ist - zwischen Kontrolle und Wahnsinn, Fürsorge und Gefahr.Was mich besonders fasziniert hat, war die Darstellung von Mina. Ihre Zerrüttung ist nicht bloß Krankheit, sondern ein Spiegel menschlicher Zerbrechlichkeit. Das Buch vermeidet Schwarz-Weiß-Denken. Es zeigt, dass Menschen mit psychischen Störungen nicht zwangsläufig Täter sind - manchmal sind sie einfach nur Überlebende ihrer eigenen Realität.Je weiter man liest, desto dichter zieht sich das Netz, bis man fast selbst den Atem anhält. Und obwohl ich früh ahnte, in welche Richtung es gehen würde, blieb die Spannung bestehen - nicht durch Überraschung, sondern durch psychologische Präzision.Dieses Buch endet nicht, wenn die letzte Seite fällt. Es bleibt wie ein Schatten, der sich erst dann zeigt, wenn man glaubt, im Licht zu stehen.