Ich muss zugeben, dass mich das mediterrane Cover des Romans sofort angesprochen hat. Es steht für Leichtigkeit und Lebensfreude unter der griechischen Sonne. Und das Setting, die fiktive Insel Panórama - gleich neben Santorin -, ist ein wahr gewordener Reisetraum. Dazu passt die leichte Romanze zwischen Helena und Christos recht gut. INHALTDie Halbgriechin Helena, genannt Eleni, hat genug von ihrem 24-Stunden-Job als Social-Media-Managerin in einem Sylter Start-up und der ungeplanten WG mit Mama Roswitha. Die 29-Jährige will ausbrechen und endlich herausfinden, wer sie eigentlich ist. Dafür kündigt sie ihre Arbeit und fliegt spontan zu ihrer griechischen Lieblingstante Anna nach Panórama. Doch ganz allein ist sie dabei auch nicht, denn ihre beste Freundin Mathilda begleitet sie. Vor Ort lernt sie dann noch den attraktiven, aber leider erfolglosen Tavernenbesitzer Christos kennen, für den sie bereits gedanklich eine passende Social-Media-Kampagne plant. Von Entspannung und Selbstfindung kann also keine Rede sein...MEINUNG"Eine Taverne zum Verlieben" hat alles, was ein leichter Sommerroman braucht: eine zauberhafte Kulisse, kulinarische Leckereien und einen aufregenden Sommerflirt. So weit, so gut. Der humorig-lockere Schreibstil passt auch zum Sujet. Doch in der Mitte des Buchs trat die Erzählung förmlich auf der Stelle. Hauptprotagonistin Helena zweifelte an ihrem Lebensentwurf und ihren starken Gefühlen für Christos. Hinzu kam, dass es auch innerhalb ihres griechischen Familienzweigs kriselte und sie unentwegt von einem ungewöhnlichen Tierduo aus Straßenhund und Pelikan heimgesucht wurde. Noch dazu verfügt Helena über ein ausgeprägtes Helfersyndrom und überschätzt dadurch ihre Kräfte. Ich hätte mir vom Autor Andreas Dutter hier mehr Klarheit und weniger familiäre Querelen gewünscht. Dennoch mochte ich den Zusammenhalt (vor allem der Frauen) auf der kleinen griechischen Insel sehr. Der Sinn fürs echte Leben scheint dort noch stärker ausgeprägt zu sein als in unserer hypermodernen Welt. Lauthals auf der Straße zu singen und zu tanzen oder das Essen mit allen Sinnen zu genießen, klingt verdammt nach Lebensfreude fernab der uns oftmals auferlegten Fremdbestimmung. Da möchte man sich spontan dazugesellen und "Ópa" rufen. Als Leser merkt man schnell, dass Dutter für Griechenland schwärmt und er sich mit diesem Landstrich bestens auskennt. Der zweitwichtigste Charakter nach Helena ist Christos. Beide sind sich insofern sehr ähnlich, als dass sie noch auf der Suche nach ihrem Lebenssinn/-mittelpunkt sind. Christos ist ein ausgesprochener Freigeist und macht mit Helena ausgefallene Entdeckungstouren durch die Insel. Er kämpft um die Anerkennung als Wirt und natürlich um ihr Herz, obschon er noch verheiratet ist. Emotionale Dramen bzw. Missverständnisse sind also vorprogrammiert. Am Ende löst sich die in sich verstrickte Geschichte allerdings in Wohlgefallen auf und alle sprechen sich aus. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.FAZITEin lockerleichter Sommerroman mit viel Griechenlandflair. Etwas mehr Entscheidungsfreude und damit Tempo hätte der Geschichte sicherlich gut getan.