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Die Mittagsfrau

Roman | Seit 28. September 2023 im Kino

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Taschenbuch
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Eine idyllische Kindheit in der Lausitz am Vorabend des ersten Weltkriegs, das Berlin der goldenen Zwanziger, die große Liebe: So könnte das Glück klingen, denkt Helene. Aber steht ihr die Welt wirklich offen? Helene glaubt unerschütterlich daran, folgt ihren Träumen und lebt ihre Gefühle - auch gegen die Konventionen einer zunehmend unerbittlichen Zeit. Dann folgt der zweite große Krieg, Hoffnungen, Einsamkeit - und die Erkenntnis, dass alles verloren gehen kann. Julia Franck erzählt in ihrem großen neuen Roman ein Leben, das in die Mühlen eines furchtbaren Jahrhunderts gerät, und die Geschichte einer faszinierenden Frau.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. April 2009
Sprache
deutsch
Auflage
Nachdruck
Seitenanzahl
432
Reihe
Fischer Taschenbücher
Autor/Autorin
Julia Franck
Verlag/Hersteller
Produktart
kartoniert
Gewicht
376 g
Größe (L/B/H)
191/127/33 mm
ISBN
9783596175529

Portrait

Julia Franck

Julia Franck wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin. 1997 erschien ihr Debüt Der neue Koch , danach Liebediener (1999), Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen (2000) und Lagerfeuer (2003). Sie verbrachte das Jahr 2005 in der Villa Massimo in Rom. Für ihren Roman Die Mittagsfrau erhielt Julia Franck den Deutschen Buchpreis 2007. Der Roman wurde in 40 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt (2023, Regie: Barbara Albert). Nach Rücken an Rücken (2011) erschien zuletzt Welten auseinander (Platz 1 der SWR-Bestenliste). Für ihr Werk wurde sie 2022 mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis ausgezeichnet.


Literaturpreise:

1995 Siegerin beim Open Mike-Wettbewerb

1998 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste

1999 Stipendium der Stiftung Niedersachsen

2000 3sat-Preis in Klagenfurt

2004 Marie Luise Kaschnitz Preis

2005 "Roswitha Preis" der Stadt Bad Gandersheim

2007 Deutscher Buchpreis

2010 war die englische Ausgabe der Mittagsfrau auf der Shortlist des Independent Foreign Fiction Prize und auf der Shortlist des Jewish Quaterly sowie für den internationalen IMPAC nominiert.

2022 Schiller-Gedächtnis-Preis


Pressestimmen

»So sinnlich, körperlich und klug wie in diesem Roman ist in der deutschen Literatur selten erzählt worden.«
Claudia Voigt, Spiegel online

Was bringt eine Mutter dazu, ihren Sohn allein auf einer Bank im Bahnhof zurückzulassen? So geschehen kurz nach Kriegsende 1945 in der Nähe von Stettin. Der achtjährige Peter wartet vergeblich darauf, dass seine Mutter Helene zurückkommt. Auch als es dunkel wird, bleibt er allein. Gut, dass in seinem kleinen Koffer ein Zettel liegt, auf dem der Name seines Onkels steht.

Mit dieser Szene beginnt der großartige Roman von Julia Franck "Die Mittagsfrau", der es geschafft hat, neben fünf weiteren Romanen für den Deutschen Buchpreis 2007, nominiert zu werden. Mit diesem Preis wird seit 2005 alljährlich auf der Buchmesse in Frankfurt der Roman des Jahres ausgezeichnet und die Chancen auf den Titel sind für Julia Franck überaus günstig.

Die Romangeschichte greift in die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als die junge Helene in einer wohlhabenden bürgerlichen Familie zusammen mit ihrer älteren Schwester Martha in Bautzen aufwächst. Die Mutter der beiden war schon immer etwas seltsam in den Augen der Nachbarn. Sie geht nicht in die Kirche und knüpft wenig Kontakte. Am liebsten ist die Jüdin allein und in ihrer Traumwelt gefangen. Sie sammelt alte Töpfe, löchrige Tücher und gewöhnliche Obstkerne. Mit der Zeit driftet sie immer weiter in ihre eigene Welt ab, erschreckt die Schwestern mit ihren wütenden und lautstarken Zornesausbrüchen, so dass der Vater von Freunden den Rat erhält, die Mutter in eine Klinik zur Behandlung einweisen zu lassen. Als er nach sechs Jahren aus dem Krieg zurückkommt ist der Vater selbst schwer krank und muss gepflegt werden. Leider hat Helene nicht recht behalten, als sie meinte: "Wer ihre Mutter liebte, dem konnte kein Krieg etwas anhaben."

Das eigenwillige Porträt der Mutter, die so gar nicht in eine Schablone passen will, gelingt Julia Franck besonders gut. Den Ablöseprozess der Töchter vom Elternhaus schildert sie als nicht einfach, doch die beiden jungen Frauen brechen nach Berlin auf. Ohne dass zu sehr auf den geschichtlichen Hintergrund eingegangen wird, ist die schwüle Atmosphäre der Großstadt spürbar. Martha kommt schon bald ohne Rauschgift nicht mehr zurecht und Helene hat große Mühe, sich in der Welt der Bars, Musik und langen Nächte zu orientieren. Erst als sie ihrer großen Liebe Carl, einem jüdischen Studenten, begegnet und dazu Arbeit in einer Apotheke findet, ordnet sich ihr Leben kurzzeitig. Bis Carl tödlich verunglückt. Für Helene ist der Verlust des Seelenverwandten, mit dem sie nächtelange Gespräche führte, kaum erträglich. Jahre später heiratet sie den Ingenieur Wilhelm, einen linientreuen Nationalsozialisten, der mit dem Bau der Reichsautobahn beschäftigt ist. Wilhelm, der Praktiker, der so gar nichts Feingeistiges hat, ist der Vater ihres Sohnes, doch die Ehe ist nicht glücklich und sie trennen sich bald.

Aus vielen aufmerksamen Beobachtungen und Szenen webt Julia Franck einen weitausholenden Familienroman, der zwei Weltkriege umspannt, ohne dass die Politik im Vordergrund steht. Kleine Bemerkungen am Rande binden die große Geschichte ein. Faszinierend ist die Entwicklung von Helene. Aus einem intelligenten Mädchen formt die Zeit eine Frau, die oberflächlich betrachtet, als herzlose Egoistin abgestempelt werden kann. Doch der geschärfte Blick zeigt eine vollkommen andere Wahrheit. Und die lohnt sich zu lesen.

© Manuela Haselberger

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Von Bibi am 02.08.2021

Nett für Zwischendurch.

Helene wächst zu Zeiten des ersten Weltkrieges auf. Während des zweiten Weltkrieges bekommt sie einen Sohn und bringt ihn und sich durch die Kriegsjahre. Nach dem Krieg als alles möglich schien, lässt sie ihn alleine am Bahnsteig zurück. Das Buch umfasst 430 Seiten. Das Buch beginnt mit dem Prolog, welcher einige Jahre später spielt, wie das erste Kapitel beginnt. Der Start in die Geschichte fällt leicht. Verwirrend ist jedoch, dass die wörtliche Rede nicht als solche gekennzeichnet ist. Dadurch kam ich relativ langsam im Buch voran, da es schwierig war zu erkennen, wann etwas gedacht wurde und wann nicht. Helene war mir sehr sympathisch und ich konnte viele ihrer Handlungen nachvollziehen Leider passierte der Inhalt des Klappentextes erst ziemlich zum Schluss der Geschichte, was ich sehr schade fand. Zu diesem Zeitpunkt war mir Helene auch nicht mehr wirklich sympathisch. Die Emotionen waren etwas kurzgehalten. Zwischendurch war es leider etwas ziehend. Abschließend betrachtet war es ein nettes Buch für zwischendurch, welches meine Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte.
Von leserin am 22.02.2017

Erschütterndes Zeugnis eines schwierigen Lebens

Was veranlasst eine Mutter nach dem Überleben zweier Weltkriege und dem Wissen, was Verluste bedeuten, ihren kleinen Sohn auf einem Bahnhof für immer zu verlassen? Julia Franck schildert in bewegenden Worten das Leben von Helene, die als zweite Tochter nach dem Tod der vier älteren Brüder quasi ohne Mutter aufwächst. Zum Glück kümmert sich die um acht Jahre ältere Schwester voller Hingabe um das Kind. Der Vater, der die verrückt gewordene Mutter abgöttisch liebt, muss 1914 von Bautzen aus in den Krieg ziehen - was die Familiensituation noch erschwert, aber auch neue Perspektiven eröffnet... Die in diesem Buch geschilderten Episoden führen uns von Bautzen über Berlin bis nach Stettin und sind oft am Rand der Gesellschaft angesiedelt. Sie geben unter anderem einen tiefen Einblick in das Leben der sogenannten "Hautevolee" in Berlin mit hohem Suchtpotential. Ich habe mit Helene in diesem Buch regelrecht mitgefiebert. Selbst zu jung und unerfahren, um eigene Entscheidungen zu treffen, lässt sie sich von ihrer Schwester Martha mitreißen. Auch wenn ihr nicht alles gefällt, fehlt ihr lange der Mut, sich aufzulehnen und eigene Entscheidungen zu treffen. Julia Franck schreibt ohne wörtliche Rede, beobachtet ihre Figuren aber sehr genau. Kein einziges Mal beschreibt sie Gefühle, stattdessen lässt sie diese im Kopf und im Herzen des Lesers entstehen. Mir fiel es nicht schwer, mich in Helene hinein zu denken - ihre Begeisterung oder ihren Ekel zu spüren, diverse Situationen mit ihr zu durchleiden. Nachdem ich das Buch mit klopfendem Herzen geschlossen hatte, stand das Glück, in einer anderen Zeit leben zu dürfen, für mich im Vordergrund. Kein Wunder, dass Julia Franck für die Mittagsfrau den Deutschen Buchpreis 2007 erhielt. Ein wirklich ungewöhnliches Leseereignis!