Dieses Buch heißt zwar "Philosophie"-Buch, aber trotz seines lexikalischen Charakters geht es dabei immer um die Tätigkeit des Philosophierens. "Es kann sich überhaupt keiner einen Philosophen nennen, der nicht philosophieren kann", schrieb Kant jedem ins Stammbuch, der glaubt, schon etwas von Philosophie zu verstehen, wenn man einige berühmte Sätze wie "Ich denke, also bin ich" gelesen hat und kennt. Umgekehrt aber reicht es auch nicht, ein paar letztlich banale oder zumindest viel zu allgemeine Fragen zusammenzustellen und das dann als Philosophie auszugeben, wie es etwa Jostein Gaarder in seinem jüngsten vielleicht gut gemeinten, aber schlecht formulierten und darum keineswegs anregenden Büchlein "Fragen fragen" tut. Denn, so wiederum Kant, "ohne Kenntnisse wird man nie ein Philosoph werden". Fragen stellen allein reicht also nicht; das Geschäft des Philosophierens beginnt erst da, wo scheinbar einfache Fragen zu komplexen Problemen ausdifferenziert werden. Das darzustellen, wie das den großen Denkern gelungen ist, das gelingt diesem Philosophiebuch ausgezeichnet: Kompakt werden die Ideen großer Philosophen in wenigen Sätzen zusammengefasst, daneben finden sich wichtige Zitate und die zentralen Begriffe ihrer Positionen. Vor allem aber erleichtern kleine Strukturskizzen, sich in die schwierigen, weil differenzierten Gedankengänge auch argumentativ und selbstdenkend einzufinden. Natürlich haben die Autoren Vorlieben, und manche Denker vermisst man. Andererseits ist das Feld mit über 100 Personen weit gestreut und keineswegs nur auf die abendländische Philosophie begrenzt. Und auf jeder Seite finden sich auch die wichtigsten biografischen Daten, Abbildungen, Hauptwerke und Hinweise auf zeitgeschichtliche Kontexte. Eine hochinformative, qualitativ anspruchsvolle und zugleich gut lesbare und verständlich aufgemachte Philosophie-Geschichte also. Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)