Inhalt:
In Aquarell Landscapes zeigt Claudia Drexhage, wie man mit der Loose-Watercolor-Technik atmosphärische Landschaften gestaltet.
Ein großer Theorieteil zeigt dir, worauf du beim Kauf von Materialien achten musst und stellt verschiedene Techniken vor, die dir helfen, deinem Bild das gewisse Etwas zu verleihen.
Es folgen allerhand Praxisbeispiele und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, anhand derer du lernst, (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Miniaturlandschaften, eine raue See, einen tosenden Wasserfall, Winterlandschaften, eine magische Morgenstunde, Frühlingsstimmung, die goldene Stille oder einen Indian Summer aufs Papier zu bringen.
Kein Bild gleicht dem anderen, das macht die Kunst, die Claudia Drexhage in ihrem Buch vorstellt zu etwas Besonderem.
Eigene Meinung:
Als ich das erste Mal ein Kurzvideo zu Aquarell Landscapes gesehen habe, war ich sofort begeistert: Es schien so einfach, verschiedene Farben aufs Papier auftragen, mit einem nassen Pinsel über das Papier gehen und schon hat man ein unglaublich imposantes Landschaftsbild quasi herbeigezaubert.
Doch der Teufel steckt nun einmal im Detail, so einfach gestaltete sich für mich die Umsetzung nach den Übungen von Claudia Drexhage dann doch nicht; das möchte ich gleich vorwegnehmen.
Aber fangen wir von vorne an: Das Buch gliedert sich in zwei große Teile. Auf den ersten knapp 40 Seiten ihres Buches vermittelt die Autorin theoretische Grundlagen. Es folgt ein ca. 70 Seiten starker Praxisteil.
Im theoretischen Part erfährt man zuerst mehr über das Material. Claudia Drexhage empfiehlt hochwertige Produkte. Das macht im Falle der Loose-Watercolor-Technik auch bei einigen Produkten durchaus Sinn. Denn hierbei wird unter anderem mit viel Wasser gearbeitet. Dünnes, günstiges Papier würde hier schnell wellen. Die Farbe würde nicht so verlaufen wie gewollt. Acrylic Ink sorgt zwar für starke farbliche Kontraste, die die Bilder im Buch so besonders erscheinen lassen, ist aber auch nicht immer zur Hand.
Dass das Buch eher für fortgeschrittene Künstler geeignet ist, hat sich für mich schon zeitnah im theoretischen Teil abgezeichnet.
Die Autorin geht hier unter anderem auf die Farbeigenschaften ein und erläutert, wofür der Farbcode auf Farbtuben und Farbtöpfchen steht. Wusstest du, dass die auf den Verpackungen der Farben abgebildeten Sterne eine Aussage über die Lichtechtheit des Produkts geben oder dass das Quadrat, je nachdem ob leer abgebildet oder halb durchgestrichen, mehr über die Deckkraft der Farbe verrät? Was bedeutet Staining? An einem Dreieck auf der Verpackung kannst du erkennen, wie stark die Auswaschkraft deiner Wahlfarbe ist.
Das Kapitel über Papier verrät dir mehr über die Unterschiede bei der Grammatur (Blattstärke), Oberflächenstruktur (satiniert, Feinkorn, soft pressed oder Grobkorn) und Ausgangsstoffe (Aquarellpapier, Yupopapier und Steinpapier).
Worauf muss man beim Kauf der Pinsel achten? Auch hier gibt es verschiedene Materialien, Formen (Rundpinsel, Flachpinsel, Fächerpinsel, Schlepperpinsel, Verwaschpinsel), Größen und unterschiedliche Qualitätsmerkmale.
Ich habe mich beim Praxistest auf bereits vorhandene Materialien beschränkt. Sehr wichtig ist, dass du für die Loose-Watercolor-Technik größere Pinsel benötigst.
Sehr spannend fand ich den Part zu den weiteren Materialien. Hier verrät die Autorin unter anderem, wie man mit bestimmten Hilfsmitteln coole Effekte aus Papier zaubern kann. Granulierungsmalmittel, ein Malmesser, ein Wasserzerstäuber, eine Plastikkarte können dir hierbei behilflich sein. Aber auch ein Wasserglas, Tücher und eine Mischpalette sind unverzichtbare Helferlein, die du gewiss benötigen wirst.
Die Farblehre wird vermutlich vielen angehenden Künstlern schon etwas sagen. In diesem Buch findest du einige Informationen, die das Wissen auffrischen können. Was sind Primärfarben, Sekundärfarben und Tertiärfarben, wie mischt man Farben effektiv? Zudem erfährst du mehr über die Farbbeziehungen: Verwandte Farben, komplementäre Farben, warme und kalte Farben. Dieses Wissen kannst du, wenn du irgendwann selbst Bilder ohne Anleitung aufs Papier bringen möchtest, verwenden, um Stimmungen zu vermitteln.
Auf einigen Seiten verrät die Autorin mehr, wie sie selbst Inspiration, Kreativität und Ideen findet und sammelt. Die Idee, sich sein eigenes Moodboard anzulegen, hat mir hierbei ganz besonders gefallen.
Im theoretischen Teil lernst du auch mehr über die Bildgestaltung. Der Goldene Schnitt, die Drittel-Regel und die Planung einer Komposition können dir helfen, das fertige Motiv bewusst für den Betrachter gut in Szene zu setzen. Auch das Wissen über Farbkontraste, das die Autorin über zwei Doppelseiten vermittelt, hilft eine bestimmte Stimmung bewusst zum Ausdruck zu bringen. Kurz vorgestellt wird hier, was man unter Farbe-An-Sich-Kontrast, Hell-Dunkel-Kontrast, Komplementärkontrast, Kalt-Warm-Kontrast, Qualitätskontrast, Quantitätskontrast und Simultankontrast versteht.
Es folgen Techniken und Effekte. Die Grundlagen wie lasieren, lavieren und Nass-in-Nass-Technik, werden hier ebenso vorgestellt, wie die Salztechnik, das Arbeiten mit dem Malmesser oder einer Plastikkarte, der Granulierungseffekt und Klarsichtfolienmuster.
Kurz: The next level für Anfänger der Aquarellmalerei.
Zwei Drittel des Buches zeigen Projekte der Autorin. Diese werden wie folgt präsentiert:
Auf einer Doppelseite sieht man rechts zunächst das fertige Bild. Links gibt es eine kurze Einleitung mit einigen Hinweisen der Autorin zur folgenden Aufgabe. Die benötigten Materialien und die Farbpalette werden ebenfalls übersichtlich aufgeführt.
Beim Durchblättern der Projektseiten habe ich festgestellt, dass für viele Übungen im Buch Acrylic Ink verwendet wird. Ich habe schnell für mich festgestellt, dass es vermutlich sinnvoll gewesen wäre, sich hiervon ein paar Farben einzukaufen. Denn, zumindest im Buch, wirken die Farben sehr intensiv und sind, so fürchte ich im Fazit, wichtig, wenn man Büsche, Landschaftsabschnitte und schöne Kontraste aus Papier bringen möchte.
Ich habe mir für den Praxistest das Projekt Raue See herausgesucht. Die Umsetzung gelang mir relativ leicht. Doch im Ergebnis habe ich festgestellt, dass das fertige Bild doch völlig anders aussah, als das Ergebnis der Autorin.
Ich denke, die Abweichung war unter anderem folgenden geschuldet: Ich habe für die Wellen aus Mangel an vorhandenem Acrylic Ink normale aber immerhin hochpreisige Aquarellfarbe verwendet. Das hat dafür gesorgt, dass die Wellen einfach nicht so farbintensiv waren wie die der Autorin. Zum anderen wird die Loose-Watercolor-Technik immer dafür sorgen, dass kein Bild dem anderen gleicht. Das trägt, meiner Meinung nach, aber auch seinen eigenen Charme in sich.
Fazit:
Einfach mal die Farbe fließen lassen, wunderschöne Landschaftsbilder aufs Papier zaubern. Diese Hoffnungen hatte ich, als ich das erste Mal auf Aquarell Landscapes von Claudia Drexhage aufmerksam geworden bin.
So einfach ist es nicht. Das kann ich vorweg sagen. Es benötigt schon etwas Übung und zudem auch einige Materialien, die man als Anfänger vielleicht nicht unbedingt schon im Regal stehen hat. Der Einkauf von hochpreisigen Produkten lohnt sich, wenn man die Resultate der Autorin betrachtet.
Mir persönlich und ich habe schon einige Bücher zum Thema Aquarellmalerei gelesen hat dieses Buch einige neue Informationen vermittelt. Insbesondere, was Farbcodes und Techniken betrifft.
Praxis- und Theorieteil lassen in Struktur, Umfang, Inhalt, Didaktik und inhaltlicher Akkuratesse keine Wünsche offen. Die schönen Motive machen Lust darauf loszulegen und dabei zu bleiben und sich intensiv mit der Loose-Watercolor-Technik auseinanderzusetzen.
Ich empfehle dieses Buch aufgrund der Anschaffungskosten von hochpreisigen Materialien, die ich hier für notwendig erachte, und aufgrund des Informationsgehaltes an fortgeschrittene Künstler.