Leichte Sprache von Christina Morales ist alles andere als leichtfertig oder gar leichte Lesekost. Ein Aufschrei, eine Rebellion gegen Stigmatisierung. Überfällig finden wir auf LiteraTüren.
Wer ist schon normal
Angels, Margarita, Patricia und Nati sind nicht nur die Protagonistinnen in diesem Roman; sie eint, dass sie von den anderen, von der Gesellschaft als nicht normal eingestuft werden. Sie gelten als geistig behindert, dabei zeichnen sie nur besondere Eigenschaften aus.
Die jungen Frauen werden auch durch ihre Herkunft vereint. Sie alle stammen aus ländlichen Gebieten in Spanien, erhielten nur eine allenfalls rudimentäre Bildung und wuchsen als Halbwaise oder Waise auf.
Ein Roman in leichter Sprache
Die Mädchen werden in ein Heim gebracht und dienten vornehmlich dem Heimträger und ihren Verwandten als Einnahmequelle. Später kamen sie nach Barcelona und leben hier in einer Art Betreutes Wohnen.
Hier, in der Stadt und in ihrer Gemeinschaft, eröffnen sich die Möglichkeiten für die vier jungen Frauen, die die Handlung abwechselnd aus ihrer Perspektive erzählen. Schnell wird deutlich, dass sie keine kognitiven Einschränkungen haben wie alle behaupten.
Schrei gegen die Oberflächlichkeit
Dieses Buch hat es in sich. Es ist ein Roman, der in ganz und gar nicht leichter Sprache Kritik übt. Kritik an der Gesellschaft, am Kapitalismus,, am Sozialsystem, das oberflächlich und pauschalisierend reagiert. Nicht nur in Spanien.
Christina Morales: Leichte Sprache
Aus dem Spanischen von Friederike von Criegern
Matthes & Seitz 2022