Doris Dörrie wirft hier sehr interessante und empathisch-kluge Blicke auf das Leben, Doris Dörrie verzaubert nicht nur mit ihren Filmen, nein, dies gelingt ihr mühelos in ihrem Buch Die Reisgöttin. Schön, warm und erhellend blickt die Autorin und Regisseurin hier auf das Leben, auf ihre Reisen. Denn sie hat einen Tic, sie muss immer etwas mitbringen. Ein schöner Tic, denn so umgibt sie sich mit Erinnerungen. Sehr schöne Erinnerungen. So ohne Banalität. Denn Doris Dörrie blickt interessant auf ihre Umgebung, auf das Fremde, lässt damit die Leserschaft ebenso interessant und träumerisch auf das Andere schauen. Lässt dabei ein eigenes Sinnieren zu und ermöglicht dieses Sinnieren ebenso der Leserschaft. Leicht plätschern diese Anekdoten an der Leserschaft vorbei, aber sie sind alles andere als leicht und plätschernd. Sie ermöglichen Einblicke in andere Welten, in anderes Denken und sie ermöglicht auch sehr persönliche Einblicke. Einblicke, die die Autorin sofort sympathisch machen. Erinnern diese Einblicke doch an die eigenen Blicke, Empfindungen, Ecken und Tics. Und ebenso ermöglichen diese Anekdoten Einblicke in andere Welten, in anderes Denken, Anekdoten, die andere Wichtigkeiten zeigen. Es sind Einblicke, die unsere hektische Welt kurz zum Stillstand bringen und vielleicht, so der Leser will und kann, auch gewisse Veränderungen bewirken. Denn das Schöne ist wichtig, es ist nicht die Angst und das Böse, was uns bewegen sollten, sondern das Schöne. Denn diese Reise hier auf Erden ist endlich und Doris Dörrie scheint um die Wichtigkeit des Schönen zu wissen, der in anderen Kulturen doch gefrönt wird. Anmerkung an uns alle.
Mit diesem Buch hier bin ich auf die Tapir-Reihe von Diogenes aufmerksam geworden. Eine Reihe, die sich mit unserer Menschlichkeit befasst, uns zum Nachdenken bringen soll, uns an das Schöne in uns erinnern soll, eine Reihe, die einen großen Nachhall in mir findet. Denn unsere westliche Welt verliert meines Erachtens nach den Anschluss zu unseren Wurzeln und Tapir ermöglicht ein Sinnieren darüber. Eine wunderschöne Idee. Bitte mehr davon.