Fern Brady verarbeitet in dem Buch "Strong Female Character" ihre eigene Geschichte als spätdiagnostizierte autistische Frau. Der Untertitel "Mein Leben zwischen Sexismus und Autismus" macht deutlich, dass sie sich dabei insbesondere auf ihre Erlebnisse als Frau sowie als Autistin konzentriert.
Das Buch ist sehr ehrlich, direkt und authentisch geschrieben. Ich habe nach knapp 300 Seiten Anekdoten und Erlebnissen das Gefühl Fern Brady persönlich zu kennen. Mir gefällt besonders, dass sie nichts beschönigt, sondern auch die schrecklichen Ecken und Kanten offen und ehrlich kommuniziert, um zu zeigen, wie ihr Weg bis zur Diagnose und auch danach abgelaufen ist. Sie signalisiert dabei eindeutig, wann es sich um ihre individuellen Erlebnisse handelt und wann sie Fakten und allgemeingültigere Aussagen anbietet. In den Fußnoten bietet sie zudem immer mal wieder weiterführende Informationen an, damit man sich als Leser*in noch intensiver mit dem Thema auseinander setzen kann. Im Fokus steht jedoch auf jeden Fall ihre persönliche Erzählung.
Ich habe das Buch an einem Wochenende verschlungen, es liest sich sehr flüssig, mal mit mit einem Schmunzeln auf dem Lippen, mal mit Bauchschmerzen. Ich weiß schon jetzt, dass ich es ein zweites Mal lesen werde, um mir Notizen zu machen.
Das Buch ist auf jeden Fall eine große Empfehlung für Leute, die sich für Autismus, insbesondere spätdiagnostiziertem Autismus bei Frauen interessieren und einen Einblick in eine individuelle Geschichte erlangen möchten. Personen, die sich zuvor kaum mit Autismus auseinandergesetzt haben, sollten sich jedoch vorher fachlich etwas einzulesen - das Buch liefert kein Grundlagen-Wissen über Autismus, aber das ist auch einfach nicht seine Aufgabe. Stattdessen möchte Fern Brady in diesem Buch ihre individuelle Geschichte als spät diagnostizierte Autistin und als Frau erzählen - und das gelingt ihr wunderbar.