»Katia, manchmal denke ich, glücklich zu sein, das kommt für mich gar nicht infrage.«
Als Thomas Mann die acht Jahre jüngere Katia, Tochter des angesehenen Mathematikprofessors und Millionärs Alfred Pringsheim, zum ersten Mal sah, wusste er es bereits: diese oder keine! Doch Katias Interesse an den stürmischen Liebesbekundungen des aufstrebenden Schriftstellers hielt sich in Grenzen und selbstbewusst wie sie war, sagte sie ihm das, ganz ohne Umschweife. Und doch gab sie ihm, nach langem Zögern, ihr Ja als Ehefrau und lebenslange Unterstützung. Ohne sie wäre Thomas Mann nicht der geworden, als den wir ihn heute kennen.
Heinrich Breloer, der sich seit über vierzig Jahren mit den Manns beschäftigt, schildert das Auf und Ab dieser Werbungsphase und versucht hinter die Fassade zu blicken. Dabei nähert er sich den portraitierten Figuren mit viel Fachwissen, lässt Tagebucheinträge und Briefe einfließen und ergänzt, um der Anschaulichkeit willen, fiktive Dialoge.
Dieses Buch definiert das Spiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit, welches nicht nur Thomas, sondern auch Heinrich, grandios inszenierte. So widmet sich der Autor ferner autobiografisch beeinflussten Werken, u.a. dem Roman Königliche Hoheit, welcher eben diese ersten Begegnungen bis zur Hochzeit literarisiert.
Bezogen auf Breloers Fernseh-Dreiteiler Die Manns, der sich mit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt, bildet dieses Buch eine passende Ergänzung. Schließlich beschäftigt es sich primär mit der Brautwerbungsphase, Thomas ersten literarischen Erfolgen und den Umgang mit seinen homoerotischen Neigungen.
Dabei ermöglichen Breloers genaue, in die Tiefe gehenden Beschreibungen ein einzigartiges Portrait des späteren Nobelpreisträgers und dessen Frau Katia. Zusätzlich zeichnen diese das Leben zur damaligen Zeit, besonders die gesellschaftlichen Rollenverteilung von Mann und Frau, charakteristisch nach.
Breloers Buch läutet auf äußerst gelungene Weise den Auftakt einer Vielzahl an Neuerscheinungen zu Thomas Manns 150. Geburtstag im kommenden Jahr ein.