Kann das schon wirklich alles gewesen sein ?, fragt sich A. und tauscht kurzerhand das Leben in der niedersächsischen Provinz gegen ein Leben in der Schweiz ein. Die Welt der Banken erscheint ihr zunehmend aufregend und geeignet dafür, sich in Szene zu setzen. Doch so ganz nimmt man(n) sie nicht ernst. Darin sieht A. ihr größtes Potenzial und setzt alles auf eine Karte, aber nicht etwa brav und folgsam, wie es andere von ihr vielleicht erwartet hätten.....Emotionen, Herausforderungen und der unermüdlichen Kampf um Anerkennung in einer - größtenteils immer noch- von Männern dominierten Finanzwelt sind die Grundlage von Isabelle Lehns Roman. Was zunächst nach spannenden Einsichten und einer fesselnden Handlung klingt, wird nach wenigen Seiten wirklich zum Kampf...aber für die Leserschaft.Lehn lässt nämlich überhaupt keine Nähe zu und schafft die größtmögliche Distanz zwischen Leser:innen und Protagonistin, in dem sie sie anonymisiert und ihr lediglich ein Initial ihres Vornamens "übrig" lässt. A. verkörpert damit die Unnahbarkeit in Perfektion und das gelingt ihr par excellence. Ob das aber wirklich für einen Roman das richtige Stilmittel ist ? Ich weiß es nicht und genau da setzen dann auch meine Kritikpunkte an,.Dadurch, dass sich keinerlei Nähe aufbaut, bleibt die ganze Handlung wie hinter einer dicken Glaswand verborgen und schmettert regelrecht alle Emotionen ab, die vielleicht doch in Begriff gewesen sind, sich den Weg an die Oberfläche zu bahnen. Mentale Stärke von A. ? Vielleicht ist sie vorhanden und in einer gewissen Art von Skrupellosigkeit wiederzufinden, aber so ganz kann und will ich ihr diesen Wesenszug nicht abnehmen. Immer einmal mehr aufstehen als hinzufallen und dann die Fäden in die Hand nehmen, um aus dem Hintergrund zu agieren ? Fast könnte man meinen, es wären kluge und teilweise abgebrühte Schachzüge, die weit im Voraus geplant und dann taktisch umgesetzt werden. Und doch sind da immer wieder Lücken in der Logik , die sich nur denjenigen wirklich ganz schließen, die mit Neugier und Enthusiasmus beim Lesen am Ball bleiben und mit ganzer Aufmerksamkeit das Geschehen verfolgen, um die kleinen Puzzleteilchen zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen...was ich, um ehrlich zu sein, nicht über die komplette Dauer des Buches geschafft habe.Das Schweigen von A. wirkt wie eine dicke Wolldecke, die Interesse und Neugier auf den weiteren Verlauf der Handlung unter sich begräbt. Die Idee zum Buch gefällt, jedoch kann die Umsetzung bei mir leider nicht punkten. Schade :(