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Elizabeth Finch

Roman

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240 Lesepunkte
Buch (gebunden)
24,00 €inkl. Mwst.
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Der neue Roman Julian Barnes' über eine platonische Liebe und den Tod einer besonderen Frau, der zum Anlass für die tiefere Auseinandersetzung eines Mannes mit Liebe, Freundschaft und Biografie wird.

Neil, gescheiterter Schauspieler, Vater und Ehemann, besucht an der Abenduni eine Vorlesung zur Kultur und Zivilisation und ist fasziniert von der stoischen und anspruchsvollen Professorin Elizabeth Finch. Er hat zwar Affären und Liebeleien, doch prägt das Ringen um ihre Anerkennung sein Leben. Auch nach Beendigung des Studiums bleiben die beiden in Kontakt. Als sie stirbt, erbt Neil ihre Bibliothek und Aufzeichnungen - und stürzt sich in ein Studium Julian Apostatas, der für Elizabeth Finch ein Schlüssel zur Bedeutung von Geschichte an sich war: Der römische Kaiser wollte im 4. Jahrhundert das Christentum rückgängig machen. Wer war Julian Apostata? Und was wäre passiert, wenn er nicht so jung gestorben wäre? Der Schlüssel zur Gegenwart liegt nicht selten in der Verhangenheit, das zeigt dieser kenntnisreiche Roman auf unnachahmliche Weise.

Das Buch ist eine intelligente Hommage an die Philosophie, ein Ausflug in die Geschichte, eine Einladung, selbst zu denken.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
03. November 2022
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
240
Autor/Autorin
Julian Barnes
Übersetzung
Gertraude Krueger
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
354 g
Größe (L/B/H)
206/124/30 mm
ISBN
9783462003277

Portrait

Julian Barnes

Julian Barnes


, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.

Gertraude Krueger


, geboren 1949, lebt als freie Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören u.a. Sketche der Monty-Python-Truppe und Werke von Julian Barnes, Alice Walker, Valerie Wilson Wesley, Jhumpa Lahiri und E.L. Doctorow.


Pressestimmen

»Beim Lesen werde ich klüger.« Elke Heidenreich, Der Spiegel KulturSpiegel

»Julian Barnes zieht alle Register seines literarischen Könnens.« Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung

»eine Hommage an die universitäre Bildung und an charismatische Dozenten, die es verstehen ihren Studenten das Selberdenken beizubringen« Andreas Schröter, Ruhr Nachrichten

»Es ist, als ob auch wir, die Lesenden, von Finch posthum eine Lektion in Sachen intellektueller Selbstermächtigung erhalten würden.« Bernd Melichar, Kleine Zeitung

»Julian Barnes wirbelt unser Denken durcheinander. [...] Auf dem Weg durch [seinen] Roman wird man wunderbar verwirrenden Fragen begegnen.« Kurier

»Herrliche Akademikerprosa, so labend wie ein alter Portwein.« stern

»Die Dialoge, Beobachtungen, Kommentare und Bonmots der Titelheldin sind brillant.« Klaus Nüchtern, Falter

Besprechung vom 15.12.2022

Geschichtslektüren aus der Asche des Lebens
Fast eine Liebesgeschichte und beinahe ein Epochenbild: Julian Barnes' Roman "Elizabeth Finch"

Ist dieses Buch wirklich ein Roman? Vielleicht kommt man ihm am ehesten nahe, wenn man es als eine Hommage betrachtet. Neil, ein Mann vorgerückten Alters - er hat graue Haare und zwei gescheiterte Ehen hinter sich -, erinnert sich an die Frau, bei der er vor Jahrzehnten - nach der ersten Ehe und einer missglückten Karriere als Schauspieler - ein Erwachsenenseminar über "Kultur und Zivilisation" belegt hat. Gleich auf der ersten Seite des Buchs hat sie ihren Auftritt. Sie tritt ans Pult, kündigt den Zuhörern an, sie werde sie "nicht mit Fakten vollstopfen wie eine Gans mit Mais", erwarte aber "Rigorosität" und nennt ihren Namen: Elizabeth Finch.

Dann folgt, was in einem Theaterstück als längere Regieanweisung gelten könnte. Mrs. Finch trägt feste Halbschuhe zu gestreiften Seidenblusen und knielangen Röcken, "im Sommer mit Kellerfalte, gewöhnlich marineblau, im Winter Tweed". Sie raucht. Sie hat Migräne. Ihre Sprache ist förmlich, ihr Satzbau grammatisch perfekt. Und - hier geht die Beschreibung in Handlung über - sie liebt es, Mythen zu dekonstruieren. Religiöse Mythen, Nationalmythen, Mythen des Alltags. Die elftausend Jungfrauen der heiligen Ursula? Es waren wohl nur elf. Die historische Menschheitsmission der Briten? In Amerika hielten sie länger Sklaven als die Amerikaner selbst. Am heftigsten hadert Elizabeth Finch mit der Sexualmoral des Christentums. "Monotheismus, Monogamie, Monotonie" bilden für sie die unheilige Trias der Lebensfeindlichkeit.

Die meisten Seminarteilnehmer sind von Elizabeth Finchs Unterricht eher moderat begeistert. Anders Neil: Er bleibt seiner Dozentin auch nach dem Ende des Zweitstudiums treu. Jedes Jahr trifft er sich zwei-, dreimal mit ihr in einem Restaurant, und sie reden über die Dinge des Lebens. Irgendwann muss Mrs. Finch die Treffen aus Krankheitsgründen absagen. Kurz darauf ist sie tot. Nach ihrer Beerdigung erfährt Neil, dass er ihre Papiere und ihre Bibliothek geerbt hat, und lernt ihren Bruder Christopher kennen, einen rundlichen weißhaarigen Mann, der ebenso durchschnittlich ist wie er selbst. Dann liest er die Notizen der Verstorbenen.

Inzwischen sind fast hundert Seiten vergangen, und man rätselt noch immer, worauf Julian Barnes mit dieser Geschichte hinauswill. In "Der Mann im roten Rock", dem Buch, das vor "Elizabeth Finch" erschienen ist, hat Barnes eine historische Figur, den französischen Frauenarzt Samuel Pozzi, dazu benutzt, mit eleganter Leichtigkeit das Porträt eines Zeitalters zu skizzieren. Davor hat er in "Die einzige Geschichte" ebenso virtuos die Liebesbeziehung zwischen einem jüngeren Mann und einer älteren Frau geschildert. "Elizabeth Finch" enthält Elemente aus beiden Büchern, ohne sie erzählerisch zwingend zu verbinden. Der frisch geschiedene Neil schwärmt, wie seine Freundin Anna rasch errät, nicht nur rein intellektuell für seine Geschichtslehrerin, aber eine Beziehung entsteht dennoch nicht daraus. Dafür ergibt sich aus den Aufzeichnungen, die Elizabeth Finch hinterlassen hat, ein Schreibprojekt, aus dem durchaus ein Epochenbild aus weit entfernten Zeiten hätte werden können. Doch bei ihrem Schüler Neil reicht es nur zu einem Essay.

Der füllt den Mittelteil des Buches. Es geht um Julian Apostata, den letzten heidnischen Kaiser des Römischen Reiches, und wenn man weiß, dass die frühen Christen in dem Toleranzpolitiker Julian den gefährlichsten Feind ihres Glaubens sahen, ist man schon mitten in der Gedankenwelt von Elizabeth Finch. Der Kaiser, der im Jahr 363 auf einem Feldzug gegen die Perser starb, wollte die alten lokalen Kulte in ein universales synkretistisches Glaubenssystem einbinden und so den Wahrheitsanspruch des Christentums aus dem Feld schlagen. Montaigne, Voltaire, Gibbon und Ibsen haben Julian gepriesen, Swinburne hat ihm ein berühmtes Klagegedicht gewidmet, und selbst Hitler bramarbasierte in seinem Hauptquartier über den Apostaten, dessen antike Weisheit man "in Millionen verbreiten" müsse.

Dies alles und viele weitere Lese- und Gedankenfrüchte hält Barnes' Erzähler auf knapp sechzig Seiten fest. Das Problem ist, dass in dieser Zeit die Geschichte von Neil und Elizabeth Finch gleichsam stillsteht. Als sie im dritten Teil des Buches wieder einsetzt, wirkt sie wie ein Nachtrag zu dem vollendeten Liebeswerk des Julian-Aufsatzes. Noch einmal erhebt sich ein Hauch erzählerischer Spannung, als Neil zu Anna reist, die inzwischen in einer holländischen Kleinstadt lebt, um Erinnerungen an das Seminar auszutauschen und womöglich alte Leidenschaften aufzuwärmen. Aber aus der Asche des Lebens steigt keine Glut mehr auf, und auch die Spur eines Liebhabers, mit dem Christopher Finch seine Schwester einmal am Bahnhof gesehen haben will, endet im Nichts. Zuletzt erfahren wir noch, dass Elizabeth einmal Opfer einer Pressekampagne wurde, nachdem sie in einem öffentlichen Vortrag heidnische und christliche Körpervorstellungen miteinander verglichen hatte.

Das ist so unglaubwürdig, dass es schon fast wieder Stoff für eine eigene Erzählung böte. Vor allem aber zeigt es, wie verzweifelt sich der Autor Barnes darum bemüht, seine Heldin für den Leser interessant zu machen. Doch es gelingt nicht. Elizabeth Finch ist eben kein Flaubert, und der brave Neil ist mindestens zwei Nummern kleiner als der Landarzt Geoffrey Braithwaite aus Julian Barnes' berühmtestem Roman.

Am Ende seines Julian-Essays gesteht der Erzähler ein, er sei in den Romanen von Michel Butor und Gore Vidal über den spätrömischen Kaiser leider nicht weit gekommen. Im Fall von Vidals "Julian" muss man diese Lesefaulheit bedauern. Denn bei dem Amerikaner, der sein 1962 erschienenes Geschichtspanorama als Briefwechsel zwischen dem syrischen Rhetor Libanios und dem athenischen Philosophen Priskos angelegt hat, hätten Neil und sein Autor erfahren können, wie ein moderner historischer Roman aussehen kann. Es ist das Buch, das "Elizabeth Finch" nicht geworden ist. ANDREAS KILB

Julian Barnes: "Elizabeth Finch". Roman.

Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022. 240 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Bajo am 18.01.2023
An einer Abendschule in London hält die Privatgelehrte Elizabeth Finch ein Seminar "Kultur und Zivilisation". Teilnehmer sind Erwachsene zwischen 29 und 42 Jahren, unter anderen der Ich-Erzähler Neil, gescheiterter Schauspieler und zweifach geschiedener Ehemann und Vater von drei Kindern. Neil verehrt Elizabeth Finch, man könnte sogar sagen, er liebt sie platonisch. Als sie stirbt, hinterlässt sie ihm quasi als Vermächtnis ihre Aufzeichnungen, in denen es hauptsächlich um den römischen Kaiser Flavius Claudius Julianus geht. Neil beginnt sodann, diese Aufzeichnungen zu sichten und in einem Essay zusammenzufassen.Der Roman ist in drei Teile gegliedert: Teil 1 behandelt das Zusammentreffen von Neil mit Elizabeth Finch ( nachfolgend wie im Roman mit E. F. bezeichnet ), seine Teilnahme am Seminar, ihren Tod und das Auffinden ihres Vermächtnisses an ihn. Teil 2 ist das Essay, das Neil über Flavius Claudius Julianus schreibt und Teil 3 befasst sich mit Neils Verarbeitung und Einordnung seiner Beziehung zu E. F. in sein eigenes Leben, wobei die Sichtweisen anderer damaliger Seminarteilnehmer auf E. F. berücksichtigt werden.Meine Probleme beginnen mit Teil 2 der Geschichte, also mit dem Essay. Dieses Werk von Julian Barnes wird laut Cover als Roman bezeichnet. Aber was soll Teil 2 ? So interessant die Ausführungen über den Apostaten, wie ich lernen durfte, dem Abtrünnigen vom christlichen Glauben und letzten heidnischen römischen Kaiser, auch sein mögen, habe ich mich doch gefragt: Ist das jetzt noch ein Roman oder ist das eine Geschichts- bzw. Theologievorlesung ? Also, ich möchte einen Roman, die Erzählung einer Geschichte, lesen und nicht Geschichte, Theologie oder Philosophie studieren. Durch die Einstreuung des Namens von E. F. in diesem Teil wird noch nichts erzählt, hier wird doziert, d.h. hier fehlte mir die Verknüpfung mit der in Teil 2 und Teil 3 erzählten Geschichte ! Teil 2 hat mich deshalb unerträglich gelangweilt und ermüdet. Ich habe mich da regelrecht durchgekämpft und war drauf und dran, die Lektüre abzubrechen und das Werk mit nur zwei Sternen zu bewerten.Um es kurz zu machen: Teil 1 und Teil 3 haben mich mit dem Werk versöhnt. Hier hat Barnes sehr geschickt Gedanken über Stoizismus, über Philosophie als Lebenshilfe und über sein Hauptthema, über die Geschichte des vom Christentum abtrünnigen römischen Kaisers mit der platonischen Liebesgeschichte von E. F. und Neil verknüpft. Große philosophische und theologische Themen wurden so beleuchtet und das hat mir gut gefallen. Genau wie der feine ironische Witz, der hin und wieder aufblitzte. Sehr schön fand ich die Konfrontation der überhöhten Verehrung von E. F. durch Neil mit der Schlagzeile der Presse nach ihrem öffentlichen Vortrag: "Irre Professorin: römische Kaiser haben unser Sexleben ruiniert !" Da habe ich herzlich gelacht. Ohne Teil 2 ein schöner Roman und daher insgesamt noch drei Sterne und leider keine Leseempfehlung.
LovelyBooks-BewertungVon kingofmusic am 02.01.2023
Gern gesehene Gäste auf meiner Lektüreliste sind immer wieder die (neuesten) Bücher von Julian Barnes. So gehörte "Elizabeth Finch" (2022, Kiepenheuer & Witsch, aus dem Englischen von Gertraude Krueger) auch zu dieser Liste. Hatten wir es zuvor bei "Der Mann im roten Rock" im weitesten Sinne mit der "Biografie" einer ganzen Epoche zu tun, ist hier wieder eine Mischung aus Fiktion und Fakten vorhanden.Der fiktive Teil handelt von der titelgebenden Dozentin Elizabeth Finch, die der Ich-Erzähler Neil in einem Seminar zum Thema "Kultur und Zivilisation" kennen und schätzen lernt und der nach ihrem Tod ihre Bibliothek und einige Unterlagen erbt.Darin finden sich u. a. Notizen zu Julian Apostata (331 - 363) und Neil beginnt einen Essay über eben diesen Kaiser Julian zu schreiben. Der Essay ist das Herzstück des dreigeteilten Romans. Mir war dieser Julian bis dato völlig unbekannt, weshalb eine durchaus größere Wissenslücke nun relativ gefüllt ist; ein Umstand, der mir bisher in jedem Buch von Julian Barnes begegnet ist und mich allein deshalb immer wieder zu dessen Büchern greifen lässt.Anyway: die (streitbare) These von EF (wie sie im Lauf der Lektüre öfter genannt wird), ob es Europa ohne Kirche sprich dem Christentum heute bessergehen würde, wird in meinen Augen gut durchleuchtet. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht auf diese Frage. Ich glaube auch nicht, dass es Herrn Barnes? Intention war, diese Frage für die Leserinnen und Leser zu beantworten. Vielmehr regt er sie zum eigen- und selbständigen Denken, für den Blick "hinter die niedergeschriebene Wahrheit" an, um am Ende zu erkennen, dass es die "eine" Wahrheit, die eine Seite der Medaille nicht gibt, sondern alles von zwei Seiten interpretierbar ist. "Elizabeth Finch" ist also voller kluger, philosophischer Sätze und historischer Fakten und manchem Mythos, bei dem wohl der Wunsch, dass es so war, Vater des Gedankens ist *g*.Sicher gibt es bessere Romane von Julian Barnes, aber für sehr gute 4* reicht es trotzdem. Ergo gibt es eine Leseempfehlung für alle, die Interesse an Philosophie, Geschichte und Religion mitbringen.©kingofmusic