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Kaputte Wörter?

Vom Umgang mit heikler Sprache

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Matthias Heine behandelt unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert über 80 Wörter, die heute als diskriminierend, problematisch und gestrig bezeichnet werden oder im Verdacht stehen, es zu sein. Die Wörter reichen von behindert über Eskimo, Flüchtling bis Weißrussland und sogar Milch und bester Freund.All diese Wörter sind auf die eine oder andere Art kaputt. Manche funktionieren gar nicht mehr, andere kann man mit Vorsicht noch verwenden. Heine erklärt die Geschichte der Wörter und der Diskussionen um sie, warum sie so heikel sind und wie und wann man sie vermeiden sollte. So leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zu der aufgeheizten Debatte um den Sprachgebrauch. Wer es gelesen hat, kann eine fundiertere Meinung entwickeln und erhält Sicherheit bei der eigenen Ausdrucksweise.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. September 2022
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
301
Reihe
Duden - Sachbuch
Autor/Autorin
Matthias Heine
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
494 g
Größe (L/B/H)
208/127/27 mm
ISBN
9783411756902

Portrait

Matthias Heine

Matthias Heine, 1961 geboren, arbeitet als Journalist in Berlin. Seit 2010 ist er Kulturredakteur der »Welt« . Zuletzt erschien von ihm »Verbrannte Wörter. Wo wir noch so reden wie die Nazis und wo nicht« (2019) und »Krass. 500 Jahre deutsche Jugendsprache« (2021).

Pressestimmen

"Die vielen Fakten, die Heine zusammengetragen hat, machen das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre." dpa dpa, dpa

"Mit seinem Buch «Kaputte Wörter?» liefert Matthias Heine viele nützliche Informationen in undramatischem, sachlichem Ton, der der Diskussion guttut." SRF, SRF

"Dies ist ein Stück aktuelle deutsche Sprachgeschichte, mit leichter Hand geschrieben. Empfehlenswert für alle, die ihre Sprache lieben." Horst Haider Munske, FAZ

"So schreibt er gut recherchierte Wortbiographien und behutsame Charakterstudien, die Unerwartetes zutage fördern, Brisantes entschärfen und vermeintlich Harmloses enttarnen." x, SWR2

Besprechung vom 27.10.2022

Kaputte Wörter sind oft schwer zu ersetzen
Matthias Heine widmet sich siebzig Begriffen, die heute als heikel empfunden werden

Unter dem griffigen Titel "Kaputte Wörter" untersucht, beschreibt und bewertet Matthias Heine eine Auswahl von gut siebzig Wörtern, deren Gebrauch in neuerer Zeit fragwürdig geworden ist. Einige sind heiß umstritten wie "Mohr", "Indianer", "Jude", andere schon fast untergegangen wie "Negerkuss" und "Hasenscharte". Die meisten liegen zumindest auf der Intensivstation. Das Besondere der Darstellung ist die Gliederung jedes Wortartikels. Sie beginnt mit einem Blick in die Sprachgeschichte, beschreibt sodann den aktuellen Gebrauch und referiert die Kritik, die zum Wandel beigetragen hat. Zum Schluss gibt der Autor eine eigene freimütige, oft überraschende Einschätzung. Heine, Redakteur im Feuilleton der "Welt" und von Hause aus Sprachwissenschaftler, erweist sich als Meister wortgeschichtlicher Recherche. Das schlägt sich in unzähligen Zitaten nieder, die am Schluss des Buches in 582 Nachweisen belegt sind. Man muss sie nicht alle lesen, aber sie untermauern den authentischen Charakter der Darstellung.

Was sind die Themen, was die Motive der Sprachkritik? Dazu drei Beispiele. Zu den untergegangenen Wörtern zählt das "Fräulein", ursprünglich - als Diminutiv zu mittelhochdeutsch frouwe - die unverheiratete junge adelige Dame, seit dem neunzehnten Jahrhundert generell die unverheiratete Frau (als Ersatz für "Jungfer" oder "Mamsell"), zuletzt das "Fräulein vom Amt" oder die Kellnerin, "Frollein" gerufen. In den Nachkriegsjahren gab es das "Fräuleinwunder". Feministischer Widerstand hatte Erfolg: Schon 1928 wurde diese Anrede in Österreich vom Bundeskanzleramt abgeschafft, in Deutschland erst 1972 von Innenminister Genscher. Andererseits bestand die Schriftstellerin Annette Kolb bis zu ihrem Tod im Jahr 1967 auf der Anrede "Fräulein Kolb". Das bestätigt eine eigene Erinnerung: Meine unverheiratete Großtante, die den ererbten Hof alleine bewirtschaftete, bestand offiziell auf der Anrede "Fräulein Stoß". Unter den Dorfbewohnern war sie aber einfach "die Liesel". Als ich beruflich nach Franken zog, übernahm ich die Sekretärin meines Vorgängers und überraschte sie mit der Ankündigung: "Ich rede Sie mit Frau König an." "Fräulein" zeigt exemplarisch, wie sich der Gebrauch eines Wortes sukzessive wandelt und wie verschieden er sein kann, je nach Alter, sozialem Status und Region. Offenbar, so resümiert Heine, habe der eheliche Status an Relevanz verloren.

Dürfen wir noch Breslau sagen zu jener schlesischen Stadt, die heute Wroclaw heißt? Königsberg zu Kaliningrad? Geraten wir damit in Revanchismus-Verdacht? Heine zitiert einen polnischen Sprachwissenschaftler, der dafür plädiert, dass Deutsche ihre Heimatstadt auch weiterhin Breslau nennen. Auch die offizielle polnische Tourismusseite visitwroclaw.eu verwendet den deutschen Namen neben dem heutigen polnischen. Dies entspricht internationaler Praxis. Zahllose große Städte in aller Welt haben viele Namen, zum Beispiel Wien, Vienna, Vindobona oder Aachen, Aken, Aix-la-Chapelle. In der Ethnolinguistik spricht man von Endonymen und Exonymen (Eigen- beziehungsweise Fremdbezeichnungen). Wer, so schließt Heine, nach einem Polenbesuch erzählt, "Ich war in Breslau", stehe kaum im Verdacht, die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges rückgängig machen zu wollen.

Ein zweifelhaftes Wort ist "Migrationshintergrund", das im Rahmen des Mikrozensus eingeführt wurde für "Personen, die entweder selbst oder zumindest ein Elternteil von ihnen die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzen". Eine typisch lebensfremde Bürokratendefinition. Sie sollte in offiziellen Texten die Bezeichnungen "Gastarbeiter", "Ausländer", "Migranten" oder "ausländische Mitbürger" ersetzen. 2021 hat eine Fachkommission für Integrationsfähigkeit vorgeschlagen, diesen Ausdruck aufzugeben und nun von "Eingewanderten und ihren Nachkommen" zu sprechen. Kaputte Wörter sind oft schwer zu ersetzen.

Was ist das Besondere an diesem Buch? Es beschreibt an aktuellen Beispielen den lexikalischen Wandel, was ihn treibt und wie er vollzogen wird. Immer behält Heine das ganze deutsche Sprachgebiet im Auge, samt Österreich und der Schweiz. Zudem wird die Vernetzung des europäischen Wortschatzes in Entlehnung und Lehnübersetzung sichtbar und die Verbindung zur feministischen und antirassistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten. Dies ist ein Stück aktuelle deutsche Sprachgeschichte, mit leichter Hand geschrieben. Empfehlenswert für alle, die ihre Sprache lieben. HORST HAIDER MUNSKE

Matthias Heine: "Kaputte Wörter". Vom Umgang mit heikler Sprache.

Dudenverlag, Berlin 2022. 301 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Mira123 am 12.04.2023
Ich arbeite mit Sprache in ihren verschiedensten Formen. Einerseits natürlich als Leserin und Bloggerin, andererseits als Autorin, wenn ich an meinen Kurzgeschichten oder meinem Romanprojekt schreibe, als Studentin und als Korrekturleserin. Gerade in letzterer Rolle muss ich mit Fingerspitzengefühl vorgehen und manchmal auch schwere Entscheidungen treffen. Und deswegen halte ich es für wichtig, mich regelmäßig mit Büchern wie diesem fortzubilden, um gerade bei diesen schweren Entscheidungen eine treffen zu können, die ich gut begründen kann.In "Kaputte Wörter" werden 80 Wörter analysiert, die auf irgendeine Art problematisch sind. Bei manchen müssen wir meiner Meinung nach gar nicht über deren Problematik diskutieren. Niemand sollte das N-Wort oder das Z-Wort je in den Mund nehmen, außer man ist Teil der jeweiligen Gruppe und nutzt diese Worte zur Selbstbezeichnung. Über andere Worte in diesem Buch wird aktuell gerne diskutiert: Schwarzfahrer zum Beispiel, oder Weihnachtsmarkt oder auch die Sprachpolizei, die scheinbar allen Menschen den Mund verbietet und das Gendern vorschreibt, wenn einem meiner Onkel glauben darf. Wieder andere Wörter hätte man meiner Meinung nach nicht in diesem Buch behandeln müssen. Worte wie "Milch" oder "Völkerball" wirkten auf mich wie Platzfüller, die es nicht gebraucht hätte, damit ein abgerundetes Sachbuch entsteht.An diesem Buch mag ich die Tatsache, dass es über weite Teile ein schönes Nachschlagewerk ist. Wir erfahren hier, wie sich das Wort entwickelt und welchen Wortstamm es hat. Der Autor erklärt, seit wann die Worte in Gebrauch sind und in welchen Kontexten sie wie verwendet werden. Außerdem wird erklärt, was denn eigentlich kritisiert wird, wenn über das jeweilige Wort diskutiert wird. Natürlich kann in einem Nachschlagewerk nicht in die Tiefe gegangen werden, aber ich glaube, dass das auch nicht unbedingt notwendig ist. Die Erklärungen bieten meiner Meinung nach einen guten Ausgangspunkt für eigene Recherchen.Gestört hat mich, dass der Autor es leider nicht geschafft hat, den objektiven Stil, den ich in einem Sachbuch erwarten würde, aufrecht zu erhalten. Der Autor kommentiert leider jedes der Worte mit seiner eigenen Einschätzung. Das hätte man gut machen können, wenn die Bewertung aufgrund der Punkte geschehen wäre, die zuvor beschrieben wurden. Hier geschah das aber leider anhand der persönlichen Vorlieben und Erfahrungen des Autoren. Der dabei verwendete Ton war meiner Meinung nach unpassend: Teils wirkt der Stil herablassend, teils fast schon spöttisch. Bei anderen ist die Einschätzung dafür nichtssagend, was bei mir die Frage aufwarf, warum der Autor diese Einschätzungen überhaupt für notwendig gehalten hat. Mich hat leider keiner der Kommentare weitergebracht. Irgendwann hab ich die einfach übersprungen.Kritisieren muss ich außerdem, dass nicht an jeder Stelle ordentlich mit Quellen gearbeitet wurde. Klar, das ist vielleicht Geschmackssache, aber meiner Meinung nach haben eigene Erfahrungen in einem Sachtext nichts zu suchen. Sie können eventuell als illustrierendes Beispiel auftauchen, aber sie sind keine gute Quelle. Zwar gab es hier Gott sei Dank über große Teile des Texts Quellen, die zitiert wurden und die dann am Ende des Buchs aufgelistet wurden, aber an manchen Stellen bezieht sich der Autor leider doch auf seine persönliche Erfahrung. Das halte ich für nicht angemessen, gerade bei einem so sensiblen Thema, wie es hier behandelt wird.Mein Fazit? Ich habe die Lektüre mit großen Erwartungen begonnen. Leider war dieses Sachbuch für mich aber eine Enttäuschung.
Von Aischa am 18.01.2023

Gute Diskussionsgrundlage, aber zu persönlich gefärbt

Journalist Matthias Heine befasst sich hier mit knapp 80 Wörtern, deren Gebrauch problematisch sein kann. Dabei legt er eine wirklich fundierte Rechercheleistung vor. Zu jedem Stichwort erfährt man sowohl den Ursprung wie auch die geschichtliche Verwendung und Kritik an derselben, bevor Heine eine - sehr persönliche - Einschätzung des Sprachgebrauchs vornimmt. Die Hintergrundinfos zu den Wörtern sind sehr interessant, hier habe ich viel gelernt, und fühle mich dadurch nicht zuletzt gut für Diskussionen zur Thematik gut gerüstet. Die Meinung des Autors hingegen ist wenig hilfreich und schwankt zwischen "wird nur noch von altersstarrsinnigen verwendet" und "muss jeder selbst für sich entscheiden, ob er/sie das Wort noch verwendet". Auch Alternativen kommen leider oft zu kurz. Und bereits Heines Einleitung hat meinen inneren Widerspruch hervorgerufen. Erklärt er hier doch: "Ich gehe von der Grundüberzeugung aus, dass keine Regierung, ... und erst recht keine Minderheiten den 200 Millionen Deutschsprechern vorzuschreiben haben, welche Wörter sie gebrauchen dürfen." Und dieser Meinung ist er selbst dann, wenn sie sich dadurch diskriminiert fühlen! Sorry, gehts noch? Hier setzt sich jemand, der Sprache zum Broterwerb nutzt (Heine ist überdies Kulturredakteur), über die Gefühle anderer hinweg. Mit welchem Recht? Etwas mehr Empathie würde nicht schaden. Auch die Auswahl der behandelten Wörter ist etwas seltsam. Ich denke nicht, dass die Mehrheit der Leser*innen ein Problem mit der Verwendung von Milch, bester Freund oder gar dem Punkt als Satzzeichen hat. Alles in allem ein sehr persönlich gefärbtes Sachbuch, das meine Erwartungen nur zum Teil erfüllt hat.