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Solenoid

Roman

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Genial, verrückt, groß: Mit seinem monumentalen Roman um die Phantasiemaschine Solenoid schreibt sich Mircea Cartarescu endgültig in die Reihe der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart ein.

Hohn und Spott erntet ein junger Mann in seinem Literaturkreis, als er dort seinen Text "Der Niedergang" zum Besten gibt. Aus ihm wird nicht wie erhofft ein gefeierter Schriftsteller, sondern ein Lehrer in der Vorstadt von Bukarest. Als dieser namenlose Erzähler jedoch ein Haus in Form eines Schiffes kauft, gerät er in den Bannkreis des Solenoids, einer Art riesiger Magnetspule, die sich unterhalb des Kellers befindet. Deren Gravitationskraft zieht aber nicht nach unten, sondern hebt konsequent alles in die Höhe, was in ihr Umfeld gerät - Menschen, Dinge, ja die Wirklichkeit selbst. Genial, verrückt, groß: Mit seinem monumentalen Roman hat Mircea Cartarescu erneut Weltliteratur geschaffen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
23. September 2019
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
912
Autor/Autorin
Mircea Cartarescu
Übersetzung
Ernest Wichner
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
romany
Produktart
gebunden
Gewicht
948 g
Größe (L/B/H)
221/146/43 mm
Sonstiges
Lesebändchen
ISBN
9783552059481

Portrait

Mircea Cartarescu

Mircea C rt rescu wurde 1956 in Bukarest geboren und lebt in seiner Heimatstadt. Seit 1978 veröffentlicht er Lyrik und Prosa, sein Werk wird in vielen Sprachen übersetzt. Preise u.a.: International Dublin Literary Award (2024), FIL-Preis für romanische Sprachen (2022), Thomas-Mann-Preis, Premio Formentor (beide 2018), Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung und Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (beide 2015). Auf Deutsch erschienen zuletzt der Roman Solenoid (2019), die Erzählungen Melancolia (2022) und der Roman Theodoros (2024).

Pressestimmen

Hier geht einer aufs Ganze." Burkhard Müller, Die Zeit, 18.12.19

Eine riesige Wundertüte des Erzählens, in der sich skurriler Lehreralltag, Kindheitsängste, Geheimwissenschaft und Apokalypse auf phantastische Weise mischen. Wolfgang Schneider, SWR2 lesenswert, 08.12.19

Unbedingt aber muss festgehalten werden, dass das Deutsch des Autors und Übersetzers Ernest Wichner, in dem wir diesen großen, aus der Weltverneinung geborenen Roman nun lesen können, in sich selbst ein literarisches Ereignis ist. Es übersetzt, wo es nottut, die an Piranesi inspirierten Gefängniswelten Cartarescus in Satzperioden, zu denen es nur beim deutschen Proust eine Entsprechung gibt. Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 07.12.19

'Solenoid' ist der Hyperroman dieses Bücherherbsts. Ronald Pohl, Der Standard, 16.11.19

Mircea Cartarescu erschafft mit 'Solenoid' einen kybernetischen Sehnsuchtsroman, der sich im Verlauf von 51 Kapiteln zum Horror-Roman wandelt. Dabei blitzt immer wieder die für ihn typische, farbenprächtige und plastische Komik auf ein Triumph der Phantasie. Katrin Hillgruber, Deutschlandfunk, 27.10.19

Ein Wunderwerk der Erzählkunst, ein metaphysisches Weltgebäude, errichtet in der schäbigen Peripherie von Bukarest, gezimmert aus Albträumen, Phantasie und Philosophie, aber auch aus dem realen Grau und dem Grauen des dort praktizierten Kommunismus. Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2019

Wieder legt Mircea Cartarescu ein überwältigendes Zeugnis seiner schöpferischen Phantasie ab. Katrin Hillgruber, Frankfurter Rundschau, 12.10.19

Cartarescu hat sich selbst übertroffen. Davon kann sich die deutschsprachige Leserschaft dank der kolossalen Übersetzerleistung Ernest Wichners überzeugen. Zwar sind es diesmal nur 900 Seiten, diese dafür aber umso dichter, schwindelerregender, anspruchsvoller in Sprachkraft und verschlungener Motivik ein gewaltiger Brocken Literatur." Thomas Leitner, Falter, 11.10.19

'Solenoid' ist ein erstaunlich leicht lesbares Prosagewebe, dessen einzelne Kapitel nirgends nach dem Rotstift schreien. ... Die bizarre Bedrückungsarchitektur von 'Solenoid' beruht auf der Fähigkeit, das Geringste sprachlich virtuos ins Monströse wachsen zu lassen." Gregor Dotzauer, Tagesspiegel, 06.10.19

Ein Roman wie in Trance, autobiografisch grundiert, zwischen Gewalt und Traum, Ekel und Poesie, Wahrnehmung und Illusion. Cornelia Zetzsche, NDR Kultur, 07.10.19

Cartarescu hat einen Roman geschrieben, der selbst zum Solenoid wird, zu einer riesigen Phantasiemaschine von solcher Gravitationskraft, dass einem schwindlig werden kann." Mirko Schwanitz, BR Diwan, 06.10.19

'Solenoid' das sind mehr als 900 sprachmächtige Seiten überhitzter und manierierter Prosa voll exaltierter Metaphern, bizarrer Allegorien und apokalyptischer Bilder. Es entsteht ein flirrendes und glitzerndes Kaleidoskop von Bewusstseinssplittern, Phantasieblitzen, Kindheitserinnerungen, Halluzinationen, Träumen und Visionen, entsprungen im Kopf des Erzählers, seinem Einverleibungsapparat`. Sigrid Löffler, MDR Kultur, 24.09.19

Auf verschiedenen Ebenen und in immer neuen Anläufen geht es in Solenoid um die Überwindung der Grenzen menschlicher Existenz, um die Erweiterung des Bewusstseins, um die Wahrnehmung einer höheren Dimension. Richard Kämmerlings, Die Welt, 21.09.19

Besprechung vom 05.12.2019

Das Schöne rettet die Welt

Ein zwölfseitiger Hilfeschrei als Ausdruck der menschlichen Agonie? Mircea Cartarescu kann sich das leisten, denn in seinem überbordenden Roman "Solenoid" hat er den Raum dazu. Und die außerdem nötige Poesie.

Zur Begriffsklärung des Titels vorweg dies: Ein Solenoid bezeichnet eine zylinderförmig möglichst eng gewickelte Drahtspule, mit der ein Magnetfeld erzeugt werden kann. So weit die technische Praxis. In der literarischen Fiktion von Mircea Cartarescus neuem Roman "Solenoid" sind sechs solcher Spulen ins Riesenhafte vergrößert unter dem Stadtkern von Bukarest angebracht: eine in der Mitte und fünf schwächere, aber immer noch sehr wirkungsmächtige kreisförmig darum herum, eine davon unter dem Haus des namenlosen Ich-Erzählers.

Wenn er sich über architektonisch verschachtelte Wege abwärts bewegt, klingt das wechselweise wie Lovecraft in der Beschwörung namenlosen Grauens und wie Borges in der dann wieder akribisch-präzisen Kälte einer Prosa wie dieser hier: "Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, war die Welt verschwunden. Nicht nur konnte ich nichts mehr sehen, das Sehen selbst war verschwunden. Ich erinnerte mich nicht mehr, was es hieß, sehen zu können. Ich schloss und öffnete die Augen, ohne eine Änderung zu spüren. Auch die anderen Sinne mit den dazugehörigen Lichtern waren verschwunden, bis auf den Druck meiner Sohlen auf dem Gitter. Äußerst verschreckt versuchte ich, die Tür wieder zu öffnen. Aber es gab keine Tür mehr. Es gab auch die Wände um mich herum nicht mehr. Meine Hände ragten ins Leere, ins Nichts, und meine Fingerspitzen wollten sich wie Insektenfühler an die Wirklichkeit klammern. Oder wie ganz geringfügige elektrische Entladungen die Wirklichkeit generieren. Aber sie kehrten reglos und ohne eine Nachricht aus Tod und Ödnis zurück. Ich war allein, hing wie eine Statue auf meinem Gitterabsatz in der Unendlichkeit der Nacht."

Ohne Einfluss des Phantastischen geht es bei Cartarescu nicht

Dieses lange Zitat ist nur ein winziger Ausschnitt aus einer mehrere Seiten umfassenden Beschreibung des Wegs hinab zum Solenoid. Cartarescu nimmt sich generell viel Zeit, schafft opulente Bilder und Visionen. Sein Roman bietet dafür neunhundert Seiten Raum, und wer mit Phantastik nichts anfangen kann, der spare sich die Lektüre. Aber er verpasst dann auch ein Bravourstück zeitgenössischer Literatur, die ihre Wurzeln in der Tradition hat. Nicht umsonst ist eine Passage aus Kafkas Tagebüchern emotionales Leitmotiv des Ich-Erzählers, das Ideal, das er als Schriftsteller immer vor Augen gehabt hätte, wenn nicht seine erste Talentprobe, eine epische Gedichtrezitation im Oktober 1977 vor einem privaten Literaturkreis, ein Debakel gewesen wäre, worauf der harsch abgeurteilte Dichter lieber in den Schuldienst ging. Die Lebenslinie des Erzählers (Geburtsjahr, Herkunft, Berufsweg) deckt sich weitgehend mit der des Autors Cartarescu, nur dass dieser Erfolg mit seinen frühen Gedichten hatte. Man darf sich wohl den echten Cartarescu als den erfolgreichen Schriftsteller in einem Paralleluniversum vorstellen, den der Ich-Erzähler immer wieder heraufbeschwört.

Er tut das ohne Sehnsucht, denn noch schreibt er selbst auch weiter, allerdings ohne jede literarische Wirkungsabsicht: ein ausuferndes Tagebuch, in das auch Kindheitsreminiszenzen oder alte Traumnotate eingehen und als das man den Roman ansehen muss, den man gerade liest. Damit bedient Cartarescu eine romantische Erzähltradition, und "Solenoid" ist denn auch ein Nachtstück geworden, noch dunkler als seine 2007 im rumänischen Original abgeschlossene "Orbitor"-Romantrilogie, die ihren Autor international berühmt und zum Daueranwärter auf den Literaturnobelpreis gemacht hat. Tonfall und Genremischungen indes sind dieselben geblieben, was alte Cartarescu-Leser begeistern, ihm aber wohl keine neuen zutreiben wird.

Cartarescu selbst bezeichnet "Solenoid" und "Orbitor" als die entscheidenden Werke für sein ganzes Schreiben. Auf die Trilogie liefen seine ersten dreißig Jahre als Schriftsteller hinaus; nach deren Abschluss konnte er dann vier Jahre lang nichts Neues mehr zu Papier bringen - "als hätte ich keine Worte mehr", sagte er letztes Jahr bei einem Gespräch in Bukarest. Dann aber kam ein vierjähriger Schreibfluss, und am Ende stand mit "Solenoid" einer der erfolgreichsten rumänischen Romane der letzten Jahre mit zwanzigtausend verkauften Exemplaren und Übersetzungen in bislang zehn Sprachen.

Obwohl die deutsche Übersetzung von Ernest Wichner ihrerseits vier Jahre brauchte, darf man das angesichts des Formen- und Farbenreichtums dieser Prosa schnell nennen, denn in "Solenoid" hat Cartarescu noch viel mehr hineingepackt als in die Vorgängerbücher, und nur selten gibt es einen Erholungspunkt wie die zwölfseitige permanente Wiederholung des Wortes "ajutor!" (Hilfe!) - ein Notschrei, den ein vielstimmiger Chor in einer der Phantasmagorien anstimmt. Erholung indes nur für den Übersetzer, nicht für den Leser, den dieses "Lied unserer verängstigten Agonie" in denselben Zustand versetzt wie den Ich-Erzähler, dem dieser Ausbruch der Mühseligen und Beladenen Schauer durch den Körper jagt. In der deutschen Literatur gibt es dazu seit letztem Jahr eine Schwester: "Schattenfroh" von Michael Lentz. In Absicht und Mitteln ähnlichere Bücher bei gleichzeitig höchster Exzentrik sind kaum denkbar.

Grausamkeiten stehen hier neben größter Zartheit

"Solenoid" ist ein geradezu grausam körperliches Buch in der wiederholten Beschwörung von Gänsehaut und Haarsträuben, aber auch von Sexszenen, in denen sich eine eher altmännerhafte Erotik zeigt, der das weibliche Fleisch gar nicht genug prangen und klaffen kann. Dann aber wieder kommen Sequenzen größter Zartheit in einer Beschreibungsgenauigkeit, die das Bukarest der jungen Jahre von Cartarescu wie unter dem Brennglas zeigen. Und doch auch die Gegenwart porträtieren: "Sehen Sie sich nur diesen Boulevard an!", rief der Autor im Gespräch aus. "Hier ist kaum etwas renoviert. Wo gibt es das sonst noch in Europa?" Aber darin sieht er keinen Nachteil. Federleicht ist deshalb auch sein Stadtporträt, obwohl die Zeit des Sozialismus bleischwer auf den Menschen im Buch lastet, aber im Privaten findet sich Erlösung von diesem Gewicht. Und am Schluss sind es die so tief im Untergrund versenkten Solenoide, die als magisch-technische Hilfsmittel den Blick nach oben richten lassen. Nicht nur das Ewigweibliche (aber das ganz besonders) zieht hier hinan. Das Fliegen - ein vertrautes Traummotiv - ist von Beginn ebenso präsentes Handlungselement wie die Schmerzen ärztlicher Behandlungen, die dem Erzähler durch eine Vielzahl an Zahnarztstühlen immer wieder in Erinnerung gerufen werden.

Cartarescu hat wie Lovecraft ein fixes verbales Repertoire für Grenzerfahrungen, aber umso mehr Worte für die Heraufbeschwörung seiner Heimatstadt und der Liebe. Der Roman geht bis zum Jahr 1984, natürlich kein Zufall: einmal das literarisch-mythische Orwell-Jahr, aber dann auch noch ein Zeitpunkt vor dem Zusammenbruch der Ceausescu-Herrschaft über Rumänien. Es ist trotzdem kein primär politisches Buch; die Securitate spielt mit, aber nur eine Nebenrolle, die große Politik gar keine, während in vielen kleinen Szenen der Wahnsinn des damaligen Gesellschaftssystems porträtiert wird, am schönsten in einer kleinen Binnenerzählung über die Wertstoffsammelpflichten rumänischer Schüler, die zu einem grotesken gegenseitigen Diebstahl von Recyclingmaterial unter deren Schulen führt. Gemeinsam mit einer gleichsam wie ein poliertes Juwel in die Riesenfassung dieses Romans eingelassenen Vignette über einen Konflikt im Lehrerzimmer an der Schule des Ich-Erzählers sind das literarische Preziosen, die Cartarescu als einen der virtuosesten Erzähler unserer Zeit ausweisen.

Und doch gibt es Passagen - und die können bisweilen sehr lang ausfallen -, in denen "Solenoid" Mühe macht, und zwar nicht die süße der literarischen Herausforderung des Lesers, sondern die ermüdende angesichts einer Überambition des Verfassers. Cartarescu selbst fasst den Unterschied zu "Orbiter" so: "Die Trilogie war ästhetisch motiviert, ,Solenoid' ist ethisch grundiert."

Behandelt werde die Entscheidung zwischen Einsamkeit und Solidarität, natürlich ein beherrschendes gesellschaftliches Thema im nachrevolutionär notorisch unruhigen Rumänien, das just zur Zeit der Niederschrift des Romans vehemente innenpolitische Auseinandersetzungen erlebte, in denen sich Cartarescu auf die Seite der demokratischen Opposition schlug. Sein Alter Ego, der anfangs so misanthropisch wirkende Erzähler, erblüht im Verlauf der stets wachsenden Verzauberung des technisch-futurologisch unterwanderten Bukarests selbst zum Liebenden, der in der Geburt seiner Tochter ein Hoffnungsprinzip für die ganze Welt verkörpert sieht.

"Das Schöne wird die Welt retten", hat Cartarescu Dostojewski zitiert, und genau das geschieht in "Solenoid", was den Leser weniger überrascht sein lässt, als es der Romanautor letztes Jahr in Bukarest selbst vorgab zu sein. Aber ein Hohelied auf die Liebe und das Leben ist "Solenoid" doch geworden.

ANDREAS PLATTHAUS

Mircea Cartarescu: "Solenoid". Roman.

Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner. Zsolnay Verlag, Wien 2019. 905 S., geb., 36,- [Euro].

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Eigenline am 22.01.2023

Unausgereift und wichtigtuerisch

Sehr mässig. Wirkt ziemlich verkrampft, konstruiert, inkohorent, dadurch wichtigtuerisch. Zudem das immerwährende Gefühl, dass das Buch schlecht übersetzt ist. Da ist kein Rythmus, kein Flow in der Sprache. Das ist alles holprig, kantig, zusammengewurstelt. Sprachlich unausgereift, ohne Stil und Wiederekennungswert. Man muss hoffen, dass wenigstens das in der Originalsprache anders sein könnte.
LovelyBooks-BewertungVon dunkelbuch am 04.04.2022
Mircea Cartarescu erschafft mit 'Solenoid' einen kybernetischen Sehnsuchtsroman