Die junge Therese lebt vor sich hin. Sie hat einen Freund und jobt kurz vor der Weihnachtszeit in einem Kaufhaus, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Alles läuft, wie es sollte. Als eines Tages eine blonde Frau ihre Aufmerksamkeit erregt, kann Therese nicht anders und sucht Kontakt. Beide beginnen sich regelmäßig zu treffen, freunden sich an. Doch da ist mehr, das spürt Therese. Und auch Carol fühlt sich mehr und mehr zu der jungen Frau hingezogen. Schließlich lädt sie Therese auf einen Roadtrip gen Westen ein und beide beginnen sich näherzukommen.'Carol' gilt als einer der ersten Romane, der eine Beziehung zwischen zwei Frauen nicht nur thematisiert, sondern diese auch positiv enden lässt. Und das ist für den Entstehungszeitraum der Geschichte (1949 bis 1951) eher ungewöhnlich und wurde daher auch unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlicht. Die eigentliche Autorin, Patricia Highsmith, hatte sich bis dato einen Namen als Krimiautorin gemacht und wagte nicht, den Roman unter ihrem richtigen Namen zu publizieren. Das Buch wird zum Erfolg.Und in der Tat fasziniert "Carol". Da ist zum einen der langsame Aufbau der Geschichte, der mir gut gefallen hat. Es ist ein langsames Herantasten, sich Vorwagen, drei Schritte zurückgehen und dennoch ist besonders Therese mutig genug zu ihren Gefühlen zu stehen. Therese hat mir insgesamt auch gut gefallen, nicht zuletzt weil Highsmith der jungen Frau einen Entwicklungsbogen zuschreibt und sie dadurch "wachsen" lässt. Mit Carol hatte ich hingegen meine Probleme. Sicherlich sollte sie die geheimnisvolle Blondine mimen. Doch ich finde Carol überheblich, stur und viel zu dominant und das obwohl sie so wenig von sich preisgibt. Diese Kombination hat mir nicht gefallen, auch weil sie Therese dadurch kaum Raum gibt. Aus heutiger Sicht würde ich sogar meinen, dass beide eine ziemlich toxische Beziehung eingehen und das nicht weil hier zwei Frauen verbandelt sind. Vielmehr ist es der toxische Egoismus, den Carol an den Tag legt, ohne dabei für klare und offenen Verhältnisse zu sorgen. Auch das mag der Zeit geschuldet sein, eine gesunde Beziehungsgrundlage ist das aber keinesfalls. Kurzum: Ein durchaus interessanter Roman, der als Zeitzeugnis und in seinen Entstehungszusammenhang spannend ist. Inhaltlich hat mich die Geschichte weniger angesprochen, vor allem wegen der Art, wie sich die Beziehung zwischen beiden Frauen artikulierte.