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Torero, ich hab Angst

Roman | Der berühmte queere Liebesroman aus Lateinamerika

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»Er brauchte gar keine Poesie zu schreiben, um der größte Poet meiner Generation zu werden.« Roberto Bolaño

Im Frühjahr 86 stehen die Zeichen auf Sturm, Augusto Pinochets Macht bröckelt: Proteste, brennende Reifen in den Straßen Santiagos, Stromausfälle, Revolutionsaufrufe im Radio. Nur die weltvergessene Heldin dieser Geschichte, nicht mehr jung, nicht mehr Mann, hat bloß Augen für Carlos, den bildhübschen Studenten, der trotz ihrer Stoppeln im Gesicht, ihrer Armut, ihrer grellen Art immer näherkommt. Sie stürzt sich vollends in die Hoffnung, singt Liebeslieder, lacht und phantasiert, doch vergebens. Denn wer hat die Macht, wer bestimmt die Grenzen, zwischen oben und unten, zwischen Mann und Frau? Sie ganz sicher nicht. Und so bleibt ihr allein der Widerstand, auf der Zunge und im Herzen.

In farbiger, kräftiger, brillanter Sprache erzählt Pedro Lemebel eine Geschichte von politischer Militanz und sexueller Dissidenz. Torero, ich hab Angst ist bedeutende queere Weltliteratur. Ein bissiges Werk der Befreiung von Repression und Unfreiheit.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
29. Oktober 2023
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
216
Reihe
Bibliothek Suhrkamp
Autor/Autorin
Pedro Lemebel
Übersetzung
Matthias Strobel
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
spanisch
Produktart
gebunden
Gewicht
434 g
Größe (L/B/H)
217/141/25 mm
ISBN
9783518225516

Portrait

Pedro Lemebel

Pedro Lemebel ist einer der bedeutendsten queeren Autoren des 20. Jahrhunderts. 1952 in Santiago de Chile geboren, wurde er früh zu einer bekannten Stimme im Untergrund im Kampf gegen die Diktatur Augusto Pinochets. Neben seinem einzigen Roman

Torero, ich hab Angst

und zahlreichen Crónicas umfasst sein Werk Fotografien, Videokunst, Performances und Installationen. Als er 2015 starb, trauerte ein ganzer Kontinent um eine Ikone.

Matthias Strobel, geboren 1967, ist seit 1999 als freier Übersetzer für spanischsprachige Literatur und seit 2005 auch als Agent für lateinamerikanische Autoren tätig.


Pressestimmen

»Ein Klassiker der queeren Literatur, neu aufgelegt.« Richard Kämmerlings, WELT AM SONNTAG

»... ein Klassiker der queeren Literatur.« Hernán D. Caro, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Pedro Lemembel zu lesen, immunisiert gegen das Sprechen und Denken in Ausrufezeichen und Majuskeln.« Marko Martin, DIE WELT

»Virtuos und campy erzählt Torero, ich hab Angst von der aussichtslosen Romanze zwischen einem älteren, homosexuellen Transvestiten und einem bildhübschen Guerillero der Frente Patriótico Manuel Rodríguez . ... [E]in lebendiges Porträt der chilenischen Klassengesellschaft während jener bleiernen Jahre.« Eva-Christina Meier, taz am wochenende

»Es ist ein Buch des Aufruhrs, der Hoffnung und auch ein Roman des Widerstands, der sich aus dem Begehren speist.« SWR-Bestenliste

»Eine knallharte Glitzergeschichte.« Katharina Barchardt, LitProm

»Das einzige Buch des chilenischen Künstlers und queeren Aktivisten Pedro Lemebel ist ein wortschöpfungsreicher politischer Bildungsroman.« Isabella Caldart, Deutschlandfunk Lesart

»Pedro Lemebel muss ganz nach vorn.« El País

»Das originellste, das großartigste Schreiben, das die chilenische Literatur zu bieten hat.« La Nación

» Torero, ich hab Angst ist ein bemerkenswertes queeres Meisterwerk.« Fabian Schäfer, queer.de

Besprechung vom 19.11.2023

Die Stuten der Apokalypse

Eine Liebesgeschichte in Zeiten der Pinochet-Diktatur: Pedro Lemebels Roman "Torero, ich hab Angst" ist ein Klassiker der queeren Literatur.

Von Hernán D. Caro

Jene Nacht im September 1986 war drückend, ein wimmelndes Erdloch voll jaulender Kojoten, eine Stadt, gereizt durch unzählige Hausdurchsuchungen, knallende Türen, Schreie und Schießereien in den Kleineleutevierteln. Die Armee eroberte Santiago, sperrte alle Ausfallstraßen . . . Beim kleinsten Fehler, beim einfachsten Zaudern wurde man verdächtig und mit dem Gewehrkolben in einen Lastwagen gestoßen."

Diese Zeilen stammen aus dem Roman "Torero, ich hab Angst" des chilenischen Autors Pedro Lemebel, der gerade auf Deutsch bei Suhrkamp erschienen ist. Was Lemebel dort beschreibt, ist die bedrohliche Nacht, die auf einen Anschlag folgte, den die linke Stadtguerilla "Frente Patriótico Manuel Rodríguez" am 7. September 1986 auf die Wagenkolonne des ehemaligen chilenischen Diktators Augusto Pinochet verübte. Das Attentat endete mit fünf toten Leibwächtern des Diktators. Pinochet selbst blieb unverletzt.

Der Mordversuch löste eine blutige Repressionswelle aus. Und die Militärdiktatur - die vor genau fünfzig Jahren, im September 1973, mit einem Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende begann und in deren Folge mehr als tausend Personen verschwanden, zweimal so viele ermordet wurden und weitere 30.000 unter Verfolgung und Folter litten - dauerte noch weitere vier Jahre.

Vor diesem historischen Hintergrund, den Monaten vor dem Attentat in einem angespannten Alltag unter der Diktatur, entschied sich Pedro Lemebel - der nicht nur Schriftsteller, sondern auch einer der einflussreichsten homosexuellen Performancekünstler Lateinamerikas war -, ausgerechnet eine Liebesgeschichte zu erzählen. "Torero, ich hab Angst", ursprünglich 2001 auf Spanisch veröffentlicht, gilt als einer der originellsten Romane über Pinochets Diktatur. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die "Loca del Frente", die "Tunte von Gegenüber" - oder, wie es in der deutschen Übersetzung auch heißt, die "Tunte der Front" -, ein alternder schwuler Mann, der in einer kitschig und liebevoll eingerichteten Wohnung in einem Armenviertel von Santiago lebt. Seinen echten Namen erfahren wir nie; er heißt stets nur "die Tunte". Und von seiner traumatischen Kindheit und seiner Vergangenheit als Prostituierter erfahren wir nur durch flüchtige, schmerzhafte Andeutungen.

Eines Tages trifft "die Tunte" auf einen jungen Mann namens Carlos, der behauptet, er studiere Architektur, und fragt, ob er in ihrer Wohnung einige Kisten mit Büchern verstauen könne. Die Protagonistin willigt ein. Sie ist von dem Studenten fasziniert: "Carlos war so gut, so sanft, so liebenswürdig", denkt sie. "Und sie war so verliebt, so gefesselt, so verträumt, wenn sie ganze Nächte mit ihm verplauderte."

An manchen Abenden bringt Carlos bei seinen Besuchen andere Freunde mit. Eingeschlossen in einem Zimmer, das "die Tunte" nicht betreten darf, diskutieren sie stundenlang über irgendwelche Dinge, die laut Carlos - der der Hausherrin oft bei Tee und Zigaretten Gesellschaft leistet - bloß mit ihrem Studium zu tun haben.

Carlos' mysteriöse Kisten werden immer zahlreicher. In ihnen - das wird den Lesern schnell klar - sind bestimmt keine Bücher, sondern womöglich Waffen. Und vermutlich gehören Carlos und seine Freunde zur "Front", die den Anschlag gegen Pinochet vorbereitet. Natürlich hat auch die "Tunte" diesen Verdacht. Doch sie sagt, fragt nichts: "Nein, das würde Carlos niemals tun, er würde sie nicht belügen", heißt es. "Und wenn doch, dann wollte sie es lieber nicht wissen, wollte lieber die Dumme spielen, die dümmste aller Tunten, die bescheuertste".

Pedro Lemebel wurde 1952 in Santiago de Chile als Sohn eines Bäckers geboren und starb dort im Jahr 2015. Seine ersten Jahre waren von Mangel geprägt. Im Laufe seines Lebens wurde er aufgrund der Intensität, Originalität und scharfsinnigen Unverschämtheit seiner Arbeit als linker, queerer Performer und Aktivist prominent. Bereits zu Zeiten der Diktatur war Lemebel in Chile bekannt, als er 1987 mit dem Dichter und Künstler Francisco Casas das Duo "Las Yeguas del Apocalipsis" - "Die Stuten der Apokalypse" - gründete.

Das künstlerische Kollektiv zeichnete sich dadurch aus, dass es kulturelle Veranstaltungen mit klugen und provokanten, wütenden und nicht selten witzigen Performances sabotierte. Lemebel verstand sich immer als Kommunist. Doch auch die chilenische kommunistische Partei, traditionell schwulenfeindlich, wurde von den "Yeguas" attackiert.

In den Jahren nach der Diktatur arbeitete Lemebel vermehrt als Autor, zunächst von kurzen Reportagen, sogenannten "crónicas". Diese widmeten sich dem Leben marginaler Personen oder, wie Lemebel es sarkastisch formulierte, jenen "überflüssigen Menschen, die dem siegreichen Chile des Wunders das heuchlerische Grinsen aus dem Gesicht wischen". Damit meinte er das Chile des radikalen Neoliberalismus, dem Pinochet die Türen des Landes weit öffnete und der zu einer bis heute enormen sozialen Ungleichheit im Land führte.

Mit "Torero, ich hab Angst" - seinem einzigen Roman, der mit den Jahren zu einem Klassiker der queeren Literatur geworden ist - etablierte sich Lemebel als bedeutender Schriftsteller. 2013 erhielt er den Premio José Donoso, den wichtigsten Literaturpreis Chiles. Jahre zuvor hatte ihn der berühmte chilenische Schriftsteller Roberto Bolaño "den größten Dichter meiner Generation" genannt - "auch wenn er keine Gedichte schreibt".

Und tatsächlich ist "Torero, ich hab Angst" ein einzigartiger Roman. Das Buch - das Matthias Strobel ausgezeichnet ins Deutsche übersetzt hat - ist in gewisser Hinsicht wie seine Protagonistin: melodramatisch, theatralisch, extravagant. Es spielt mit allen Registern. Und es ist auch manchmal vulgär, etwa wenn Lemebel mit sehr direkten Worten die sexuellen Phantasien der "Tunte" oder ihren Besuch eines Pornofilms beschreibt.

Diese Sequenz, die parallel zum Anschlag auf Pinochet verläuft, hat Lemebel als spannende Montage von schwuler Sexliteratur, Politthriller und einer Art Bewusstseinsstrom (aus Pinochets Perspektive) großartig angelegt. Denn neben der Geschichte der "Tunte", nähert sich Lemebel im Roman auch dem Privatleben des Diktators an, indem er versucht, sich Pinochets Gedanken und die Monologe seiner Ehefrau vorzustellen. Das wirkt an manchen Stellen zwar etwas gewollt, bleibt trotzdem als literarische Strategie spannend - und ist auch wunderbar bösartig.

Bei aller Frechheit und Übertreibung sind die Sprache und die Handlung des Romans jedoch zugleich zärtlich und rührend wie die Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin und Carlos. "Sie wollte weinen, wie so oft, wenn dieses Hundeleben ihr den Spiegel der Enttäuschung vors Gesicht hielt", lesen wir an einem emotionalen Tiefpunkt. "Sie wollte aus tiefstem Herzen weinen, um sich ein für alle Mal den glühenden Stachel dieser Schwärmerei zu ziehen, aber ihr mondsüchtiger Hundeblick vermochte das erlöschende Schimmern nicht zu erwidern, das sich im letzten Blinzeln des Abends verlor."

Was die Liebe selbst angeht: Sie ist, wie "die Tunte" von Anfang an weiß, unmöglich. Und doch entsteht zwischen ihr und Carlos etwas, das für beide vielleicht entscheidender ist, als es die heiße Affäre wäre, von der "die Tunte" träumt. Nach und nach finden zwei verlorene, verzweifelte Seelen in der Düsternis der Diktatur zueinander.

Dabei wird die "Tunte" willentlich zur Komplizin. Und insofern ist "Torero, ich hab Angst" auch ein Entwicklungsroman. Zu Beginn des Buches ist Pinochets Diktatur der Protagonistin gleichgültig. "Um Politik scherte sie sich kaum", steht auf den ersten Seiten. "Sie bekam eher einen Schreck, wenn sie diesen Radiosender hörte, der immer nur schlechte Nachrichten brachte." Deshalb hört sie die "nostalgischen Sendungen", die alte Liebeslieder bringen - wie jenes der spanisch-mexikanischen Schauspielerin und Sängerin Sara Montiel, das dem Buch seinen Titel gibt.

Durch ihre Gespräche mit Carlos und die eigene Begegnung mit der Brutalität von Polizisten und Soldaten verändert sich aber etwas bei der "Tunte". Am Ende identifiziert sie sich mit den Toten und Verschwundenen. Ein politisches Bewusstsein ist entstanden.

Pedro Lemebel, den ein Freund nach seinem Tod als einen "gebrochenen, hilflosen" Menschen beschrieb, nannte sich selbst immer wieder einen "marica pobre y viejo", eine "arme und alte Schwuchtel". Und so schreibt er auch über die Protagonistin seines Romans - sie ist ja sein Alter Ego -, sie sei eine hässliche, "lächerliche alte Tunte", die nach Liebe hungere.

Aber "die Tunte" ist überhaupt nicht lächerlich. Sicher, in der Welt von "Torero, ich hab Angst", die keine andere ist als die damalige reale, barbarische Welt von Pinochets Diktatur, kann sie nur eine tragische Figur sein. Doch sie setzt sich, so gut sie kann, zur Wehr. Angesichts der allgemeinen Rohheit und Angst, die sie umgeben, ist sie unglaublich resilient, mutig und loyal. Bis zuletzt behält sie ihre Wärme und ihre unerschütterliche Würde. Pedro Lemebels skurrile, "dumme Tunte" ist eine der stärksten Figuren der spanischsprachigen Literatur der letzten Jahre.

Pedro Lemebel: "Torero, ich hab Angst". Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Suhrkamp, 216 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Circlestones Books Blog am 27.02.2024

Facettenreich, poetisch, beeindruckend

Das ist der Anfang von einem Ende, sagte sie, als spräche sie zu dem bewölkten Aquarell der Stadt, diesem traurigen Himmel, den die Abenddämmerung bunt verwelkte. (Zitat Seite 91) Inhalt Dann das zierliche Häuschen am Eck über drei Etagen mit nur einer Treppe, die wie eine Wirbelsäule hinauf zur Dachterrasse führte. Von dort hatte man einen Blick auf die im Halbdunkel liegende, von einem undurchdringlichen Staubschleier gekrönte Stadt. (Zitat Seite 9) Ein alternder Mann, eine Diva in Frauenkleidern, hat dieses heruntergekommene Haus gemietet und wieder bewohnbar gemacht. Rasch gewöhnen sich die Nachbarn an die nostalgischen Schlager, die sie im Radio hört und bei offenem Fenster laut mitsingt. Im Krämerladen, dem gesellschaftlichem Zentrum des Viertels, lernt sie im Frühjahr 1986 den Studenten Carlos kennen, der sie bittet, einige Kisten mit verbotenen Büchern für ihn in ihrer Wohnung aufzubewahren. Es werden mehr und mehr Kisten, die sie mit ihren farbenprächtigen Stoffen verkleidet, dekoriert, und als Möbel in der Wohnung verteilt. Dann kommen Freunde von Carlos, die einen Platz zum Lernen brauchen und sich auf ihrem Dachboden treffen. Carlos, jung, gutaussehend, ist so sanft, gut und liebenswürdig, er nimmt sich Zeit für sie, für lange Gespräche, glaubt sie ihm deshalb alles, was er ihr erzählt, oder spielt sie einfach sein Spiel mit, erkennt jedoch die Wahrheit? Es ist eine unruhige, gefährliche Zeit der Proteste, Anschläge und Umsturzpläne gegen die politische Willkür, Unterdrückung und Diktatur unter Pinochet. Thema und Genre Dieser Roman aus Lateinamerika, erschienen 2001, gilt als Klassiker der queeren Literatur und wurde nun als Neuauflage in der Bibliothek Suhrkamp herausgebracht. Es geht um Freiheit in allen Facetten, Befreiung von der politischen Unterdrückung durch die Militärdiktatur Pinochets, aber auch um Selbstachtung, um sexuelle Freiheit und die freie Wahl, zu leben und zu lieben, wie und wen man will. Erzählform und Sprache Dass wir uns begegnet sind, haben wir zwei Geschichten zu verdanken, die sich inmitten der Ereignisse kaum die Hände gereicht haben. (Zitat Seite 215) Es sind tatsächlich zwei sehr unterschiedliche Geschichten, die hier abwechselnd erzählt werden, aber parallel verlaufen und einander manchmal kreuzen. In der ersten Geschichte erleben wir T., die eigentliche Heldin der Geschichte, nicht mehr jung und dennoch eine schillernde Persönlichkeit voll Lebenslust, mit lebhaften Phantasien und theatralisch ausgelebten Gefühlen und ihre verliebte Schwärmerei für Carlos, den jungen Studenten mit den betörenden dunkelvioletten Augen. In der zweiten Geschichte folgen wir dem Diktator und seiner First Lady, seinen Ängsten und ihrem Redeschwall, der ihn nie zur Ruhe kommen lässt. Die Wahl, jeweils T. oder den Diktator in den personalen Mittelpunkt zu stellen, ermöglicht es Lemebel, neben den lebhaften Schilderungen der Ereignisse und des Lebens in Santiago, des Alltags unter der strengen Überwachung einer Militärdiktatur, tief in die Gedankenwelt seiner Hauptfiguren einzudringen. Hier verändert sich auch die Sprache deutlich, wechselt von bildgewaltig und poetisch zu einer offenen, sehr direkten Ausdrucksweise, sobald es um die Gedanken von T. geht, die ihre sexuellen Erlebnisse, Wünsche und Träume in ihrer Phantasie auslebt, und zu humorvoller Selbstkritik, mit der T. sich selbst bei ihren impulsiven Auftritten beobachtet. Fazit Ein beeindruckender Roman, der durch seine facettenreiche, lebhafte Intensität und die poetische, ausdrucksstarke Sprache noch lange in den Gedanken nachhallt.