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Jena 1800

Die Republik der freien Geister

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Schlegel, Schelling & Co.: die Geschichte eines philosophischen Aufbruchs

Jena 1800: Mit den Ideen der Französischen Revolution geraten nicht nur die politischen Verhältnisse in Europa ins Wanken. Eine ganze Generation von jungen Dichtern und Philosophen beschließt, die Welt neu zu denken. Die führenden Köpfe - darunter die Brüder Schlegel mit ihren Frauen, der Philosoph Schelling und der Dichter Novalis - treffen sich in der thüringischen Universitätsstadt an der Saale, um eine "Republik der freien Geister" zu errichten. Sie stellen nicht nur gesellschaftliche Traditionen in Frage, sie revolutionieren mit ihrem Blick auf das Individuum und die Natur zugleich auch unser Verständnis von Freiheit und Wirklichkeit - bis heute. Farbig und leidenschaftlich erzählt Peter Neumann von dieser ungewöhnlichen Denkerkommune, die nicht weniger vorbereitete als den geistigen Aufbruch in die Moderne.

Ausstattung: mit Abb.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
24. September 2018
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
256
Autor/Autorin
Peter Neumann
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
mit Abbildungen
Gewicht
443 g
Größe (L/B/H)
221/144/27 mm
ISBN
9783827501059

Portrait

Peter Neumann

Peter Neumann, geboren 1987, ist promovierter Philosoph. Er lehrte an den Universitäten Jena und Oldenburg und ist seit November 2021 Redakteur im Feuilleton der Wochenzeitung DIE ZEIT. 2018 erschien bei Siedler Jena 1800. Die Republik der freien Geister . Peter Neumann lebt in Berlin.

Pressestimmen

»Der 31-jährige Jenaer Philosoph und Lyriker entfaltet anhand des Freundeskreises ein rasantes und farbensattes Intellektuellenpanorama der Zeit.« DIE ZEIT, Buchmessenbeilage, Adam Soboczynski

»(...) ein lustvolles Unternehmen, dem man viele Leserinnen und Leser wünscht.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Peter Neumann hat ein verblüffend unterhaltsames, farbiges Buch geschrieben.« Lesart

»Dass Neumann nicht nur Spezialist für deutschen Idealismus ist, sondern auch Lyriker, ist dem stilistisch hinreißenden Buch deutlich anzumerken.« philosophie MAGAZIN

»(...) ein ausgesprochen unterhaltsames Buch.« Der Tagesspiegel

Besprechung vom 16.11.2018

Freie Geister in offenen Beziehungen
Jena um 1800: Peter Neumann macht bekannt mit philosophischen Aufbrüchen

Peter Neumann erzählt in seinem Buch, wie in Jena um 1800 Weltgeschichte und Weltgeist aufeinander prallten - und so kurzweilig hat man davon bisher noch nicht gelesen. Die Eckdaten bilden Schillers Sturm auf die Jenaer Universität sechs Wochen vor dem Pariser Sturm auf die Bastille und der napoleonische Sturmangriff auf die bei Jena versammelten Truppen.

Man staunt, wie sich mit dem nach einer vierzigjährigen Friedenszeit erfolgenden weltgeschichtlichen Umbruch solche Kurzweiligkeit erzeugen lässt. Allein Kant, Fichte, Schelling und Hegel sind schon sperrig genug, und sie spielen in dieser Jenaer Trilogie die Hauptrolle. Die Welt war neu zu denken.

Einblicke in die eng miteinander verzahnten Lebensgeschichten der Beteiligten - das waren vor allem die Schlegel-Brüder Wilhelm und Fritz, ihre Begleiterinnen Caroline Böhmer und Dorothea Veit in einer "offenen" Wohngemeinschaft - zeigen einen Lebensalltag, dessen hochfliegende Gedankenwelt keineswegs immer Antworten auf die Lebenspraxis bereithält. Dafür ist es oft auch zu unaufgeräumt. Die junge Generation stellt die kleine Universitätsstadt insofern auf die Probe, als sich diese "freien Geister" in ihrer Kommune neu entwerfen. Aber was heißt da "frei"? Caroline, schließlich geschiedene Schlegel und endlich verheiratete Schelling, ist mit Jahrgang 1763 die älteste. Ihre Rivalin Dorothea (Brendel), Tochter von Moses Mendelssohn, geschiedene Veit, und endlich mit Fritz verheiratete Schlegel, ist nur ein Jahr jünger. Beide sind nur geringfügig älter als die im fünften Jahr dieser kurzlebigen "Republik" auftauchende Madame de Staël, die von Berlin aus mit dem älteren Schlegel-Bruder Wilhelm zurückkehrt in die Schweiz und von da zu europäischen Reisen aufbricht. Die anderen sind in den 1770er Jahren geboren.

Der Autor entwirft Alltagsszenen, die dem Leser lebenspraktische Verwicklungen oder Augenblicke der Entstehung von literarischen oder philosophischen Werken vor Augen führen sollen. Hinzu kommen Rückgriffe auf Hölderlin, Schelling und Hegel im Tübinger Stift und Vorgriffe auf die Berliner Zeit von August Wilhelm Schlegel.

Einer der Rückblicke ins Jahr 1799 vergegenwärtigt die Gemäldegespräche in Dresden. Die Dresdner Zeit erbringt den praktischen Beweis, dass Symphilosophieren funktionieren kann. In Novalis' "Blütenstaub"-Fragment heißt es: "Wir träumen von einer Reise durch das Weltall, ist denn das Weltall nicht in uns?" Geschichte sei ein Evangelium und Novalis ihr Verkünder. Sie haben in Jena um 1800 groß gedacht. Mit Kant sei die Sonne aufgegangen, mit Fichte sei es recht hell geworden, Schelling aber habe mit der ästhetischen Anschauung den Schlussstein in die Philosophie gesetzt.

Ein solcher Problemaufriss bleibt nicht ohne Reibungen, vor allem, wenn das Denken mit dem Nichts beginnen soll. Das Wagnis der Freiheit war von der Tübinger Losung "Freiheit und Vernunft" und von Kants klassizistischem "Sapere aude" durchdrungen. Man wollte über Kants Grenzen hinaus und musste doch hinter sie zurück. Zugleich war eine Rückkehr der Philosophie in sich selbst gefordert. Germaine de Staël, die für ihre Darstellung "De l'Allemagne" Material sammelte, erhielt von Fichte eine fünfzehnminütige Einführung in Kant. Sie sah die deutsche Literatur sowie die Philosophie in Blüte und gewann im älteren Schlegel einen besonnenen Ratgeber.

Was die Vätergeneration Lessing, Mendelssohn, Wieland in Gang gesetzt hatte und was in Weimar daraus wurde, dissoziierte sich in Philosophie und Literatur. Voraussetzung für die große, umfassende Einheit allen Denkens und Seins war die unendliche Freiheit. Der Jenaer Kreis hat seine Programme im "Athenaeum" und einem Rezensionsorgan wie der "Allgemeinen Literatur-Zeitung" - auch wenn die Naturwissenschaften beispielsweise im Falle des Physikers Johann Wilhelm Ritter vernachlässigt sind - unter Beweis gestellt und auch Kritik dafür geerntet.

"Die Wahrheit liegt nicht eingeschlossen wie in einer Nuss, die das Denken bloß zu knacken bräuchte", vermerkt der Autor, "Philosophie ist kein Studentenfutter." Aber die Nussknackerei, wie sie hier zur Teilnahme anregt, ist schon selbst ein lustvolles Unternehmen, dem man viele Leserinnen und Leser wünscht.

KLAUS MANGER

Peter Neumann:

"Jena 1800". Die Republik der freien Geister.

Siedler Verlag, München 2018. 256 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon MatthiasBreimann am 29.01.2021
Im Jahre 1789 ist Europa im Wandel, denn mit dem Sturm auf die Bastille unter dem berühmten Motto "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit, beginnt die Französische Revolution und der Ruf nach Freiheit wird immer lauter und erreicht auch den Rest Europas. So auch unter den einflussreichsten Philosophen Deutschlands. Doch zu jener Zeit entwickelt sich auch eine neue Hochburg des denkerischen Lebens und der geistigen Elite, denn was früher Weimar war ist jetzt Jena.Hier kommen sie zusammen, Goethe, Schelling, Schlegel, Tieck, Novalis und andere große Denker und gehen nicht nur wissenschaftlichen, metaphysischen Fragen nach sondern auch politischen und humanistischen Fragen, wie "was ist Freiheit?" nach.......Ein sehr interessantes Werk, wobei der Autor viele Facetten abdeckt und kombiniert. Zusammengefasst könnte man sagen, es ist ein Werk das Geschichte, Philosophie, Poesie und Biografien harmonisierend vereint. Denn einerseits erzählt das Buch über die Lage Europas/Deutschlands während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, andererseits geht er auf viele philosophische Ideen, Schriften und Gedanken ein und erläutert sie dem Leser und zusätzlich geht er genauer auf den Alltag und das Leben einiger großer Geister des Deutschen Idealismus ein, unter anderem eben Novalis, die Brüder Schlegel, Schelling, Fichte uvm. Dazu kommen sogar einige poetische Werke nicht zu kurz und schwarz-weiß Abbildungen.Zusätzlich gibt es im Buch eine kurze Zusammenfassung der Lebenswege der genannten Philosophen, eine Zeittafel wo alles nochmalig und kurz erläutert wird und Anmerkungen zu Gedichten, Schriften und einiges mehr.Zwar ist es ein Werk für Interessierte für Philosophie, aber auch für Leser zeitgeschichtlicher Werke kann man es ohne weiteres nur empfehlen. Aber auch für jeden interessierten Leser ist es ohne weiteres geeignet da es verständlich und unterhaltsam mit einigen humoristischen Pointen und Fakten verfasst ist.Viele Themen in einem kurzen und interessanten Werk, harmonisch vereint.
LovelyBooks-BewertungVon GAIA am 13.01.2019
Gut zu lesen, wissenswert, empfehlenswert