**** Worum geht es? ****
Das Leben in einem Kinderheim in den 1950er Jahren. Waise oder Findelkind, ein wichtiger Unterschied, den auch Nina in ihrer Zeit kennenlernen werden muss. Nicht gewollt, von niemanden gewollt, krank und schwach, verschmäht und einsam. Doch dann kommt Lucia ins Heim und sie beide verbindet eine Freundschaft. Doch auch hier muss Nina lernen, dass nichts für immer währt, so vielleicht auch mit ihrem verschmähten Schicksal?
**** Mein Eindruck ****
Das Buch berührte mich bereits zu Beginn zutiefst. Das Schicksal der Kinder und das alles aus der Sicht eines kleinen Mädchens zu erleben ließ das Geschehen umso drastischer wirken. Die Welt und die Charaktere um die Protagonistin herum sind einfach gnadenlos. Das Buch ist geprägt von dem Gefühl fehl am Platz, nicht gewollt zu sein. Das Buch spielt in einer gänzlich anderen Zeit, 1950er Jahre, die Atmosphäre wird durchweg transportiert, und dennoch durfte ich mich im Sinne der heutigen Zeit fragen, was hat sich daran eigentlich geändert? Ich suchte, wie die Protagonistin selbst, nach einem Lichtblick und freute mich über jede noch so kleine positive Wendung. Ich wollte wissen, wie sie sich entwickelt, konnte das Buch nicht beiseite legen, dabei wird hier kein bewusster Spannungsbogen aufgebaut. Ich konnte mich einfach sehr gut in die Welt hineinversetzen und wurde durch nichts aus ihr herausgerissen. Gelungen! Eine Geschichte die sprachlich durch und durch gekonnt formuliert ist, Gefühle auf den Punkt bringt, Momente authentisch ausstaffiert und an den richtigen Momenten weiß, wann es Zeit ist in eine nächste Szene überzugehen. Und doch ist dies kein Buch über Freundschaft, der Titel verfehlt den Inhalt, auch wenn es eine Freundin gibt, es geht inhaltlich unter aufgrund der Fülle der anderen Momente. Auch die Erzählsprünge im Fortgang der Geschichten verwirrten eher, als dass sie halfen, konnten insgesamt meine Begeisterung aber nicht gänzlich eindämmen. Und das Ende, ja das berührte mein Herz auf ganz besondere Weise. Hoffnung pur!
**** Empfehlung? ****
Inhaltlich wurde in diesem Buch viel richtig gemacht, ein emotionales Ausnahmebuch, dass Fans von zeitgenössischen Romanen gelesen haben sollten, wenn über die Titelwahl und mancher Sprünge hinweggesehen werden kann.