Annie Zimmerman ist eine Therapeutin, die einst selbst große Probleme hatte und deswegen in Therapie musste. Sie versteht also wirklich, was in Menschen vorgeht, die Hilfe suchen und wie schwer es ist, diese anzunehmen. Ihre Erfahrungen, sowohl die eigenen als auch die ihrer Patientinnen, erzählt sie hier unglaublich einfühlsam und wertschätzend und gibt dem Leser anhand praktischer Beispiele kleine Impulse und Übungen an die Hand, wie man mit den gängigsten Problemen umgehen kann. Natürlich ersetzt dieses Buch keine Therapie, aber das ist auch nicht der Anspruch.
Zuerst blicken wir auf uns selbst und unseren Umgang mit uns: Depressionen, Angst, Stress, Sucht, Selbstkritik. Wo müssen wir ansetzen, was kann man ändern? Schon in diesen ersten Kapiteln habe ich einige wichtige Impulse erhalten. Dann gehen wir zum Hauptfokus des Buches: Beziehungen. Hier behandelt die Autorin Aspekte des Single seins, des Datings, Bindungsmuster, Konflikte und auch Trennungen.
Ich habe das ganze Buch gelesen und wirklich einiges mitnehmen können, auch wenn es natürlich nur an der Oberfläche kratzt. Es wird klar, dass unser Verhalten fast immer eine Reaktion auf Erlebnisse in Kindheit und Jugend ist und wir viel tiefer ansetzen müssen. Beim Erarbeiten der Übungen sind auch einige Tränen geflossen.
Was mir nicht so gut gefallen hat war, wenn die Autorin erzählt hat, wie sehr sie sich für ihre Patienten freut, mitleidet und reagiert. Ja, sie zeigt damit ihre Menschlichkeit, ihr Mitgefühl, aber es gibt doch genug Menschen, die dann Angst haben, die eigenen Probleme könnten die Therapeutin belasten. Ich war mal selbst so ein Mensch und hätte nach dem Buch wahrscheinlich gezögert, eine Therapie zu beginnen.
Alles in allem ein wirklich schönes Buch mit guten Impulsen, gerade im Beziehungsbereich. Interessant für alle, die über eine Therapie nachdenken und auch als Therapiebegleitung sehr wertvoll.