Besprechung vom 16.07.2020
Schwimmen kann so wild sein
Zunächst eine Warnung: 2016 ertranken in Deutschland vierhundertsechs Menschen in Flüssen, Bächen, Seen und Teichen. Somit ereigneten sich fast Dreiviertel aller tödlichen Badeunfälle an unbewachten Binnengewässern. Zu den "Don'ts", die dem Buch vorangestellt sind, gehören daher übermäßiger Alkoholgenuss in Wassernähe oder ein Sprung in unbekannte Gewässer. Ist notiert. Und nun die Badehose eingepackt, und auf zu einem der hundertdreizehn wilden Schwimmstellen im Land, die der Rettungsschwimmer und Wild-Swimming-Pionier Hansjörg Ransmayr erkundet hat. Merke, Wild Swimming ist im Trend, so wie das Waldbaden auch. Wobei Wild Swimmer die Sehnsucht nach echten Naturerlebnissen auch in der Stadt stillen können, man denke nur an das Falkensteiner Elbufer in Hamburg-Blankenese oder die Ziegelwiese an der Saale in Halle. Denn als wild gilt jede Schwimmmöglichkeit, die ohne Bademeisteraufsicht oder Eintrittsgeld auskommt. Alles andere geht als Outdoor-Swimming durch. Doch die Grenzen sind fließend. Im Meerfelder Maar in der Eifel darf offiziell nur an der ausgewiesenen Badewiese abgetaucht werden, und das auch nur von Mai bis September. Wildes Baden nach Saisonende wird allerdings toleriert. Na bitte. Weniger auf die Saison als auf den Tidenstand kommt es in der Nordsee an, so etwa auf der Hallig Oland. Bei Ebbe liegt der Wild Swimmer im Schlick. Was einem in Bayern, dem Land von Schlossrinn-, Tatzelwurm-, und Josefstaler Wasserfall eher nicht passiert.
ksi
"Wild Swimming Deutschland" von Hansjörg Ransmayr. Haffmans Tolkemitt Verlag, Berlin 2020. 268 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert
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